Mit Liraglutid (Victoza®) erreichten in einer aktuellen Langzeitstudie signifikant
mehr Patienten den kombinierten Endpunkt - einen HBA1c unter 7 % ohne Hypoglykämien und ohne Gewichtszunahme - als mit Sitagliptin.
Die Studie umfasste 665 Typ-2-Patienten mit HBA1c-Werten von 7,5-10 % und dauerte 26 Wochen. 497 Patienten verlängerten ihre Teilnahme
auf 52 Wochen. Die Medikation bestand aus täglich 1,2 mg oder 1,8 mg Liraglutid oder
100 mg Sitagliptin als Add-on zu einer bestehenden Metformintherapie. Beide Liraglutidgruppen
waren nach 1 Jahr signifikant im Vorteil (p < 0,0001), wie Dr. Jörg Lüdemann, Falkensee,
berichtete: Mit 1,8 mg erreichten 50 % den kombinierten Endpunkt, mit 1,2 mg 39 %
und mit Sitagliptin 19 % (Abb. [1]) [1]. Der mittlere HBA1c von 8,4 % sank mit 1,8 mg Liraglutid auf 7 % und mit 1,2 mg auf 7,2 % - signifikant
besser als mit dem Gliptin (Abnahme von 8,5 auf 7,7 %). Dem entspricht, dass in der
1,8 mg-Gruppe doppelt so oft ein HBA1c unter 7 % erreicht wurde als mit dem Gliptin (63 vs. 27 %). Außerdem nahmen die Patienten
mehr ab: mit der höheren Dosis im Mittel 3,7 kg, mit der niedrigeren 2,8 kg und mit
dem Gliptin 1,2 kg [1].
Abb. 1 Den kombinierten Endpunkt (HBA1c < 7 % ohne Hypoglykämien und Gewichtsanstieg) erreichten in beiden Liraglutid-Armen
signifikant mehr Patienten als mit Sitagliptin.
Akzeptanz von Injektionen
Akzeptanz von Injektionen
Idealer Liraglutid-Patient sei der frühe Typ-2-Diabetiker, der nach dem Start mit
Metformin im nächsten Schritt Liraglutid erhält, so Dr. Andreas Liebl, Bad Heilbrunn.
Dies gilt insbesondere für Patienten mit Übergewicht. Beispiel ist eine 69-jährige
Rentnerin mit 2-jähriger Diabetesdauer. Blutzuckerwerte, HBA1c und Gewicht der Patientin waren trotz 2 × 1000 mg Metformin pro Tag verbesserungsbedürftig.
Mit zusätzlich 1,2 mg Liraglutid erreichte sie in wenigen Tagen gute Glukosewerte
zwischen 78 und 167 mg/dl im Blutzucker-Tagesprofil. Der HBA1c ging von 8,2 auf 6,9 % zurück und ihr Gewicht sank von 116 auf 111 kg. Auch die Appetitkontrolle
fiel jetzt leichter: Liraglutid bewirkt neben der glukoseabhängigen Steigerung der
Insulinabgabe und Hemmung der Glukagonsekretion auch ein stärkeres Sättigungsgefühl
[1]. Die erfolgreiche Blutzucker- und Gewichtssenkung motivieren nach Liebls Erfahrung
die Patienten dann auch oft zu mehr Bewegung. Dass der Wirkstoff einmal am Tag injiziert
wird, sei kein Problem, wenn man den Patienten erkläre, dass sie dadurch Glukose und
Gewicht mindern könnten. Zögerlichen Kandidaten demonstriert Liebl die Schmerzlosigkeit
am eigenen Leib und bietet ihnen an, die Therapie einige Wochen zu testen - mit Rückgabegarantie.
Das klappt meistens.
Niedriges Hypoglykämierisiko
Niedriges Hypoglykämierisiko
Zu Beginn der Therapie mit Liraglutid kann Übelkeit auftreten, sie geht aber meist
innerhalb einiger Wochen zurück. Und eine Metaanalyse der 6 LEAD-Studien (Liraglutide
Effect and Action in Diabetes) mit über 4000 Probanden zeigt, dass die Gewichtsabnahme
im Vergleich zu Placebo auch ohne gastrointestinale Nebeneffekte signifikant ist [2]. Generell nahm mit Liraglutid zudem der mittlere Bauchumfang - als Hinweis auf das
viszerale Fettdepot - ab und im Vergleich zu Placebo, Rosiglitazon und einem Sulfonylharnstoff
verringerte sich der Body-Mass-Index (BMI) eindeutig [3], [4]. Auch die Proinsulin/Insulin-Ratio ging zurück. Das gilt als Hinweis auf eine verbesserte
Betazellfunktion [5]. Darüber hinaus unterstreichen die Daten das niedrige substanzeigene Unterzuckerungsrisiko
von Liraglutid. Selbst bei niedrigen HBA1c-Werten traten Hypoglykämien nicht wesentlich häufiger auf, so Lüdemann [6].
Fazit
Fazit
Liraglutid sei gut verträglich und in der HBA1c-Senkung effektiver als Sitagliptin, so Lüdemanns Fazit. "Es senkt Gewicht, BMI und
Bauchumfang unabhängig von Nebenwirkungen und ohne neutralisierende Antikörper und
verbessert die Betazellfunktion. In der (empfohlenen) Kombination mit Metformin führt
es sicher zu Zielwerten ohne Hypoglykämien." Die Gewichtsvorteile und das geringe
Hypoglykämierisiko lassen zudem auf mehr hoffen: "Liraglutid", so der Diabetologe,
"hat das Potenzial, beim Typ-2-Diabetes die Behandlungsparadigmen zu verändern und
das kardiovaskuläre Risiko zu vermindern."
Helga Brettschneider
Quelle: Post-ADA-Roundtable "Von Fall zu Fall: Victoza® in der Therapie des Typ-2-Diabetes",
Mainz, 18.8.2010. Dieser Text entstand mit freundlicher Unterstützung von Novo Nordisk.
Die Autorin ist freie Journalistin.
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Diabetesaktion in Apotheken
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