Der Klinikarzt 2010; 39(11): 525
DOI: 10.1055/s-0030-1269785
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Transfemoraler Aortenklappenersatz – Chance für "inoperable" Patienten

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Publication Date:
29 November 2010 (online)

 
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Die Aortenstenose ist mit einer Prävalenz von 2-7 % bei den über 65-Jährigen die häufigste Herzklappenerkrankung in Deutschland. Unbehandelt liegt die Mortalität bei symptomatischer schwerer Aortenstenose bei ca. 50 % innerhalb von 2 Jahren. In Deutschland bestehen bei über 30 % dieser Patienten Kontraindikationen für einen konventionellen chirurgischen Aortenklappenersatz (Tab. [1]).

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Tab. 1 Kontraindikationen fÃŒr chirurgischen Aortenklappenersatz.

Wie Prof. Wolfgang Rottbauer aus Ulm erläuterte, profitieren Patienten mit hochgradiger symptomatischer Aortenklappenstenose, die als "inoperabel" gelten (Euroscore < 20 %, Gebrechlichkeit, Komorbiditäten und Lebenserwartung) von einem transfemoralen Aortenklappenersatz mit CoreValve.

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Neues schonendes Verfahren

Die neue Herzklappe CoreValve besteht aus Schweineperikard, das von einem Stützgeflecht aus Nitinol (Legierung aus Nickel und Titan mit hoher radialer Kraft), ähnlich einem Stent umgeben ist. Die Herzklappe samt Stützgeflecht wird in Eiswasser getaucht und mithilfe eines speziell entwickelten Systems in einer Schutzhülle auf einen winzigen Durchmesser gefaltet, der kathetergängig ist. Über die Leistenarterie kann die Klappe dann unter Röntgenkontrolle an der richtigen Stelle positioniert werden. Nach dem Rückzug der Schutzhülle entfaltet sich das Stützgeflecht mit der Klappe durch die Körperwärme. Dabei werden die Segel der nicht mehr funktionstüchtigen Aortenklappe an die Gefäßwand gedrückt, wobei die Koronarien frei bleiben. Das Stützgeflecht passt sich an die Anatomie der Mündung der Aorta in die linke Herzkammer an und verankert sich so selbst. Die neue Klappe beginnt sofort zu arbeiten.

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Bisherige Studienergebnisse

Auch wenn bisher weltweit über 8 000 dieser Eingriffe erfolgt sind, handelt es sich immer noch um ein experimentelles Verfahren, wie Prof. Hüseyin Ince, Rostock, erläuterte. Langzeitdaten liegen derzeit noch nicht vor, allerdings sind die bisherigen Daten positiv. Die Sterblichkeit liegt bei ca. 7 % und 80 % der Patienten sind nach der Prozedur symptomfrei, was NYHA I-IIa entspricht. Seit 2010 tragen die Krankenkassen die vollen Kosten für die Prozedur.

Um verlässliche Langzeitdaten zu erlangen, werden die Daten aller Patienten zentral im Aortenklappenregister Ludwigshafen erfasst. Zusätzlich wird die Advance-Studie initiiert, deren Ziel es ist, das klinische Ergebnis einer perkutanen Aortenklappenimplantation bei Patienten mit schwerer Aortenklappenstenose zu evaluieren, denen das Medtronic CoreValve-System implantiert wird. Auch Daten zur Sicherheit, Gesundheitsökonomie und Lebensdauer werden erfasst.

Sabine Hoppenstock, Gerlingen

Quelle: Pressekonferenz "Geschenkte Jahre - OP ohne Schnitt erschließt den Aortenklappenersatz bisher nicht therapierbarer Patientengruppen", am 8. April 2010 in Mannheim. Veranstalter: Medtronic GmbH, Meerbusch.

 
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Tab. 1 Kontraindikationen fÃŒr chirurgischen Aortenklappenersatz.