Zentralbl Chir 2011; 136(4): 311
DOI: 10.1055/s-0031-1283701
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Wie können wir die Langzeitprognose unserer Tumorpatienten weiter verbessern?

How Can We Further Improve the Long-Term Prognosis of Our Tumour Patients?U. T. Hopt
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Publication Date:
23 August 2011 (online)

Der onkologisch tätige Viszeralchirurg wird tagtäglich mit Malignomen des Gastrointestinaltraktes, der Leber und des Pankreas konfrontiert. 

Es besteht kein Zweifel, dass die R0-Resektion des Tumors und gegebenenfalls der Metastasen bei fast allen derartigen Malignomen die Voraussetzung für eine mögliche Heilung darstellt. Trotzdem muss der Chirurg anerkennen, dass die operative Therapie nur bei einem Teil der Patienten zu einer definitiven Heilung führt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Die chirurgische Technik ist heutzutage weitgehend standardisiert, das Ausmaß der chirurgischen Radikalität klar definiert. Eine weitere Ausweitung der chirurgischen Radikalität stellt keinen vernünftigen Lösungs­ansatz dar. Es gibt viele Beispiele, dass dadurch die onkologischen Langzeitergebnisse nicht verbessert werden, dass aber die Langzeitfolgen der Operation für den Patienten viel gravierender werden können. Eine Verbesserung der Langzeitergebnisse ist also nur durch eine multimodale Tumortherapie, d. h. eine Kombination von Chirurgie, Strahlentherapie und Chemotherapie zu erwarten. Das Zentralblatt für Chirurgie beschäftigt sich seit langem gerade mit dieser Problematik [1] [2] [3] [4] [5] . 

Von großer Bedeutung ist der zeitliche Bezug der (Radio)chemotherapie in Hinblick auf die Operation. Grundsätzlich unterschieden wird eine neoadjuvante, perioperative und adjuvante Therapie. Ziel jeder Therapie, die vor einer Operation aus­geführt wird, ist es, durch direkte Einwirkung auf den Tumor und gegebenenfalls bereits vorhan­dene Metastasen die Wahrscheinlichkeit einer R0-Resektion zu erhöhen. Eine postoperative Therapie hat das Ziel, durch Einwirkung auf residuelle Tumorzellen die Wahrscheinlichkeit eines Tumorrezidivs zu verringern. Die grundsätzliche Wirksamkeit beider Therapieansätze ist in vielen Studien eindeutig bewiesen. Welche Art der multimodalen Therapie für den einzelnen Patienten die besten Heilungschancen mit sich bringt, ist von vielen Faktoren abhängig. Zu nennen sind hier z. B. der Ort der Tumorentstehung, die histologische bzw. molekularbiologische Charakterisierung des Tumors, das Tumorstadium und der Allgemeinzustand des Patienten. Aus diesem Grunde werden solche Entscheidungen über die notwendige onkologische Therapie heutzutage immer in einem Tumorboard getroffen. 

Jeder onkologisch tätige Chirurg muss über die Möglichkeiten und Grenzen der derzeitigen multimodalen Therapie informiert sein. Nur dann kann er den chirurgischen Part in einem Tumorboard sinnvoll ausfüllen und seine Patienten korrekt beraten. Das vorliegende Heft des Zentralblatt für Chirurgie bringt 7 von anerkannten Experten verfasste Übersichtsarbeiten, die den derzeitigen Stand der multimodalen Tumortherapie in der Viszeralchirurgie aufzeigen. Hervorzuheben ist, dass am Ende jeder Arbeit ein Algorithmus darlegt, wie in der Klinik der Verfasser die multimodale Therapie in Abhängigkeit vom Tumorstadium eingesetzt wird. Die Herausgeber des „Zentralblatt für Chirurgie“ hoffen, dass damit den Lesern die tägliche onkologisch-chirurgische Arbeit erleichtert wird. 

Literatur

  • 1 Auernhammer C J, Jauch K W, Hoffmann J N. Lebermetastasierung bei neuroendokrinen Karzinomen des gastro-entero-pankreatischen Systems – Therapie­strategien.  Zentralbl Chir. 2009;  134 410-417
  • 2 Grundmann R T, Hölscher A H, Bembenek A et al. Diagnostik und Therapie des Magenkarzinoms – Workflow.  Zentralbl Chir. 2009;  134 362-374
  • 3 Hopt U T, Drognitz O, Neeff H. Zeitlicher Ablauf von Leber- und Darmresektion bei Patienten mit kolorektalem Karzinom und synchronen Lebermetastasen.  Zentralbl Chir. 2009;  134 425-429
  • 4 Lehner F, Ramackers W, Bektas H et al. Leberresektion bei nicht kolorektalen, nicht neuroendokrinen Lebermetastasen – ist die Resektion im Rahmen des onko-chirurgischen Therapiekonzeptes gerechtfertigt?.  Zentralbl Chir. 2009;  134 430-436
  • 5 Sauer J, Sobolewski K, Dommisch K. Neoadjuvante und adjuvante Therapie bei Rektumkarzinom in der Praxis. Wieviele Patienten gelangen tatsächlich in multimodale Therapiekonzepte? Eine Analyse des Tumorzentrums Schwerin.  Zentralbl Chir. 2009;  134 450-454

Prof. Dr. Dr. h. c. U. T. Hopt

Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie mit Poliklinik · Chirurgische Universitätsklinik

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