Laryngorhinootologie 2011; 90(8): 487-488
DOI: 10.1055/s-0031-1275728
Der Interessante Fall

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Seltene Differenzialdiagnose bei persistierender Otorrhoe

Uncommon Differential Diagnosis of Persistent OtorrheaM. Gieringer, R. Naim, A. Fisseler-Eckhoff, J. Gosepath
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Mai 2011 (online)

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Fallbeschreibung

Ein 51-jähriger Patient stellte sich in der Klinik zur sanierenden Ohroperation linksseitig vor. Anamnestisch bestanden keine relevanten Vorerkrankungen. Im 5. Lebensjahr ist eine Adenotomie und Paukendrainage beidseits durchgeführt worden. Bis in das frühe Erwachsenenalter traten immer wieder akute Mittelohrentzündungen beidseits auf. Im September 2008 wurde außerorts nach erneuter akuter Otitis media ein Paukenröhrchen auf der linken Seite gelegt. Trotz monatelanger systemischer Antibiotikatherapie ist es nicht zum Sistieren der Ohrsekretion gekommen. Nach Durchführen eines Computertomogrammes der Felsenbeine wurde der Patient im Februar 2009 in unserer Klinik vorgestellt. Bei Aufnahme zeigte sich rechts ein reizloses Trommelfell, links lag ein Paukenröhrchen in situ. Hier war eine seröse Sekretion erkennbar. Der übrige Spiegelbefund war regelrecht. Tonaudiometrisch bestand links ein kombinierter Hochtonschrägabfall ab 1 KHz bei annähernder Normakusis rechts ([Abb. 1]). Im Computertomogramm zeigte sich eine Teilverschattung des linken Mastoides ([Abb. 2]). Wir gingen von einer chronischen Mastoiditis aus und führten eine Tympanoplastik Typ IIIb (PORP) mit Mastoidektomie durch. Intraoperativ war die Pauke und das gesamte Mastoid mit kontaktblutender Schleimhaut ausgekleidet und das Amboss-Steigbügel-Gelenk war gelöst. Dura lag nicht frei und es bestand keine Liquorrhoe. Nach der Färbung mit Hämatoxylin/Eosin (HE) konnte chronisch entzündlich veränderte Mittelohrschleimhaut und ein 0,4 cm großer Tumor festgestellt werden ([Abb. 3]). Die immunhistochemische Darstellung mit Gliafaseracidprotein wies den neuroektodermalen Ursprung des Tumors nach ([Abb. 4]). Zum Ausschluss eines hochdifferenzierten Gliomes erfolgten weitere referenzpathologische Untersuchungen. Die endgültige histologische Diagnose lautete neurogliales Choristom des Mittelohres.

Abb. 1 Präoperatives Tonaudiogramm.

Abb. 2 Präoperatives CT der Felsenbeine.

Abb. 3 Hämatoxylin/Eosin-Färbung (x20): Der Tumor (Pfeil) ist von chronisch entzündlicher Mittelohrschleimhaut umgeben.

Abb. 4 Färbung mit Gliafaseracidprotein (x10): Neuroektodermales Choristom.