Zentralbl Chir 2011; 136(03): 193-195
DOI: 10.1055/s-0031-1283067
Aktuelle Chirurgie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fehlerhäufigkeit – Patientensicherheit – ein Problem in der Chirurgie?

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Publication Date:
20 June 2011 (online)

 

In den letzten 20 Jahren wurden zunächst in Nordamerika und England, später auch in Deutschland, Zahlen zur Fehlerhäufigkeit im Krankenhaus publiziert, die beim ersten Lesen kaum glaubhaft erschienen. Inzwischen werden sie als Grundlage für eine ganze Reihe von Verbesserungen in der operativen und auch konservativen Medizin genutzt. Es geht vor allem um Verbesserung von Handhygiene sowie um Reduktion von Medikamenten- und Eingriffsverwechslung.

Einer der anerkannten Grundsätze in der Medizin lautet: "Erst die Diagnose, dann die Therapie". Das gilt auch für Patientensicherheit. Man kann sie erst dann verwirklichen, wenn man sich bewusst macht und eingesteht, dass es immer wieder Situationen gab und gibt, in denen sie nicht beachtet oder geplant war. Man muss zunächst Fehler eingestehen, bevor man Vermeidungsstrategien entwickeln kann. Abgesehen von individuellen Beispielen, die jeder kennt, der einige Jahre in der Chirurgie tätig war, wurden eigene Fehler inzwischen publiziert, z.B. vom Autor dieses Artikels oder auch kürzlich von einem Handchirurgen in einer der angesehensten medizinischen Zeitschriften [1]. In diesem Artikel wird über eine Patientin berichtet, die wegen eines schnellenden Fingers operiert werden sollte, bei der aber irrtümlich eine Dekompression des Karpaltunnels vorgenommen wurde.

In einer kürzlich publizierten Statistik der Amerikanischen Akademie für Orthopädische Chirurgie wurde berichtet, dass 5,6% der medizinischen Fehler Eingriffsverwechslungen waren. Von diesen waren 59% Verwechslungen der Seite, 23% Verwechslungen des Eingriffsortes (z.B. Operation am falschen Finger der richtigen Hand), in 14% wurde der falsche Eingriff an der richtigen Stelle vorgenommen und in 5% der falsche Patient operiert [2].

In der Chirurgie und in anderen Spezialgebieten der operativen Medizin sind andere Fehler bekannt. In der Chirurgie sind es häufig vermeidbare Infektionen und selten das Zurücklassen von Fremdkörpern im Operationsgebiet.

 
  • Literatur

  • 1 Ring DC, Herndon JH, Meyer GS. Case 34–2010: A 65-year-old woman with an Incorrect Operation on the left Hand. N Engl J Med 2010; 363: 1950-1957
  • 2 Wong DA, Lewis B, Herndon J et al. Patient safety in North America: beyond "operate trough your initials" and "sign your site". J Bone Joint Surg Am 2009; 91: 1534-1541
  • 3 Wachter DA, Provonost PJ. Balancing "No Blame" with Accountability in Patient safety. N Engl J Med 2009; 361: 1401-1406
  • 4 Haynes AB, Weiser TG, Berry WR et al. A surgical safety checklist to reduce morbidity and mortality in a global population. N Engl J Med 2009; 360: 491-499
  • 5 de Vries EN, Prins HA, Crolla RMPH et al. Effect of a Comprehensive Surgical Safety System on Patient Outcomes. N Engl J Med 2010; 363: 1928-1957
  • 6 Birkmeyer JD, Stukel TA, Siewers AS et al. Surgeon volume and operative mortality in the United States. N Engl J Med 2003; 349: 2117-2127
  • 7 Clarke JR, Johnston J, Finley ED. Getting surgery right. Ann Surg 2007; 246: 395-403