PiD - Psychotherapie im Dialog 2011; 12(2): 184-186
DOI: 10.1055/s-0031-1276826
Im Dialog
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„Aus den Augen, aus dem Sinn?”

Warum mobile Menschen ein Online-Beratungsangebot brauchen – ein WerkstattberichtAgnes  Justen-Horsten, Helmut  Paschen
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Publication Date:
14 June 2011 (online)

Menschen, die über längere Zeiträume hinweg unterwegs sind und „fern der Heimat” leben, machen besondere Erfahrungen und gehen besondere Risiken ein. Wegen des Unterwegsseins geraten sie in kritische Lebenssituationen, die manchmal beraterische oder therapeutische Unterstützung notwendig machen. Im Folgenden versuchen wir zu beschreiben, warum gerade diese Klientel eine Weiterentwicklung von Beratung und Therapie zur Anwendung auf virtuelle Kommunikation braucht. Zunächst soll unsere „Projektgeschichte” diesen Bedarf verdeutlichen.

Wahrscheinlich weil ich (A. J. H.) selbst schon an einigen Orten in der Welt für längere Zeit gelebt habe, habe ich als Psychotherapeutin mobile Menschen als Klienten. Ziehen diese Klienten weiter oder ziehe ich um (was seltener vorkommt), entsteht die Frage: Wie kann die Therapie weitergehen? Über die Jahre hat sich eine Kontaktbrücke immer mehr etabliert: die E-Mail. Am Anfang wurden so aus der Ferne Termine verabredet und vorbereitet, jetzt geht es auch immer mehr um Inhalte. In Therapiephasen, in denen Klienten unterwegs sind, verabreden wir uns zum E-Mail-Schreiben.

Da mir klar wurde, dass Online-Arbeit auch wegen der Lebenssituation meiner Klienten für mich an Bedeutung zunehmen wird, und die Erfahrung zeigte, dass diese Kommunikationsform neben vieler Vorteile auch spezifische Schwierigkeiten, z. B. das Missverständnis, mit sich bringt, habe ich mich nach Fortbildungsmöglichkeiten in Online-Beratung umgeschaut. Mit diesem Vorhaben im Kopf stieß ich auf Helmut Paschen, Online-Experte von pro familia, und erfuhr, dass seine und andere Organisationen im psychosozialen Feld in Deutschland schon ca. 15 Jahre Erfahrung mit Online-Beratung haben.

Im psychosozialen Bereich hat man also schon lange erkannt, dass ratsuchende Menschen über ein Medium, mit dem sie vertraut sind und über das sie auch sonst viel kommunizieren, gut zu erreichen sind: das Internet mit all seinen Facetten. Dass Psychotherapeuten diese Möglichkeit erst allmählich zu nutzen beginnen, hat zu tun mit dem Verständnis des Unterschieds zwischen Beratung und Therapie. Dieser wirft meines Erachtens für den Therapeuten oder Berater weniger inhaltliche Fragen auf, als dass er berufsständische, berufsrechtliche und finanzierungspolitische Differenzierungen berührt. Als ich Helmut Paschen per E-Mail von Wien nach Flensburg „erzählte”, dass ich auch mit einer Klientel arbeite, für die das Internet oft der einzige Weg zu Beratung und Therapie ist, war onthemoveonline, ein Beratungsangebot für mobil lebende Menschen, geboren.

1 Vergleiche: Almer S. Das Fernbehandlungsverbot als rechtliche Grenze im Einsatz Neuer Medien in der psychosozialen Versorgung. In: Bauer S, Kordy H. E-Mental-Health. Neue Medien in der psychosozialen Versorgung. Heidelberg: Springer; 2008: 14–17.

Dr. Agnes Justen-Horsten

Wattmanngasse 44

1130 Wien, Österreich

Email: justen-horsten@t-online.de

Email: info@onthemoveonline.de

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