Rofo 2011; 183(5): 422
DOI: 10.1055/s-0031-1274661
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Hirntumoren – Unterscheidungsmerkmal zwischen Glioblastom und Metastase?

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. April 2011 (online)

 

Die beiden häufigsten malignen Tumoren des Gehirns sind Glioblastome und Metastasen. Bei singulären Herden mit Kontrastmittelenhancement ist in der konventionellen MRT eine Unterscheidung nicht möglich. Eine Arbeitsgruppe aus Südkorea beschäftigte sich mit der Frage, inwieweit der peritumoral gemessene effektive Diffusionskoeffizient (ADC = Apparent Diffusion Coefficient) in einer diffusionsgewichteten Sequenz zur Differenzialdiagnose beitragen kann.

AJR Am J Roentgenol 2011; 196: 71–76

Glioblastom WHO Grad IV: FET-PET (links) und MRT mit T1-Bild nach Kontrastmittelgabe (Mitte) sowie T2-FLAIR-Bild (rechts) in axialer Schnittführung bei einem rechts okzipitalen Glioblastom WHO Grad IV (Langen K-J, Stoffels G. Nuklearmediziner 2007; 30: 204–211).

Lee et al. nahmen in ihre retrospektiv angelegte Untersuchung insgesamt 73 Patienten auf, bei denen jeweils ein solitärer Tumorherd mit Kontrastmittelanreicherung und peritumoralem Ödem diagnostiziert worden war. Bei allen Patienten waren vor der chirurgischen Resektion des Herdes jeweils sowohl konventionelle als auch diffusionsgewichtete MRT-Sequenzen vorgenommen worden. Die histologische Untersuchung des Resektates hatte bei 38 Patienten ein Glioblastom Grad IV und bei 35 Patienten eine Metastase bei unterschiedlichen Primärtumoren ergeben.

Die Autoren gingen von der Erkenntnis aus, dass das peritumorale Ödem beim Glioblastom infiltrierende Tumorzellen enthält, während das peritumorale Ödem bei einer Metastase vornehmlich ein vasogenes Ödem ist. Mittels diffusionsgewichteter MRT-Sequenzen können quantitative Aussagen zur Zellularität von Tumorgewebe getroffen werden. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass durch die Bestimmung des minimalen effektiven Diffusionskoeffizienten im Bereich des peritumoralen Ödems eine Differenzierung von Glioblastomen und Metastasen möglich ist.

Es zeigte sich, dass die minimalen ADC-Werte und die mittleren ADC-Verhältnisse (minimaler ADC-Wert geteilt durch den minimalen ADC-Wert weißer Gehirnmasse der kontralateralen Hemisphäre) in der peritumoralen Region von Glioblastomen signifikant höher lagen als die in der peritumoralen Region von Metastasen. Bei der Analyse von ROC (Receiver Operating Curves) ergab sich ein Cutoff-Wert von 1,302 x 10-3 mm2/s für das beste Verhältnis von Sensitivität (82,9%) zu Spezifität (78,9%).

Fazit

Das Erscheinungsbild von Glioblastomen und Metastasen ist in der konventionellen MRT sehr ähnlich. Diffusionsgewichtete Sequenzen können hilfreich sein, zwischen den beiden Entitäten zu differenzieren, so die Autoren.

Dr. Katharina Franke, Darmstadt

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