Rehabilitation (Stuttg) 2010; 49(5): 301-307
DOI: 10.1055/s-0030-1262848
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Kommunikation von Patienten mit einer chronischen Erkrankung in einem Internet-Chat zur Nachsorge einer stationären psychosomatischen Behandlung

The Communication of Chronically III Patients in an Internet Chat for Aftercare of Inpatient Psychosomatic TreatmentB. Zimmer1 , M. Moessner1 , H. Kordy1
  • 1Forschungsstelle für Psychotherapie, Universitätsklinikum Heidelberg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Oktober 2010 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Studie: E-Health-Anwendungen öffnen neue Wege für eine sektorenübergreifende, nahtlose Behandlung von Patienten mit einer chronischen Erkrankung. In dieser Studie wird die Inanspruchnahme und das Nutzungsverhalten von Patienten mit mehr als zweijähriger Krankheitsdauer untersucht, denen im Anschluss an ihre stationäre Behandlung eine internetgestützte gruppentherapeutische Nachbetreuung angeboten wird.

Methodik: Die Analyse nutzt Daten der Telefoninterviews, die 12 Monate nach Klinikentlassung durchgeführt wurden und an denen 168 Studienteilnehmer der prospektiven kontrollierten Effektivitätsstudie (73,7%) teilgenommen hatten. Die Häufigkeit und der Zeitpunkt der Aufnahme einer Psychotherapie für Chatteilnehmer und Kontrollen werden verglichen. Mithilfe einer automatischen Textanalyse der Chattexte werden die Inanspruchnahme und das Nutzungsverhalten der Chatnachsorge untersucht. Zur Illustration werden inhaltliche Aussagen der Patienten mit chronischer Symptomatik am Anfang und am Ende ihrer Chatteilnahme zitiert.

Ergebnisse: Patienten mit chronischer Erkrankung nutzen das Angebot einer online-basierten Nachsorge häufiger und aktiver als solche mit kurzer Krankheitsdauer. Sie benutzen häufiger Wörter, die kognitiven Prozessen zugeordnet werden. Teilnehmer an der Nachsorge mit chronischer Erkrankung, die keine zusätzliche ambulante Psychotherapie in Anspruch nehmen, erleiden wesentlich seltener einen Rückfall als Kontrollen ohne psychotherapeutische Unterstützung.

Schlussfolgerung: Für Patienten mit chronischer Erkrankung kann über das Internet eine kontinuierliche, konzepttreue Nachbehandlung angeboten werden, welche die Chancen auf eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheit deutlich erhöht.

Abstract

Aim: E-Health applications open new avenues for seamless care of patients with a chronic disease. This study examines the demand and the usage pattern of an Internet-assisted aftercare group-treatment following inpatient treatment.

Methods: The analysis uses data from telephone interviews which were conducted 12 months after discharge. 168 study participants of the prospective controlled effectiveness study (73.7%) participated. The frequency and the time of beginning an outpatient psychotherapy are compared between controls and chat participants. Computerized text-analyses of the chat-scripts are used to examine the usage pattern of the chat-aftercare. Statements of the patients with chronic symptoms at the beginning and at the end of their chat participation are quoted for illustration of the contents of the group therapy sessions.

Results: Patients with chronic course of illness utilize the online-based aftercare more frequently and more actively than patients with short durations of illness. Words indicating cognitive processes are used more frequently by chat participant with chronic illness. Chat participants with chronic course of illness who are receiving no additional outpatient psychotherapy, relapse considerably less frequently than controls without any psychotherapeutic support.

Conclusion: Patients with chronic course of illness use online aftercare treatment to sustainably improve their health status.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dr. Hans Kordy

Forschungsstelle für

Psychotherapie

Universitätsklinikum Heidelberg

Bergheimer Straße 54

69115 Heidelberg

eMail: hans.kordy@med.uni-heidelberg.de