Rofo 2012; 184(5): 409
DOI: 10.1055/s-0031-1274852
Brennpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Osteoporose – Welche Screening-Intervalle sind bei älteren Frauen sinnvoll?

Further Information

Publication History

Publication Date:
10 May 2012 (online)

Gegenwärtige Leitlinien empfehlen für Frauen im Alter von 65 Jahren ein Osteoporose-Screening mittels Dual-Energie-Röntgenabsorptionsmessung (DEXA). Unklarheit herrscht jedoch darüber, nach welchem Zeitabstand eine Kontrolluntersuchung erfolgen soll. M. L. Gourlay et al. gingen dieser Fragestellung jetzt nach.

N Engl J Med 2012; 366: 225–233

In die Studie wurden postmenopausale Frauen im Alter von mindestens 65 Jahren aufgenommen, die anfangs eine normale Knochendichte (DEXA-T-Score -1,00 oder mehr) oder eine Osteopenie (T-Score -1,01 bis -2,49) im Bereich von Schenkelhals und Hüfte (gesamt) hatten. Frühere Frakturen in diesem Bereich oder ein endoprothetischer Hüftersatz waren Ausschlusskriterien. Nachuntersuchungen fanden nach 2, 6, 8, 10 und 16 Jahren statt. Der primäre Endpunkt umfasste die geschätzten Intervalle, in denen sich bei 10% der Teilnehmerinnen auf Basis einer normalen Knochendichte oder Osteopenie eine Osteoporose entwickelte:

und zwar vor dem Auftreten einer Hüft- oder Wirbelkörperfraktur und vor dem Beginn einer antiosteoporotischen Therapie.

Die Osteopenie wurde hierzu in 3 Kategorien unterteilt: gering, mäßig und fortgeschritten.

Insgesamt wurden 4957 Teilnehmerinnen betrachtet. Im Beobachtungszeitraum entwickelte sich bei 10 von 1255 Frauen (0,8%) eine Osteoporose auf Basis einer normalen Knochendichte:

bei 64 von 1386 Teilnehmerinnen (4,6%) entwickelte sie sich aus einer geringen, bei 309 von 1478 (20,9%) aus einer mäßigen und bei 841 von 1351 (62,3%) aus einer fortgeschrittenen Osteopenie.

Die hinsichtlich der Stör- und Risikofaktoren angepassten geschätzten Intervalle, in denen sich bei 10% der Frauen eine Osteoporose entwickelte, betrugen bei anfänglicher normaler Knochendichte 16,8 Jahre und bei geringer Osteopenie 17,3 Jahre. Bestand eine mäßige Osteopenie, lag dieses Intervall bei 4,7 Jahren, bei einer fortgeschrittenen Osteopenie waren es 1,1 Jahre. Dabei sind unter anderem folgende Faktoren signifikante Prädiktoren:

Alter (längeres Intervall bei jüngeren Frauen), Body-Mass-Index (längeres Intervall bei höheren Werten) und Östrogeneinnahme (längeres Intervall).

Insgesamt hatten 121 Teilnehmerinnen (2,4%) eine Hüft- oder eine klinische Wirbelkörperfraktur, bevor sich bei ihnen nach den Kriterien der WHO eine Osteoporose entwickelte oder bevor sie eine antiosteoporotische Therapie erhielten.

Fazit

Eine Osteoporose würde sich bei weniger als 10% der älteren postmenopausalen Frauen entwickeln, wenn die Intervalle für erneute Screening-Untersuchungen bei normaler Knochendichte und geringer Osteoporose etwa 15 Jahre betragen würden und bei mäßiger bzw. fortgeschrittener Osteopenie rund 5 Jahre bzw. 1 Jahr, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen

    >