Diabetes aktuell 2010; 8(7): 295
DOI: 10.1055/s-0030-1270212
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Qualität, Qualität, Qualität

Antje Bergmann, Peter Schwarz
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Publication Date:
29 November 2010 (online)

Was ist Qualität in der Diabetologie? Fragt man mehrere Experten zu diesem Thema, erhält man viele unterschiedliche Antworten. Qualität in der medizinischen Versorgung hat eine Vielzahl von Facetten und unterschiedlichen Ebenen. Jede einzelne davon ist für sich entscheidend und hat sowohl einen direkten Einfluss auf ein erfolgreiches Case Management beim einzelnen Patienten als auch auf ein adäquates Disease Management im Gesundheitssystem. In Deutschland wird die Lage dadurch noch verkompliziert, dass Qualität häufig als politisches oder Marketing-instrument eingesetzt wird, sodass die Sichtweise der Entscheidungsträger auf eine gute Qualität in der medizinischen Versorgung mitunter sehr divergent sein kann.

Im vorliegenden Heft von Diabetes aktuell wollen wir Ihnen 3 Beispiele vorstellen, die alle eine Verbesserung der Qualität der medizinischen Versorgung für Menschen mit Diabetes oder diejenigen mit einem erhöhten Diabetesrisiko bedeuten.

Frau Urban schreibt über Prävention, Screening und Patientenselbstmanagement. Vor Jahren waren Begriffe wie „Empowerment“ und „Patientenselbstmanagement“ neu in unserem Diabetesalltag. Heute sind sie die einzigen Konstanten bei sich ständig wandelnden Rahmenbedingungen in einer Diabetestherapie. Prävention wird in Zukunft einen immer höheren Stellenwert haben. Wir sind gefordert, praxistaugliche Konzepte zu entwickeln, die effektiv Risikopersonen im Alltagssetting identifizieren, Responder und Nonresponder unterscheiden können und Interventionen realisieren, die nachweislich effektiv sind. Frau Urban diskutiert, wie vorhandene Konzepte in den Versorgungsalltag besser integriert und eine neue, sektorenübergreifende Vernetzung realisiert werden kann.

Frau Woitek beleuchtet die Rolle des Diabetologen und dessen Umfeld. Sie beschreibt, dass die Wege in der Betreuung von Patienten mit Diabetes mellitus immer länger und mehr werden. Es stehen eine stetig steigende Zahl von Möglichkeiten in der Diagnostik und Therapie zur Verfügung. Die Rahmenbedingungen variieren. Sie stellt in ihrem Artikel dar, dass die gute Zusammenarbeit über Betreuungsebenen hinweg entscheidend ist. Das Ziel dabei ist ein interdisziplinäres, sektorenübergreifendes Case und Disease Managament in der Behandlung von Menschen mit Diabetes mellitus. Strukturqualität, Prozessqualität und Ergebnisqualität werden dargestellt. Wichtig in der täglichen Praxis ist, dass Qualität inhaltlich belebt wird, nur dann kann sie ihre volle Wirkung entfalten.

In einem weiteren Artikel stellt Frau Rothe die neue Praxisleitlinie Diabetes mellitus Typ 2 aus Sachsen vor. Diese Leitlinie soll praxisnah und wissenschaftlich fundiert die Diagnostik und Therapie für die Behandler darstellen, Schnittstellen definieren und helfen, die Versorgungsqualität zu verbessern. Leitlinien und insbesondere Praxisleitlinien sind von enormer Bedeutung für die tägliche Arbeit als Behandler. Die Praxisleitlinie Diabetes mellitus Typ 2 existiert in Sachsen nun schon in ihrer 11. Auflage und stand immer auch deutschlandweit für ihre Aktualität und die hohe Praxistauglichkeit. Die Fachkommission Diabetes, Herausgeber der Praxisleitlinie, setzt sich aus Experten aus allen Bereichen, Sektor- und Schnittstellen übergreifend zusammen. Frau Rothe diskutiert insbesondere das Problem der anzustrebenden Stoffwechselqualität.

Wir hoffen, dass wir die Diskussion über Qualität in der Diabetologie für Sie lebensnah erscheinen lassen können. Wir hoffen auch, Ihnen Beispiele geben zu können, wie praxisnah Qualitätssicherung in der Diabetologie sein kann und wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.

Qualität, Qualität, Qualität – und es geht doch.

Ihre Antje Bergmann und Peter Schwarz

Prof. Dr. med. Antje Bergmann
Prof. Dr. med. Peter Schwarz

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