Zentralbl Chir 2012; 137(3): 299-301
DOI: 10.1055/s-0031-1271604
Kongressnachlese

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

20. Kongress der Mitteldeutschen Gesellschaft für Gastroenterologie (MGfG) – viszeralmedizinische Kooperation von Gastroenterologie & Viszeralchirurgie

20th Congress of the Central Germany Society for Gastroeneterology (CGSG) – Cooperation between Gastroenterology and Visceral Surgery in Visceral MedicineF. Meyer1 , H. Lippert1
  • 1Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R., Klinik für Allgemein-, Viszeral- & Gefäßchirurgie, Magdeburg, Deutschland
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Publication Date:
02 March 2012 (online)

Vom 12.–14.5.2011 fand in Magdeburg die 20. Tagung der Mitteldeutschen Gesellschaft für Gastroenterologie statt. Bereits zum 3. Mal war damit die Lan­deshauptstadt Sachsen-Anhalt Gastgeber für das jährliche Treffen der Spezialisten für Magen-Darm-Krankheiten sowie der Erkrankungen ihrer Anhangsgebilde. Es handelte sich um die Jubiläumstagung der Gastroenterologen der mitteldeutschen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen, 2 Jahrzehnte nach der deutschen Wiedervereinigung. 

Dieser Kongress stand unter dem Motto „Gastroenterologen und Viszeralchirurgen – Partner der Viszeralmedizin“. 

Entsprechend dieses Leitgedankens wurden allerdings Viszeralchirurgen nicht nur, wie üblich und über Jahre in wachsendem Maße bewährt, einbezogen, sondern als Novum in der Kongressgeschichte fungierte als Kongresspräsident ein ­eigentlich gastroenterologisch „fachfremdes“ Mitglied der Gesellschaft, Prof. Dr. Dr. h. c. H. Lippert, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- & Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R. 

Das Kongressprogramm, das in enger Abstimmung zwischen der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektio­logie und der gastgebenden Klinik für Allgemein-, Viszeral- & Gefäßchirurgie erstellt wurde und abgefragte Vorschläge früherer Kongresspräsidenten, der Vorstandsmitglieder und aktivsten Vorjahresteilnehmer weitestgehend einbezog, bestand neben Vorstandssitzung, Mitgliederversammlung und begleitendem Pflegekongress aus 6 Hauptsitzungen zu folgenden Themen (Vortragsprogramm im Einzelnen auf „www.mgfg.de“): 

Freitag (13.5.2011): 

„Hot topics“ der Gl-Onkologie / Onkochirurgie Molekularbiologie in der Gastroenterologie Interventionelle Endoskopie / Sonografie – minimalinvasive (laparoskopische) Chirurgie Gastroenterologische Inflammation und Infektion

Samstag (14.5.2011):

Leber Varia.

Es konnten über die 4 mitteldeutschen Bundesländer verteilte, namhafte Referenten und Sitzungsvorsitzende mit vorzüglicher Kompetenz in den ausgewählten Themenfeldern gewonnen werden. Obwohl dem Kongress ein Viszeralchirurg als Präsident mit seiner gastgebenden Klinik viszeralchirurgischen Profils vorstand und dem Kooperationsgedanken gemäß dem Kongressthema Rechnung getragen werden sollte, wurde bewusst auf die Dominanz gastroenterologisch determinierter Themen geachtet, jedoch dabei aktuellen Trends, neuen Fragestellungen und brisanten Themen in der Viszeralmedizin entsprochen. 

Highlights waren zweifellos die interdisziplinär ausgerichteten Vortragsthemen mit jeweils interdisziplinärem Blickwinkel wie z. B.: 

Papillektomie bei Adenom der Papille (Sitzung I. „“Hot topics” der GI-Onkologie / Onkochirurgie“): Endokopisch (A. S. Eickhoff – Hanau) Chirurgisch (H. Scheidbach – Bad Neustadt) Perforation des GI-Trakts (Sitzung III. „Interventionelle Endoskopie / Sonografie – Interventionelle Endoskopie / Sonografie – minimalinvasive [laparoskopische] Chirurgie“): Wann gibt es eine minimalinvasive Indikation? (A. Hoffmeister – Leipzig) Wann Operation? (K. Ridwelski – Magdeburg) Ablation von Lebertumoren (HCC) vs. OP: – Wann TACE, wann Ablation, wann OP, wann LTx? (Sitzung V. „Leber“): Internist (K. Schütte – Magdeburg) Interventioneller Radiologe (J. Ricke – Magdeburg) Chirurg (H. D. Saeger – Dresden). Altersabhängige Viszeralmedizin (Sitzung VI. „Varia“): Pädiatrische Viszeralmedizin – viszeralmedizinische Pädiatrie:– Kinderchirurg (H. Krause – Magdeburg)– Pädiater (M. Heidug – Plauen) Viszeralmedizin im Alter am Beispiel chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (N. Teich – Leipzig) Adipositas-Chirurgie: Magenband, Sleeve oder Bypass – das ist die Frage? (T. Manger – Gera) Endoskopie bei Komplikationen (U. Will – Gera).

Nach der 1. eineinhalbstündigen Sitzung („Hot topics“ der Gl-Onkologie / Onkochirurgie) hielt Herr Prof. Günther, Institut für Pathologie am Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R. und ausgewiesener Experte der Pathologie des Gastrointestinaltrakts, die „State-of-the-art lecture“ zu „Stand und neuen Erkenntnissen in (Histo-)Pathologie und Molekularbiologie des kolorektalen Karzinoms“, den sein Chef, Prof. Roessner, Direktor des Instituts für Pathologie, einleitete mit der Vorstellung des Referenten, in der er u. a. Prof. Günthers mehrjährige Tätigkeit am Academic Department of Histopathology, St. Mark‘s Hospital in London erwähnte, und der er vorsaß. 

Neben dem zentralen Vortragsprogramm stand auch die übliche Posterausstellung (insgesamt 34 Poster) auf der Agenda, die als Teil der deswegen längerfristig ge­stalteten Mittagspause von den Erstautoren in engagierten Vorstellungen und angeregten Posterdiskussionen in kleinem Kreis verteidigt und von zahlreichen Kongressteilnehmern beim Kongressbüro ob der kompetenten Posterabnahme der zu 3–4 Vorsitzenden konstituierten Posterkommissionen als auch themenrelevanten Gespräche gelobt wurden. 

Die alljährlich ausgeschriebenen Posterpreise erhielten Dr. Ilja Kubisch (Chemnitz; Thema: Prognostische Signifikanz ­einer Multimarkeranalyse zirkulierender Tumorzellen bei Patienten mit fortgeschrittenen Adenokarzinomen des Ösophagus und des gastroösophagealen Übergangs), Frau Dr. Karen Nieber (Leipzig; Thema: Neue anti-inflammatorische Wirkmechanismen des pflanzlichen Arzneimittels STW5) und Frau Dr. Beate Zimmer (Jena; Thema: Adherence to Colorectal Cancer (CRC) Guidelines after Polypectomy in a University Hospital). In guter Tradition wurden den Postererstautoren Kongressteilnahmegebühr und Übernachtungskosten von der Gesellschaft erstattet, um insbesondere die Jungautoren zu fördern, nicht zuletzt vor dem Hintergrund, auch neue, insbesondere junge Mitglieder der Gesellschaft zu gewinnen. 

Einen wesentlichen Teil nahm auch der am Samstag, den 14.05.2011, stattfindende Fachpflegekongress ein, der in eigener Regie von Frau Günther, leitende Endoskopieschwester aus Jena, und Frau Ha­langk, chirurgische Pflegedienstleiterin aus Magdeburg, organisiert wurde und Schrittmacherthemen wie „Patientensicherheit in der Endoskopie – Fehlermanagement“ (T. Richter, Leipzig), „Neue OP-Verfahren – NOTES in der Viszeralchirurgie“ (Dr. B. Garlipp, Magdeburg) und „Prozedurenbedingte Komplikationen in der Endoskopie und ihre Therapie“ (PD Dr. M. Hocke, Meiningen) u. a. behandelte sowie ein voller Erfolg wurde. 

Ein Höhepunkt im Kongressverlauf war der im industriellen Ausstellungsareal platzierte Festabend, der als Highlights die Bekanntgabe und Überreichung der Posterpreise, die Präsentation des Über­raschungsgastes, Skispringer Richard Freitag, Mitglied der deutschen Nationalmannschaft, und den Festvortrag „Ein Ileus schreibt Weltgeschichte“ des Historikers Dr. D. Wulff aus Berlin zur Identität der Schwindlerin beinhaltete, die sich als Zarentochter Anastasia Romanow ausgab. 

Der Kongress bot neben dem Podium für zahlreiche Referenten im Rahmen des interdisziplinär orientierten wissenschaft­lichen Vortrags- und Posterprogramms natürlich wie immer und in bewährter Weise den Rahmen für zahlreiche persönliche Begegnungen und angeregte Gespräche von Ärzten, Pflegekräften und Wissenschaftlern, die den Kongress auch in diesem Jahr durch Ihre Teilnahme wieder aktiv unterstützten und belebten. 

Im vielfach geäußerten Echo zahlreicher Kongressteilnehmer kamen 

die wirksame Realisierung der beabsichtigten interdisziplinären Grundhaltung und verfolgten Ausrichtung bei der thematischen Behandlung ­aktueller und brennender viszeral­medizinischer Themen, der rege Teilnahmezuspruch, sowie der sehr geeignete und sorgfältig ausgesuchte Kongressort mit dem Maritim-Hotel in Magdeburg

zum Tragen. 

Letztlich sind als Ergebnisse zu konstatieren: 

Weiter zusammengewachsene „Community“ viszeralmedizinisch tätiger und interessierter ärztlicher Kollegen im mitteldeutschen Raum Anhaltendes Interesse an gastroenterologisch-viszeralmedizinischen Themen auch im (über-)regionalen Maßstab der mitteldeutschen Länder Zukunftsträchtiges Modell des interdisziplinären Konzeptes des Mitteldeutschen Gastroenterologenkongresses auch ins 3. Jahrzehnt Weiter zu verfolgendes Kongress-relevantes Themenprofil: Klinische (Komplex-)konstellationen „Hot topics“ – Forschungsbrennpunkte – Neue Konzepte – Erwartbare Inaugurationen „How to do / manage / proceed“ Notfälle – unvorhergesehene Verläufe – Komplikationsmanagement Interventionelle Sonografie / Endoskopie / EUS Onkologische Viszeralmedizin Multimodale Konzepte „Viszerale Palliativmedizin“ Molekularbiologie in der Viszeralmedizin Geschlechts- & altersmedizinische Aspekte in der Viszeralmedizin Viszeralmedizinische Qualitätssicherung & Versorgungsforschung Fort- & Weiterbildung im viszeralmedizinischen Profil Nutrition / Adipositas & Viszeralmedizin Seltene GI-Krankheitsbilder Koinzidenzen Varia Etabliertes Forum von niedergelassenen & angestellten / praktischen & theo­retischen / universitären & nicht­univer­sitären bzw. regionalen Fachvertretern Zunehmende Einbeziehung experimenteller und klinischer Forschungsthemen in die Kongresspräsentationen.

Nicht zuletzt wurde wirksam dem Weiterbildungsanspruch in der Gastroenterologie und Viszeralchirurgie [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] Rechnung getragen. 

Nach erfolgreichem Kongressverlauf bedanken sich Kongresspräsident und Organisationsteam für den substanziellen Input und die Mitgestaltung durch die Vorstandsmitglieder, früheren Kongresspräsidenten mit ihren Klinikteams, die zu den Aktivposten in den jährlichen Kongressteilnahmen zählen, sowie die zahlreichen Interessenten und Förderer, die sowohl im Vorfeld als auch während des Kongresses wesentlich dazu beigetragen haben, dass die organisatorischen Anstrengungen in einen erfolgreichen Kongressverlauf mündeten. 

Es wird an dieser Stelle der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass Kongressprogramm und -gespräche gehaltvolle Abwechslung und Anregung für den beruflichen Alltag in der Viszeralmedizin boten, in der, dem Kongressmotto entsprechend, Gastroentrologen und Viszeralchirurgen kompetente Partner bei der Betreuung der ihnen anvertrauten Patienten sind. 

An dieser Stelle liegt es den Autoren dieser „Kongressnachlese“ am Herzen, sich für das entgegengebrachte Vertrauen bei der Bestreitung einer zwar „fachfremden“, aber genauso viszeralmedizinisch bestimmten Kongressverantwortung und -präsidentschaft zu bedanken. 

Dass es kein „Experiment“ geblieben ist, wie Herr Prof. Stallmach, der nächstjährige Kongresspräsident, bei seiner abschließenden Vorstellung des kommenden Kongressortes Jena formulierte, dafür sind wir Ihnen allen zu Dank verpflichtet, griff Herr Prof. Lippert den Gedanken in seiner Schlussrede auf. 

Mögen die zukünftigen Kongresse unserer Gesellschaft weiter in dieser bewährten kooperativen Partnerschaft verlaufen. 

Literatur

  • 1 Bärthel E, Schöne U, Scheuerlein H. Wie sollte die chirurgische Ausbildung idealerweise konzipiert sein? – Antworten und Anregungen aus Sicht des Assistenten.  Zentralbl Chir. 2010;  135 64-466
  • 2 Brauer R B, Harnoss J-C, Lang J et al. Qualität und Qualitätssicherung der Lehre in der Chirurgie – Empfehlungen aus einem Workshop der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung.  Zentralbl Chir. 2010;  135 18-24
  • 3 Brücher B LDM. Theodor-Billroth-Akade­mie® – Aktive Nachwuchsförderung zu­künftiger Chirurgen.  Zentralbl Chir. 2010;  135 458-463
  • 4 Niedermeyer M. Der Chirurg als Trainer und Mentor.  Zentralbl Chir. 2010;  135 475-479
  • 5 Pape-Koehler C, Chmelik C, Åslund A M et al. OP-Lehre multimedial und interaktiv: Webop – ein Ansatz zur Verbesserung der chirurgischen Weiterbildung.  Zentralbl Chir. 2010;  135 467-471
  • 6 Pape-Köhler C, Chmelik C, Rose M et al. Moderne Didaktik in der chirurgischen Weiterbildung – zwischen Anspruch und Wirklichkeit.  Zentralbl Chir. 2010;  135 575-579
  • 7 Scheuerlein H, Settmacher U. Gedanken zur Aus- und Weiterbildung zum Chirurgen – gestern, heute und morgen.  Zentralbl Chir. 2010;  135 451-457
  • 8 Schlein U, Hager-Van Der Laan J. Kommunikation ist der kritische Erfolgsfaktor (nicht nur) in der Aus- und Weiterbildung.  Zentralbl Chir. 2010;  135 472-474

Prof. Dr. F. Meyer

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