Frauenheilkunde up2date 2011; 5(3): 177-193
DOI: 10.1055/s-0031-1271533
Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

MIRENA® – eine besondere Form der hormonellen Kontrazeption

T. Römer
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Publikationsdatum:
30. Juni 2011 (online)

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Kernaussagen

MIRENA® ist eine innovative intrauterine hormonelle Kontrazeptionsmethode, die sich seit vielen Jahren bewährt hat. Sie hat die Vorteile von oralen Kontrazeptiva und Intrauterinpessar, ohne die speziellen Nachteile dieser Methoden zu haben. Die Sicherheit ist mit einem Pearl-Index von 0,16 sehr hoch. Die Methode wird typischerweise von Patientinnen, die bereits geboren haben, als Langzeitkontrazeptionsmethode angewandt. Prinzipiell ist die Hormonspirale aber bei jeder Frau anwendbar, wenn die lokalen uterinen Voraussetzungen gegeben sind. Dies gilt auch für die Nulliparae, insbesondere wenn für andere Methoden Kontraindikationen bestehen.

Bei Patientinnen, die spontan geboren haben, lässt sich das IUS meist problemlos einlegen, wobei die Insertion möglichst am Ende der Menstruation oder unmittelbar post menstruationem erfolgen sollte. Sehr wichtig sind der vorherige Ausschluss von Infektionen und das Vorliegen eines unauffälligen zytologischen Abstriches, der nicht älter als 6 Monate sein sollte. In Einzelfällen kann die Anwendung von Misoprostol zum Zervixpriming sinnvoll sein, wobei die Dilatation des Zervikalkanals klinisch eine höhere Bedeutung hat. Die sonografische Darstellung des LNG-IUS ist meist gut indirekt durch den dorsalen Schallschatten möglich. Regelmäßige Kontrollen des Fadens und sonografische Kontrollen in halbjährlichem Abstand sind erforderlich.

Eine postpartale Einlage der Spirale wird frühestens nach 6 Wochen empfohlen. Insbesondere bei Zustand nach Sektio sollte die Insertion noch etwas später geplant werden. Das Stillen wird durch die Hormonspirale nicht beeinflusst, sodass sie auch zur Anwendung in der Laktationsperiode geeignet ist. Vor der Einlage einer Folge-MIRENA® ist es nicht notwendig eine Pause zwischenzuschalten. Bei intrauterinen Schwangerschaften unter MIRENA® sollte das LNG-IUS möglichst entfernt werden. Die Rate an Tubargraviditäten ist bei MIRENA® niedriger als bei Frauen mit einem Kupfer-IUD oder ohne Kontrazeption. Allerdings sollte bei akuten Unterbauchbeschwerden bei liegender Spirale auch differenzialdiagnostisch diese Möglichkeit in Betracht gezogen werden.

Initiale Blutungsstörungen unter der MIRENA®-Anwendung sind relativ häufig, bedürfen aber meist keiner Therapie. Länger als 6 Monate anhaltende Blutungsstörungen müssen gynäkologisch und sonografisch abgeklärt werden. Initial treten auch gehäuft funktionelle Ovarialzysten auf, die sich in den meisten Fällen spontan zurückbilden und keiner weiteren Therapie bedürfen. Bei einem Lost-IUS, meist Folge einer Perforation, muss eine sorgfältige Diagnostik erfolgen. Liegt die Spirale im Bauchraum, ist diese laparoskopisch ggf. unter Sicht mit einem Bildwandler zu entfernen. Auch nach Aborten kann die Hormonspirale angewendet werden und wird sogar empfohlen, um möglichst die Rate von weiteren ungewollten Schwangerschaften zu reduzieren. Nach der Anwendung des IUS ist die nachfolgende Fertilitätsrate nachgewiesen hoch, sodass bezüglich der Fertilität keine Nachteile zu erwarten sind. Als wichtigste Kontraindikationen für MIRENA® sind alle Infektionen sowie hormonabhängige Tumoren zu sehen.

MIRENA® hat sich in besonderen Situationen bewährt, weil sie zahlreiche therapeutische Nebeneffekte hat. So wird die Hypermenorrhö mitbehandelt. Aber auch bei Patientinnen, die an einer Endometriose oder Adenomyosis leiden, hat das LNG-IUS klinische Vorteile. So werden adenomyosis-assoziierte Beschwerden in 70 % der Fälle mit MIRENA® erfolgreich behandelt. Auch in der Perimenopause ist die Hormonspirale sinnvoll als eine kontrazeptive Methode, die gleichzeitig auch eine Endometriumprotektion bezüglich der häufig auftretenden Endometriumhyperplasien hat. Vor der Einlage von MIRENA® ist eine umfassende Aufklärung und Dokumentation erforderlich, bei der gezielt auf die individuellen Patientengegebenheiten als auch die speziellen MIRENA®-Nebenwirkungen eingegangen werden soll. Im Vergleich mit anderen Kontrazeptionsmethoden bietet die Hormonspirale zahlreiche Vorteile, die bei der Wahl einer Methode unbedingt beachtet werden sollten.

Literatur

Prof. Dr. med. T. Römer

Chefarzt der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung · Evangelisches Krankenhaus Weyertal gGmbH

Weyertal 76

50931 Köln

eMail: Thomas.Roemer@evk-koeln.de