Der Klinikarzt 2012; 41(1): 12
DOI: 10.1055/s-0032-1304526
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Die Ultraschalldiagnostik gewinnt zunehmend klinische und diagnostische Bedeutung

Karlheinz Seitz
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Publication Date:
31 January 2012 (online)

Die Ultraschalldiagnostik hat seit ihrem Beginn vor 40 Jahren Einzug in nahezu alle klinische Fächer gehalten. Zu Recht wird sie in Deutschland als unverzichtbares klinisches Werkzeug fachbezogen eingesetzt. Stellvertretend seien hier Gynäkologie und Geburtshilfe, Ophtalmologie, Urologie, Neurologie, Orthopädie/Unfallchirurgie, Chirurgie, Radiologie, HNO und Anästhesie genannt.

In der Inneren Medizin und ihren Schwerpunkten ist die Sonographie seit Einführung der Auskultation vor fast 200 Jahren zum wichtigsten klinischen Werkzeug geworden, sie ist das am häufigsten angewandte bildgebende Verfahren.

So wurde der sonographische Oberbauchstatus 1976 von G. Rettenmaier als Fortsetzung der körperlichen Untersuchung mit technischen Mitteln eingeführt. Mit der ”klinischen Sonographie“ gehen wir heute einen Schritt weiter: Mit dem gezielten Einsatz der Sonographie unmittelbar nach einer sorgfältigen Anamnese und körperlichen Untersuchung – evtl. in Kenntnis der Basislabordiagnostik – besitzt sie ihre höchste Effizienz, wenn adäquate klinische und sonographische Erfahrung vorhanden sind.

Zu Unrecht gilt die Sonographie als subjektive Methode – als wäre nicht ebenso der ärztliche Kopf hinter CT, Endoskop oder Mikroskop der entscheidende Qualitätsfaktor! Es fehlt an versierten Klinikern mit sehr guten US-diagnostischen Erfahrungen, weil entsprechende Förderung und Wertschätzung fehlt und weil man die jungen Ärzte meist viel zu früh zu ”Spezialisten“ erzieht, wo sie statt klinischen Erfahrungen teure und einträglichere Methoden erlernen, die oft mit Strahlenbelastung verbunden sind. Nicht umsonst gelten wir in Deutschland als ”Röntgenweltmeister“.

Es ist höchste Zeit, das sich die Entscheidungsträger dieser Methode annehmen: ”Kompetenter Ultraschall“ ist ein Muss in jeder Klinik. In den letzten 10 Jahren hat die Ultraschalldiagnostik durch methodische Fortschritte und konsequenten kompetenten Einsatz Ergebnisse vorgelegt, die im Notfall- und Aufnahmebereich, die sowohl für die Diagnose und den Therapierfolg, als auch für die Kosteneffizienz von größter Tragweite sind.

Dies hat dazu geführt, dass in den USA Ärzte, die bisher mit US nichts am Hut hatten, wieder selbst den Schallkopf in die Hand nehmen!

Die Kontrastmittelsonographie besitzt in der Leberdiagnostik die höchste zeitliche und örtliche Auflösung, somit ist Waffengleichheit mit CT und MRT hergestellt.

Es gilt, die Ultraschalldiagnostik flächendeckend, d. h. in jeder Klinik, auf hohem Niveau zu etablieren. Dazu bedarf es im US einer Verbesserung und Intensivierung der Weiterbildung. Zunächst benötigen wir versierte Kliniker mit deutlich überdurchschnittlicher US-Erfahrung, die als Leistungsträger ihrer Abteilung Anerkennung genießen und ihr Wissen langfristig gerne an junge Ärzte weitergeben. Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Zertifizierung der ”Ultraschalllabors“ sind schon aus Gründen der Geräteamortisation und des Einsparens von Ressourcen sinnvoll. Die Einrichtung eines interdisziplinären US-Zentrums kann in einer größeren Klinik der geeigneter Weg sein, wie ein durchaus kritischer Beitrag in diesem Heft zeigt. Prinzipiell ist eine Zentrierung ratsam, die jedoch der jeweiligen Klinik angepasst werden sollte. Der beste Weg ist der, der langfristig zu kompetenter Ultraschallanwendung in Klinik und Praxis führt.