Radiologie up2date 2011; 11(3): 231-246
DOI: 10.1055/s-0030-1256430
Neuroradiologie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kopfschmerzen – mehr als nur Sinusitis

Headaches – more than just sinusitisM.  Knauth
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. September 2011 (online)

Preview

Zusammenfassung

Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden, die Patienten zum Arzt führen. Die International Headache Society differenziert gut 190 Kopfschmerztypen und unterscheidet in dieser Klassifikation primäre von sekundären Kopfschmerzen. Der vorliegende Artikel fokussiert auf die sekundären Kopfschmerztypen, bei denen eine bildmorphologisch erkennbare und u. U. therapierbare Ursache zugrunde liegt.

Abstract

Headaches are among the commonest somatic complaints seen in clinical practice. The International Headache Society differentiates about 190 types of headaches. This article focuses on the variety of secondary headaches with a radiologically identifiable cause.

Kernaussagen

  • Die International Headache Society differenziert gut 190 Kopfschmerztypen und unterscheidet primäre von sekundären Kopfschmerzen. Bei den primären Kopfschmerzen ist der Spannungskopfschmerz mit einer Prävalenz von bis zu 50 % der häufigste.

  • Patienten mit sekundärem Kopfschmerz gilt es herauszufinden, weil nicht jeder Patient mit Kopfschmerzanamnese neuroradiologisch untersucht werden kann.

  • Schmerzempfindliche Strukturen im Gehirn sind die durch den N. trigeminus sensibel innervierten Hirnhäute und die Blutgefäße.

  • Bei den vaskulären Ursachen sekundärer Kopfschmerzen kommen SAB, spontane intraparenchymale und traumatische Blutungen, Sinus-/Hirnvenenthrombosen, Infarkte, hypertensive Enzephalopathien, Dissektionen und Vaskulitiden infrage.

  • Intrakranielle Entzündungen gehen häufig mit Kopfschmerzen einher und werden durch Meningitiden, Enzephalitiden, Abszesse und Empyeme hervorgerufen.

  • Gesteigerter und zu niedriger Liquordruck können jeweils Kopfschmerzen verursachen. Ursachen des gesteigerten Liquordrucks sind die vermehrte Produktion (sehr selten), behinderter Liquorfluss oder die verminderte Resorption des Liquors. Beim Liquorunterdruck liegt meist ein Liquorleck vor.

  • Hirntumoren können durch die von ihnen ausgehende Raumforderung und damit verbundene Steigerung des intrakraniellen Drucks Kopfschmerzen verursachen. Auch kleine Tumoren können bei strategischer Lage, d. h. wenn sie nahe einer der Engen des Ventrikelsystems liegen und zum Liquoraufstau führen, Kopfschmerzen verursachen.

  • Letztlich können auch ganz „banale” Sinusitiden Kopfschmerzen verursachen. Ihre Diagnose ist meist klinisch möglich und nur beim Befall des Sinus sphenoidalis evtl. trickreich.

  • Bei der Vielzahl der infrage kommenden und ätiologisch grundverschiedenen Pathoentitäten ist es nicht möglich, ein „one-size-fits-all”-Untersuchungsprotokoll anzugeben.

Literatur

Prof. Dr. med. Michael Knauth

Georg-August-Universität Göttingen
Universitätsklinikum Göttingen
Abt. Neuroradiologie

Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen

Telefon: 0511/39-6644

Fax: 0511/39-4038

eMail: michael.knauth@med.uni-goettingen.de