Rofo 2010; 182(9): 744
DOI: 10.1055/s-0030-126260
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Prostatakarzinom – Multiparametrische MRT-Untersuchungen diagnostisch genau

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Publication Date:
25 August 2010 (online)

 

Prostatakarzinome werden immer frühzeitiger erkannt und stellen eine Herausforderung für die bildgebende Diagnostik dar. Bei den üblicherweise eingesetzten T2-gewichteten MRT-Sequenzen besteht das Problem der Unspezifität. Läsionen mit niedriger Signalintensität können auch Vernarbungen, Hyperplasie oder Entzündung abbilden. Eine US-amerikanische Arbeitsgruppe untersuchte die diagnostische Qualität einer sogenannten multiparametrischen MRT-Untersuchung. Radiology 2010; 255: 89–99funktionellen

Turkbey et al. nahmen in ihre prospektive Studie zwischen Juni 2004 und Dezember 2007 insgesamt 70 Patienten auf, bei denen ein bioptisch gesichertes Prostatakarzinom vorlag. Das durchschnittliche Alter der Patienten betrug 60,4 Jahre, der mittlere Gleason-Score lag in der Kohorte bei 7. Bei allen Patienten wurde eine radikale Prostatektomie durchgeführt. Die MRT-Untersuchungen erfolgten an einem 3-T-Gerät mit einer 6-Kanal-Cardiac-Spule und einer endorektalen Spule. Es wurden jeweils T2-gewichtete Sequenzen, eine MR-Spektroskopie sowie dynamische Kontrastmittelsequenzen durchgeführt. Zur Auswertung wurden die Ergebnisse der MRT-Untersuchungen mit denen der histologischen Aufarbeitung der Resektate verglichen. Die Organe wurden dazu in jeweils 30 Sektionen aufgeteilt.

T2w-TSE-Bild (TR 3500 ms, TE 96 ms, ETL 13) der Prostata. Die rote Linie umschließt die ausgewertete ROI des Prostatakarzinomareals (Gleason-Score 4 + 4) rechts lateral und die orange Linie die ausgewertete ROI des Prostatakarzinomareals (Gleason-Score 3 + 3) rechts ventral (Bild: Franiel T, Lüdemann L, Taupitz M et al. Fortschr Röntgenstr 2009; 181: 536–542).

In den histopathologischen Untersuchungen fanden sich bei den 70 Patienten in insgesamt 628 Sektionen (von 2100) Tumorläsionen. Die T2-gewichteten MRT-Sequenzen hatten im Vergleich mit den funktionellen Verfahren eine höhere Sensitivität. MR-Spektroskopie und kontrastmittelverstärkte MRT wiesen dagegen eine höhere Spezifität auf. Die Kombination der 3 Methoden führte zu einer Verbesserung von Sensitivität und Spezifität. Durch die multiparametrische Untersuchung konnte ein prädiktiver Wert von 80 % erreicht werden. Größere Tumoren (> 3 mm) und Tumoren mit einem höheren Gleason-Score wurden verlässlicher detektiert. Die Autoren weisen darauf hin, dass in ihrer Untersuchung 34 % der Läsionen ≤ 3 mm waren und dass 72 % der Läsionen einen Gleason-Score von ≤ 7 aufwiesen.

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