Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011; 46(4): 258-267
DOI: 10.1055/s-0031-1275783
Fachwissen
AINS-Topthema: Insulinresistenz: Bedeutung in Anästhesie und Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Insulinresistenz: Bedeutung in Anästhesie und Intensivmedizin – Perioperative Stoffwechselkontrolle bei Diabetikern und Nichtdiabetikern

Perioperative metabolism control of diabetic and non-diabetic patientsDennis A. Ballwieser, Daniel Chappell, Matthias Jacob
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Publication Date:
11 April 2011 (online)

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Zusammenfassung

Überblick über die verfügbaren Daten zur perioperativen Stoffwechselkontrolle bei Typ-1- und Typ-2-Diabetikern aus der internationalen Literatur. Der Text bietet klinisch wichtige Informationen über verfügbare Studien, den Hintergrund des perioperativen Metabolismus, das präoperative Screening der Patienten, den Umgang mit bestehenden oralen Diabetestherapien und der Insulinbehandlung sowie die Wahl des Narkoseverfahrens und entscheidende Behandlungsparameter. Darüber hinaus verschafft er dem Leser einen Überblick über die in Deutschland eingesetzten oralen Antidiabetika, verschiedene Klassen von Insulinen und mögliche intraoperative Insulintherapien sowie die postoperative Behandlung.

Abstract

Overview on the perioperative metabolism of diabetic patients. The text provides important information for the clinician and summarises the evidence in the international literature. Important studies, background of the diabetic perioperative metabolism, patient screening, existing oral diabetes therapies and insulin regimes, differences between regional and general anesthesia, and important laboratory parameters are discussed. Oral antidiabetics used in Germany, different classes of insulins and possible regimes for the intraoperative management of insulin therapies and important aspects of the postoperative management are presented.

Kernaussagen

  • Zur intraoperativen Stoffwechselkontrolle von Diabetikern und Nichtdiabetikern gibt es nur wenig qualitativ hochwertige Daten.

  • Hyper- und Hypoglykämien müssen verhindern werden. Ziel ist ein Blutzuckerwert in Bereichen zwischen 5,5 mmol/l (100 mg/dl) und 10 mmol/l (180 mg/dl).

  • Anästhesisten müssen die modernen Therapiedauerkonzepte für den Diabetes mellitus kennen, um die Folgen ihrer Eingriffe in die Behandlung einschätzen zu können.

  • Die meisten oralen Antidiabetika (außer Metformin) müssen bei kleinen und mittelgroßen Eingriffen nur am OP-Tag ausgesetzt werden. Metformin wird wegen der Gefahr einer Laktatazidose in der Regel 48 h vor der OP abgesetzt und bei intakter Nierenfunktion und PONV-Freiheit 48 h nach der OP wieder angesetzt.

  • Der HbA1c-Wert des Patienten sollte präoperativ < 6,5 % liegen. Vor dringlichen Eingriffen sollte zumindest der aktuelle Blutzuckerspiegel innerhalb vertretbarer Grenzen (siehe oben) rangieren.

  • Regionalanästhesien machen die Blutzuckerkontrolle einfacher. In Vollnarkose muss der Blutzuckerspiegel bei Diabetikern mindestens alle 2 h kontrolliert werden.

  • Präoperativ werden häufig folgende Werte bestimmt: Nüchtern- und postprandialer Blutzuckerspiegel, Harnstoff, Kreatinin und Elektrolyte.

  • Bei insulinpflichtigen Diabetikern stehen die intermittierende Insulintherapie nach Blutzuckerkontrolle sowie eine Glukose-Insulin-Kalium-Infusionstherapie zur Wahl.

  • Bei Hypoglykämien muss konsequent mit Glukose gegengesteuert werden.

  • Postoperativ soll der Patient so rasch wie möglich wieder zu seinem Dauerbehandlungsplan zurückkehren.

Weiteres Material zum Artikel

Literaturverzeichnis

Dennis André Ballwieser
Dr. med. Daniel Chappell
PD Dr. med. Matthias Jacob

Email: dennis.ballwieser@med.uni-muenchen.de

Email: daniel.chappell@med.uni-muenchen.de

Email: matthiasjacob@med.uni-muenchen.de