Rofo 2012; 184(4): 290
DOI: 10.1055/s-0031-1274794
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Koronarstenosen – Wie gut ist die CT-Koronarangiografie?

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Publication Date:
22 March 2012 (online)

Um bei vermuteter koronarer Herzerkrankung (KHK) zwischen Patienten mit und ohne relevanter Stenose unterscheiden zu können, wäre eine nicht invasive Methode als Alternative zur herkömmlichen Koronarangiografie wünschenswert. Am vielversprechendsten erscheint hier die CT-Koronarangiografie. J. M. Kerl et al. verglichen beiden Methoden miteinander.

Eur J Radiol 2011; 21: 1895–1903

CT einer hochgradigen Stenose im Ramus interventrikularis anterior. Eine nicht verkalkte Stenose ist kurz vor dem Abgang eines Diagonalastes gut abgrenzbar (langer Pfeil in a). Die korrelierende Stenose findet sich in der Herzkatheteruntersuchung (kurzer Pfeil in b). Die verkalkten kappenförmig konfigurierten nicht stenosierenden Plaques (helle Flecken auf dem proximalen RIVA in a) im CT sind in der Herzkatheteruntersuchung nicht zu sehen (Bild: Hoffmann MHK, Klass O, Brunner H. Nuklearmediziner 2010; 33: 105–112).

An der Studie teilnehmen konnten Patienten, bei denen wegen symptomatischer, aber atypischer Brustschmerzen eine herkömmliche Koronarangiografie geplant war. Am Morgen vor dieser Untersuchung unterzogen sie sich zusätzlich einer EKG-getriggerten, kontrastverstärkten CT-Koronarangiografie mit einem 64-Schicht-Gerät. Die Auswertung erfolgte durch 2 Radiologen, die die Darstellung der Gefäße und den Grad einer Stenose beurteilten, was sie zum einen auf der Ebene des Einzelpatienten taten, zum anderen auf der Ebene des Gefäßsegments in einem 15-Segment-Modell. Bei der herkömmlichen Koronarangiografie befundeten 2 Kardiologen die Untersuchung, zunächst bezüglich des CT-Ergebnisses verblindet. Anschließend erfuhren sie das Ergebnis des CT und begutachteten ihren Befund erneut.

In die Analyse gingen 113 Patienten (64 Männer und 49 Frauen) im Durchschnittsalter von 65 Jahren ein. In der Koronarangiografie ließen sich insgesamt 1657 Arteriensegmente darstellen, von denen sich 1610 (97,2%) auch in der CT-Koronarangiografie visualisieren ließen. Im direkten Vergleich auf Segmentbasis wurden im CT 18,9% der Segmente (313/1657) inkorrekt beurteilt. Dabei wurde der Stenosegrad signifikant häufiger überschätzt (58,8%; 184/313) als unterschätzt (41,2%; 129/313). In der konventionellen Angiografie wurden initial 819 stenotische Segmente identifiziert, von denen 157 einen Stenosegrad ≥ 50% aufwiesen. Nahm man dies als Referenzstandard, besaß die CT-Angiografie für die Diagnose von Stenosen ≥ 50% eine Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit von 90,5% (142/157), 98,4% (1476/1500) und 97,7% (1618/1657). Bezogen auf den Einzelpatienten lauteten diese Zahlen 100% (43/43), 94,3% (66/70) und 96,5% (109/113). Im 2. Durchgang mit den Ergebnissen beider Methoden gemeinsam als neuem Referenzstandard stiegen auf der Segment- bzw. Patientenebene für die CT-Angiografie Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit auf 90,8% (148/163) bzw. 100% (45/45), 98,9% (1476/1494) bzw. 97,1% (66/68) und 98,1% (1624/1657) bzw. 98,2% (111/113).

Fazit

Die CT-Koronarangiografie erwiese sich im Vergleich mit der herkömmlichen Koronarangiografie für die Detektion von Stenosen als erfolgreich. Mit einem Kompositum der Ergebnisse beider Methoden als Referenzstandard lassen sich falsch-negative Ergebnisse in der herkömmlichen Angiografie besser kontrollieren, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen

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