Dtsch Med Wochenschr 2010; 135(28/29): 1417
DOI: 10.1055/s-0030-1262425
Editorial

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Dermatologie: Ein facettenreiches Fach mit vielen Chancen einer sinnvollen interdisziplinären Zusammenarbeit

Dermatology: a multi-faceted field with many chances of expedient interdisciplinary cooperationC. Berking1 , T. Ruzicka1
  • 1Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig Maximilians Universität München
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Publication Date:
07 July 2010 (online)

Die wichtigsten 2 Quadratmeter eines jeden Menschen sind seine Haut. Sie übernimmt zentrale Aufgaben wie Barrierefunktion, Temperaturregulation, Sinneswahrnehmungen, Vitamin-D-Synthese, Exkretion und Resorption und ist nicht nur ein Spiegel des Alters, sondern auch der inneren Organe und des inneren Befindens. Die Dermatologie schaut in diesen Spiegel und nutzt vielfältige Möglichkeiten, das kranke Bild zu erkennen und zu reparieren: zum einen von außen vornehmlich durch wirkstoffhaltige Topika, Phototherapie, photodynamische Therapie, Dermato-Chirurgie und Lasertherapie, zum anderen von innen durch Medikamente oral, subkutan oder intravenös sowie durch die extrakorporale Photopherese. Zu den Schwerpunkten innerhalb der Dermatologie gehören die Allergologie, Phlebologie, Venerologie, Andrologie sowie die Dermato-Chirurgie, -Onkologie und -Histopathologie, um nur Beispiele zu nennen.

Zu den häufigsten Dermatosen des Jugend- und Erwachsenenalters zählen die Akne und die Rosazea. Prof. Percy Lehmann erläutert in seinem Beitrag die stadiengerechte Therapie bei diesen Erkrankungen, die heute sehr gut beherrschbar sind und nicht mehr zu einer psychisch stark belastenden Stigmatisierung in sensiblen Lebensabschnitten führen müssen.

Oft vernachlässigt, da mit Scham besetzt, ist das perianale Ekzem, welches unterschiedliche Ursachen haben kann. Für die topische Therapie liefert praktische Tipps und wertvolle Hinweise der proktologisch versierte Dermatologe PD Dr. Jürgen Schauber.

In einem eindrücklichen Fallbericht von Dr. Andrea Niedermaier, Dr. Oleks Kovnerystyy und PD Dr. Markus Braun-Falco soll auf die Zunahme an Syphilis-Infektionen in Deutschland aufmerksam gemacht werden, die im Zuge der erfolgreichen hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) bei HIV-Infizierten beobachtet wird.

Die Psoriasis ist mit einer Inzidenz von 2 – 3 % eine sehr häufige chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die durch ihre regelmäßige Mitbeteiligung der Gelenke in 20 – 30 % der Patienten und durch die überzufällig häufige Assoziation mit metabolischem Syndrom und kardiovaskulären Erkrankungen mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität einhergeht. Der Beitrag von Dr. Peter Weisenseel und Prof. Jörg Prinz zeigt diese signifikanten Komorbiditäten auf und unterstreicht die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit der Dermatologie mit der Rheumatologie, der Kardiologie und Endokrinologie, um nur Beispiele zu nennen.

Ein ebenfalls sehr häufiges chronisches Krankheitsbild ist das Ulcus cruris, an dem etwa 1,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden. Hier steht neben einer professionellen Wundversorgung unter Beachtung des zunehmenden Problems einer Besiedelung mit multiresistenten Keimen (MRSA) die Ursachenforschung an erster Stelle, um eine adäquate Therapie einleiten zu können. Auf die vielen ätiologischen Facetten des Ulcus cruris gehen Dr. Isabell Sick und Prof. Thomas Ruzicka anschaulich in diesem Heft ein.

In der Ätiologie von postoperativen Beschwerden bei Patienten mit endoprothetischer Gelenkversorgung hat sich in den letzten Jahren eine vormals oft unbeachtete Ursache als wichtig bei der Diagnostik herausgestellt: die Kontaktallergie gegen Metalle und Knochenzementbestandteile. Die Arbeitsgruppe um Prof. Peter Thomas stellt neueste Daten zur Implantatallergie in einem Originalbeitrag vor. Hier hat sich eine enge Zusammenarbeit mit den Kollegen der Orthopädie entwickelt, und ein eigenes Zentrum mit einer wöchentlichen Sprechstunde steht an unserer Klinik Patienten mit Verdacht auf Endoprothesenunverträglichkeit zur allergologischen Diagnostik offen.

Schließlich wird eine seltene Subgruppe des malignen Melanoms, das akrolentiginöse Melanom am Nagel, von Dr. Katharina Gauwerky und Prof. Carola Berking vorgestellt. Hier ergeben sich auch für den Dermatologen nicht selten diagnostische Herausforderungen, vor allem in der Abgrenzung zur häufigen banalen Hämorrhagie des Nagels.

Wir freuen uns sehr, dass aus Anlass der 22. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München, bei der Rekordteilnehmerzahlen mit bis zu 3000 dermatologisch tätigen Kolleginnen und Kollegen erwartet werden, wieder ein Dermatologie-Schwerpunktheft der DMW entstanden ist, und wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.

Prof. Dr. Carola Berking

Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München

Frauenlobstr. 9–11

80337 München

Email: Carola.Berking@med.uni-muenchen.de

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