Diabetes aktuell 2011; 9(04): 180-182
DOI: 10.1055/s-0031-1283072
Deutsche Diabetes-Stiftung (DDS)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Adipöse Kinder und Jugendliche – Obeldicks: Effektiver Präventionsansatz für Diabetes und Metabolisches Syndrom

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Publication Date:
28 June 2011 (online)

 
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Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass eine Adipositas-Intervention im Kindes- und Jugendalter langfristige Lernerfolge beim Lebensstil hat. Den betroffenen Kindern und Jugendlichen wird damit nicht nur gesundheitlich der Start ins Erwachsenenleben erleichtert, durch die frühzeitige Intervention werden z. B. auch die Chancen bei der Berufs- und Partnerwahl im weiteren Verlauf des Lebens verbessert. Die DDS kooperiert mit den Entwicklern des Obeldicks-Konzepts, denn die Steigerung von Bewegung und körperlicher Fitness, die Einbeziehung der Eltern und Familie sind wichtige präventive Maßnahmen gegen die frühe Adipositas und deren schwerwiegende gesundheitliche wie soziale Folgen im weiteren Leben.

Noch vor noch nicht allzu langer Zeit wurde der Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM) als Erkrankung des Erwachsenen angesehen. Die letzten Jahre zeigten aber weltweit und damit auch in Deutschland einen Anstieg der Manifestation des T2DM bereits im Jugendalter parallel zur Zunahme der Adipositas [1]. Zurzeit sind über 1000 Kinder und Jugendliche mit T2DM in Deutschland bekannt [2]. Aufgrund von Screening-Untersuchungen, welche zeigten, dass bis zu 1 % aller adipösen Jugendlichen einen meist asymptomatischen T2DM haben [1], ist zu befürchten, dass nur jeder dritte bis fünfte betroffene Jugendliche in Deutschland mit T2DM diagnostiziert wurde.

Die Behandlung des T2DM erweist sich zudem als sehr schwierig, da bereits 6 Monate nach Diagnose nur noch 10 % der jugendlichen Patienten in deutschen Diabeteszentren in Betreuung sind [2], [3]. Neben dem häufig schwierigen Patientenkollektiv sind hierfür auch meist fehlende spezifische Lebensstil-Interventionen für das Jugendalter verantwortlich [2], [3].

Eine effektive Prävention des T2DM ist dringend erforderlich, nicht zuletzt auch wegen der individuellen, sozialen und volkswirtschaftlichen Konsequenzen aufgrund der Zunahme des T2DM bei Kindern und Jugendlichen. Die Prävention des T2DM kann vor allem über eine Therapie der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen erreicht werden. Interven-tionsstudien zeigen eindeutig, dass durch eine Steigerung der körperlichen Bewegung und eine gesündere Ernährung die Manifestation eines T2DM aufgehalten und die Stoffwechsel-Einstellung verbessert werden kann [1], [4].

Als Beispiele für effektive Präventionsmaßnahmen haben sich die Obeldicks- und Obeldicks-Light-Intervention erwiesen, die bei übergewichtigen (BMI 90.–97. Perzentile, Obeldicks Light: 6 Monate Lebensstil-Intervention) bzw. adipösen Kindern und Jugendlichen (BMI> 97. Perzentile, Obeldicks: 12 Monate Lebensstil-Intervention) und ihren Eltern durchgeführt werden können. Bei 4–8-jährigen adipösen Kindern werden nur die Eltern geschult, die Kinder erhalten nur eine Bewegungstherapie (Obeldicks Mini, 12 Monate Intervention). Die Bausteine der Schulungen, welche den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter entsprechen [5], sind eine kindgerechte Bewegungs-, Ernährungs- und Verhaltenstherapie einschließlich einer individuellen Betreuung von Kind, Jugendlichem und dessen Familie.

Die Schulung wird von einem interdiszi-plinären Team aus Kinderärzten, Diätassistenten/Ökotrophologen, Psychologen, Sporttherapeuten und Motopäden gestaltet. Die Bewegungstherapie wird über ein Jahr einmal pro Woche angeboten. In der 1. Phase (Intensivphase) über 3 Monate finden der Ernährungskurs und der (Ess-)Verhaltenskurs für die Kinder sowie der Elternkurs statt (Abb. [1]). In der 2. Phase (Etablierungsphase) über 3 Monate bei Obeldicks Light bzw. 9 Monate bei Obeldicks werden den Familien neben den Elterngesprächskreisen 3 (Obeldicks Light) bzw. 6 (Obeldicks) individuelle Familiengespräche angeboten.

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Abb. 1 Ablauf der Schulung Obeldicks.