Rofo 2010; 182(9): 748
DOI: 10.1055/s-0030-126264
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Neuroradiologie – Zweite Meinung häufig diskrepant zu auswärtigen Befunden

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Publication Date:
25 August 2010 (online)

 

In vielen medizinischen Zentren werden auswärtig angefertigte radiologische Bilder in der eigenen radiologischen Abteilung erneut beurteilt. Eine US-amerikanische Arbeitsgruppe untersuchte, wie häufig die auswärtigen Befunde diskrepant zu den eigenen waren und wie häufig sich daraus für die Patienten prognostische oder therapeutische Konsequenzen ergaben. Radiology 2010; 255: 135–141

Zan et al. führten im Zeitraum zwischen Januar 2008 und Dezember 2008 bei Patienten, die aufgrund unterschiedlichster neuroradiologischer Befunde für eine 2. Meinung in ihr Zentrum übermittelt wurden, eine erneute Beurteilung von den auswärtig angefertigten Darstellungen durch. Bei insgesamt 4534 von 7465 Bildern lagen auch schriftliche, auswärtige Befunde vor, sodass ein Vergleich der internen und der auswärtigen Befunde erfolgen konnte. Die Autoren bewerteten Diskrepanzen nach einem Scoring-System: Mit 1 wurden Darstellungen ohne Diskrepanzen bewertet, mit 2 die Detektion von auswärts nicht aufgefallenen klinisch unwichtigen Befunden und mit 3 die klinisch unwichtige diskrepante Interpretation von Läsionen. Mit 4 oder 5 bewerteten die Autoren Läsionen von klinischer Bedeutung, die entweder neu detektiert (4) oder diskrepant interpretiert wurden (5). Von klinischer Relevanz wurde ausgegangen, wenn die diskrepante Befundung der Bilder zu einer Veränderung der Prognose bzw. der Therapie des Patienten führte, wenn Follow-up-Empfehlungen geändert werden mussten oder wenn die Patienten zur weiteren Diagnostik oder Therapie an andere Spezialisten verwiesen werden mussten als nach den ursprünglichen Befunden erforderlich.

Da die Autoren beim Vergleich von auswärtigen neuroradiologischen Befunden mit denen von Zweitgutachtern an ihrem radiologischen Zentrum häufig diskrepante Befunde feststellten, empfehlen sie, alle auswärtigen Befunde von einem Spezialisten zu beurteilen; Schädel-CT (a), Schädel-MRT (b), (Bild: Radiologische Uniklinik Tübingen).

Insgesamt 347 Untersuchungen (7,7 %) wurden mit einer 4 oder einer 5 beurteilt. Dabei kamen häufiger Diskrepanzen bei der Detektion zuvor nicht beschriebener Läsionen vor (67,1 %) als Diskrepanzen bei der Interpretation von vorbeschriebenen Läsionen (32,9 %). Bei insgesamt 194 der 347 Patienten konnte ein Abgleich der radiologischen Diagnosen mit den definitiven Diagnosen erfolgen. Die definitiven Diagnosen zeigten in 84 % der Fälle die Richtigkeit der intern durchgeführten Zweitbegutachtung.

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