Dialyse aktuell 2011; 15(2): 59
DOI: 10.1055/s-0031-1275208
Editorial

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Was bringt das Pflegejahr 2011?

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Publication Date:
14 March 2011 (online)

Christian Schäfer, Stuttgart

Bewegt sich etwas im Pflegesektor? Erste Anzeichen deuten zumindest darauf hin: Am 8. Februar haben sich Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP), Bundesarbeitsministerin Dr. Ursula von der Leyen (CDU) und die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Dr. Kristina Schröder (CDU) zusammengesetzt. Auf der Tagesordnung stand der drohende Fachkräftemangel in der Pflege. Gegen diesen wollen die 3 Minister in Abstimmung mit den Bundesländern, Pflegeverbänden, Arbeitgebern und Bundesbildungsministerin Dr. Annette Schavan (CDU) etwas unternehmen - endlich.

Denn die Lücke zwischen dem Bedarf und der tatsächlichen Zahl an qualifizierten Pflegekräften in Deutschland wird immer größer. Circa 50 000 Pflegekräfte fehlen schon heute, wie der Präsident des Deutschen Pflegerats e. V. (DPR) Andreas Westerfellhaus angibt. In einem Jahrzehnt könnten es gar 300 000 sein, erklärte der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa) Bernd Meurer. Diese immer größer werdende Diskrepanz ist schon länger bekannt (in Ausgabe 7/2010 der Dialyse aktuell bin ich im Editorial auf Seite 355 genauer auf die Hintergründe eingegangen).

Der am 7. Dezember auf dem "Pflegegipfel" begonnene "Pflegedialog" war daher längst überfällig. Die Aufmerksamkeit soll sich nach den dort festgelegten Rahmendaten im politischen "Pflegejahr 2011" darauf richten, den schwer kranken Patienten "Pflege" etwas aufzupäppeln. Das merken wir schon daran, dass grundsätzlich das Wort "Pflege" in den kreierten Schlagwörtern vorkommt ...

Aber im Ernst: Endlich richten Bundesminister die politische Aufmerksamkeit auf einen vernachlässigten Bereich und fassen löbliche Vorsätze. So will sich Rösler dafür engagieren, dass deutsche Behörden die Ausbildung ausländischer Pflegekräfte leichter anerkennen. Und er will sich dafür stark machen, dass die Länder Alten- und Krankenpflege zu einem Berufsbild vereinigen, mehr Möglichkeiten für Zusatzqualifikationen und Aufstieg schaffen und den Beruf für Schulabgänger attraktiver gestalten. Das klingt gut! Es bleibt zu hoffen, dass den Versprechungen auch Taten folgen und diese langfristig etwas verändern. Denn "es wird sicher nicht ausreichen, nur ein Jahr der Pflege auszurufen", wie der Vizevorsitzende des AOK-Bundesverbands Jürgen Graalmann bei der Verleihung des "Berliner Gesundheitspreises 2010" feststellte.

Es wäre wirklich nicht gut, wenn man in Zukunft immer mehr Pflegekräfte verheizt und demotiviert, weil einfach viel zu viel Arbeit für viel zu wenig Personal da ist (das auch nicht gerade fürstlich entlohnt wird). Pflegekräfte zeigen ihre Motivation neben ihren Anstrengungen bei der täglichen Arbeit unter anderem dadurch, dass sie sich kontinuierlich fortbilden. Fortbildungsangebote für zum Beispiel nephrologische Fachpflegekräfte gibt es genügend. Diese finden Sie unter anderem auch in dieser Ausgabe der Dialyse aktuell auf den Seiten 64-72. Die Veranstalter berichten oft von sehr gut besuchten Veranstaltungen. An den Pflegekräften selbst liegt es also nicht, wenn die Pflegequalität in Zukunft abnehmen sollte.

Das Pflegejahr 2011 kann die Weichen stellen, um die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte entscheidend zu verbessern und die Zukunft einer qualitativ hochwertigen Pflege in Deutschland zu ermöglichen. Die Chance ist da!

Christian Schäfer

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