Rofo 2010; 182(8): 653
DOI: 10.1055/s-0030-1255488
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Dünndarmtumoren - MR-Enteroklyse: hohe diagnostische Genauigkeit

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Publication Date:
30 July 2010 (online)

 

Zur Diagnose von Dünndarmtumoren steht neben der konventionellen sowie der CT-Enteroklyse, der Videokapselendoskopie und der Doppelballonendoskopie seit einiger Zeit auch die MR-Enteroklyse zur Verfügung. Eine niederländische Arbeitsgruppe untersuchte die diagnostische Qualität des Verfahrens in einer retrospektiven Studie. Radiology 2010; 254: 765-773

Van Weyenberg et al. nahmen in ihre Untersuchung insgesamt 91 Patienten auf, bei denen unter dem klinischen Verdacht auf einen Dünndarmtumor zwischen September 2004 und Juli 2007 eine MR-Enteroklyse durchgeführt worden war. Die Patienten waren zwischen 18 und 83 Jahren alt (im Mittel: 53,1 Jahre), 43 Patienten waren weiblich. Als Indikation für die Untersuchung lagen vor:

bei 25 Patienten eine Eisenmangelanämie, bei 21 eine Dünndarmobstruktion, bei 12 ein bekanntes Polyposis-Syndrom, bei 11 persistierende abdominale Schmerzen, bei 5 eine gastrointestinale Blutung, bei 4 eine Vorgeschichte mit Dünndarmadenomen, bei 3 ein unklarer Gewichtsverlust, bei 3 eine vermutete Dünndarmfistel, bei 2 ein Adenokarzinom mit unklarem Primarius, bei 2 Diarrhöe und bei jeweils einem Patienten ein enteraler Proteinverlust, ein vermutetes Afferent-Loop-Syndrom und eine Ileostoma-Dysfunktion.

KM-angehobene Sequenz eines MRT-Sellink (Bild: Radiologische Uniklinik Tübingen).

Die Ergebnisse der MR-Enteroklyse wurden verglichen mit denen einer Doppelballonendoskopie (45 Patienten), einer chirurgischen Exploration (18 Patienten), einer Ösophagogastroduodenoskopie (3 Patienten), einer Ileokoloskopie (2 Patienten), einer Autopsie (2 Patienten) oder dem klinischen Follow-up über einen Zeitraum von mehr als 18 Monaten (21 Patienten). Bei 32 Patienten konnte mit einer der Referenzmethoden ein Dünndarmtumor bestätigt werden, bei 19 Patienten handelte es sich um eine maligne Neubildung. Jeweils 2 Radiologen beurteilten die MR-Enteroklysen. Dabei lag die Sensitivität der Methode bei 0,91 bzw. 0,94 und die Spezifität bei 0,95 bzw. 0,97. Als Zeichen für Malignität nennen die Autoren:

Einzelläsionen, nicht gestielte Tumoren, längere Läsionen und die Infiltration ins mesenteriale Fettgewebe.

Die Autoren nennen einige Nachteile anderer Verfahren, die die MR-Enteroklyse als diagnostische Methode vergleichsweise attraktiv machen: Die oft unvollständige Aufzeichnung des Dünndarms und das Fehlen der Beurteilbarkeit transmuraler Strukturen bei der Videokapsel sowie den hohen Zeitaufwand und die Komplikationsrate der Doppelballonenteroskopie.

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