Rofo 2012; 184(2): 95
DOI: 10.1055/s-0031-1274739
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Kardio-CT – Iterative Bildrekonstruktion verbessert Diagnostik kalzifizierter Stenosen

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Publication Date:
24 January 2012 (online)

 

Nach der gemeinsamen Leitlinie mehrerer US-amerikanischer Organisationen zum Einsatz der Kardio-CT aus dem Jahr 2010 gilt die Indikation zur Durchführung einer Kardio-CT-Angiografie bei einem Agatston-Score ≥ 400 als unsicher. Eine Arbeitsgruppe aus Deutschland und South Carolina (USA) untersuchte, ob sich mittels iterativer Bildrekonstruktion im Vergleich zur klassischerweise angewendeten gefilterten Rückprojektion die Bildqualität und die diagnostische Genauigkeit bei Patienten mit hohem koronaren Verkalkungsgrad verbessern lassen.

Radiology 2011; 260: 390–399

Koronararterienverkalkung: multiple, kalzifizierte Läsionen im Verlauf des Ramus interventrikularis anterior (a, Pfeil). Stent (b): Nachweis eines Koronarstents im proximalen Verlauf der rechten Koronararterie (Ausspielung im Knochenfenster). Bypass (c): abschnittsweise Darstellung eines Arteria-mammaria-interna-Bypasses (Doppelpfeil, sagittale Multiplanare Reformation), (Bild: Scherer A, Choy G, Kröpil P et al. Fortschr Röntgenstr 2009; 181: 1127–1134).

Renker et al. nahmen in ihre prospektive Kohortenstudie, die Teil einer größer angelegten Studie zur Auswertung der diagnostischen Genauigkeit der Kardio-CT-Angiografie bei symptomatischen Patienten ist, insgesamt 55 Patienten auf. Bei allen Patienten lag als Zeichen einer hohen Kalklast der Koronararterien ein Agatston-Score ≥ 400 vor. Bei den Patienten erfolgte am selben Tag zunächst eine Kardio-CT-Angiografie und danach eine konventionelle Koronarangiografie. Die computertomografischen Rohdaten wurden jeweils sowohl mittels gefilterter Rückprojektion als auch mittels der rechenaufwendigeren iterativen Bildrekonstruktion weiterverarbeitet und von 2 unterschiedlichen Untersuchern verblindet ausgewertet. Um die Auswirkung der beiden Bildrekonstruktionstechniken auf die sog. Blooming-Artefakte miteinander zu vergleichen, erfolgten Binnenvolumenmessungen der jeweiligen Gefäße an kalzifizierten Lokalisationen. Außerdem wurde bei beiden Verfahren die Image-Noise-Ratio gemessen.

Die Image-Noise-Ratio lag bei der iterativen Bildrekonstruktion signifikant niedriger als bei der Rekonstruktion durch gefilterte Rückprojektion. Die subjektive Beurteilung der Bildqualität fiel ebenfalls zugunsten der iterativen Rekonstruktion aus. Die Volumina der Gefäße an kalzifizierten Stellen wurden mittels iterativer Bildrekonstruktion signifikant niedriger bestimmt als mittels der gefilterten Rückprojektion. Schließlich konnte beim Vergleich mit dem Goldstandard der konventionellen Koronarangiografie eine signifikant bessere diagnostische Genauigkeit bezogen auf die einzelnen Koronarsegmente erzielt werden (95,9 vs. 91,8%, p = 0,001).

Fazit

Mit Verbesserung der Rechnerleistungen ist die iterative Bildrekonstruktion bei Kardio-CT-Angiografien möglich geworden. In einer kleinen Vergleichsstudie zeigte sich die Methode auch gemessen an dem Goldstandard der konventionellen Koronarangiografie der klassischen gefilterten Rückprojektion überlegen. Möglicherweise könnte damit das Indikationspektrum der Kardio-CT-Angiografie auf Patienten mit höherer Kalklast ausgedehnt werden, so die Autoren.

Dr. Katharina Franke, Darmstadt

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