ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2010; 119(4): 143
DOI: 10.1055/s-0030-1254365
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Endodontie im anderen Licht

Cornelia Gins
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Publication Date:
30 April 2010 (online)

Selbstverständlich sind alle Gebiete der Zahnheilkunde für die Kollegen von großem Interesse, das Hauptaugenmerk liegt in der letzten Zeit jedoch auf Veröffentlichungen zu Themen in der Parodontologie und Implantologie sowie der Endodontie/Endodontologie. Die Bearbeitung, die Reinigung und der Verschluss des Wurzelkanals gehört für viele Kollegen zwar zur täglichen Therapieentscheidung, doch bleibt zunehmend ein ungutes Gefühl. Hört man sich in „einschlägigen“ Kreisen um, geht ohne Mikroskop eigentlich gar nichts. Doch wie viele Kollegen können so ein tolles Gerät ihr Eigen nennen? Sicher, die Lupenbrille ist immerhin besser als nichts. Und die Industrie hat uns inzwischen sehr effizientes und unkompliziert zu bedienendes Equipment für die Aufbereitung zur Verfügung gestellt. Das erleichtert die Behandlung schon mal kolossal. Wir sind auch bestens darüber informiert, wie viele Kanäle ein Molar noch haben kann neben den bekannten und zumeist auch abgerechneten drei. Unstrittig sind Aufbereitungs- und Fülltechniken sowie die Spülprotokolle.

Bewundernd verfolge ich immer wieder Bildserien auf Fortbildungsveranstaltungen, in denen umfangreiche, ostitische Veränderungen mit großem vor allem zeitlichem Aufwand erfolgreich therapiert wurden. Vielleicht ist es gerade dieses Wissen, das mir die „Leichtigkeit“ im Umgang mit der Endodontie inzwischen genommen hat. Die Röntgenkontrollaufnahme gibt zwar zunächst ein beruhigendes Gefühl, wenn der physiologische Apex erreicht ist, doch ein leiser Zweifel bleibt immer. Hat man doch inzwischen lernen müssen, dass ein zweidimensionales Bild niemals die ganze Wahrheit zeigen kann. Und nun ist für mich noch ein neuer Denkansatz ins Spiel gekommen: die Umwelt-ZahnMedizin. Ich hatte schon in meinem ersten Editorial dieses Jahres erläutert, warum ich dieses Gebiet so interessant und wichtig finde. Nach der Einführung in das Thema in der Januar/Februar-Ausgabe, können Sie sich aktuell darüber informieren, welche Auswirkungen eine endodontische Therapie bei chronisch kranken Patienten haben kann. Der devitale Zahn ist immer schon im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen diskutiert worden. Die Herd-Theorie oder Fokus-Suche wurde zwar immer wieder belächelt und auch bestritten, aber widerlegt werden konnte sie auch nicht.

Ich sehe Ihr Stirnrunzeln und Kopfschütteln direkt vor mir. Zugegeben, so einfach die immunologischen Zusammenhänge zu verstehen sind, so schwer sind sie für die Praxis zu erfassen. Glauben Sie mir, als ich die ersten Veranstaltungen zu diesem Thema besucht habe, habe ich mich immer wieder gefragt, ob ich das alles wissen will. Ich würde mir wünschen, dass die Beiträge zur Umwelt-ZahnMedizin ein wenig dazu beitragen, die eingefahrenen Denkmuster zu hinterfragen. Geben Sie uns doch mal Ihr Feedback. Ich würde mich freuen.

Ihre

Cornelia Gins

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