Psychother Psychosom Med Psychol 2012; 62(03/04): 87-88
DOI: 10.1055/s-0032-1304917
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktuelle internationale Entwicklungen in der Psychosomatischen Medizin

Gründung einer European Association of Psychosomatic MedicineNew International Activities in Psychosomatic MedicineFoundation of the European Association of Psychosomatic Medicine
Hans-Christian Deter
1   Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik, Charité Campus Benjamin Franklin, Berlin
,
Wolfgang Söllner
2   Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinikum Nürnberg
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Publication Date:
02 April 2012 (online)

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Prof. Dr. med. Hans-Christian Deter
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Prof. Dr. med. Wolfgang Söllner

Im letzten Jahr haben sich auf internationaler Ebene neue Perspektiven in der Psychosomatischen Medizin ergeben, die schon bisher bestehende internationale Zusammenarbeit in der Forschung und Patientenversorgung durch einen umfangreichen wissenschaftlichen Austausch mit verschiedenen nationalen und internationalen Fachgesellschaften weiter fördern.

Die European Association of Consultation-Liaison Psychiatry and Psychosomatics (EACLPP) und das European Network of Psychosomatic Medicine haben beschlossen, die beiden Organisationen zu vereinigen und eine neue gemeinsame Gesellschaft zu gründen, die European Association of Psychosomatic Medicine (EAPM). Die beiden Organisationen haben bereits seit vielen Jahren die alle 2 Jahre stattfindende European Conference on Psychosomatic Research organisiert. In beiden Vereinigungen sind Psychosomatiker bei der Entwicklung von Forschungsprojekten und von europäischen Leitlinien führend beteiligt [1] [2] [3] [4]. Die Vereinigung soll auf der nächsten gemeinsamen Europäischen Tagung vom 27. – 30. Juni 2012 in Aarhus / Dänemark erfolgen (www.eaclpp-ecpr2012.dk).

Die neue europäische Gesellschaft wird ihre Schwerpunkte im wissenschaftlichen Austausch, der Förderung multizentrischer europäischer Forschungsprojekte, der Entwicklung europäischer Leitlinien, der Weiterentwicklung von Fort- und Weiterbildungscurricula und der Entwicklung integrativer klinischer Modelle im Bereich der Psychosomatischen Medizin haben. Die EAPM wird eine interdisziplinäre wissenschaftliche Gesellschaft sein, die für alle im Feld der Psychosomatischen Medizin aktiven Forscher und Praktiker offen sein wird. Mitglieder können Angehörige aller ärztlichen Fachdisziplinen (Psychosomatiker, Psychiater, Allgemeinärzte, Internisten etc.) und im Gesundheitswesen tätige Berufsgruppen (Psychologen, Sozial- und Pflegeberufe) werden. Das Journal of Psychosomatic Research wird das Publikationsorgan der neuen europäischen Gesellschaft sein. Das Deutsche Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM) unterstützt diese Initiative nachdrücklich und fordert ihre Mitglieder und alle international aktiven Forscher im Bereiche der Psychosomatischen Medizin auf, an der Gründungsversammlung der neuen europäischen Gesellschaft in Aarhus teilzunehmen und Mitglied in der EAPM zu werden.

Psychosomatiker aus Deutschland haben in den letzten Jahren systematisch die internationale Repräsentanz der deutschen Psychosomatik ausgebaut und waren auf verschiedenen Ebenen bei internationalen Initiativen tätig.

  • Nach langer Vorbereitung wurde am 26.11.2011 eine Freundschafts- und Partnerschaftsvereinbarung zwischen dem Deutschen Kollegium für Psychosomatische Medizin (vertreten durch Hans-Christian Deter) und der Japanischen Gesellschaft für Psychosomatische Innere Medizin (JSPIM) auf der 16. Jahrestagung dieser Gesellschaft in Tokio geschlossen. In einem Seminar mit japanischen und deutschen Ärzten wurde der Umgang mit Traumata in den verschiedenen Kulturen diskutiert. Die psychosomatische Arbeit am Patienten erschien als eine Aufgabe, die kulturübergreifend verstanden und in unterschiedlicher Weise auch praktisch realisiert werden kann. Der Kooperationsvertrag zwischen dem DKPM und der JSPIM ist ein ermutigender Schritt, psychosomatische Ansätze vor dem Hintergrund unterschiedlicher kultureller Entwicklungen zu studieren und weiterzuentwickeln (ein ausführlicherer Bericht findet sich in Heft 2 / 2012 der PPmP).

  • Auch die transatlantische Kooperation wurde verstärkt. Im letzten Jahr trafen sich zahlreiche deutsche Psychosomatiker in San Antonio / USA zum jährlichen Kongress der American Psychosomatic Society (APS; www.psychosomatic.org), bei der Christoph Herrmann-Lingen und Harald Gündel aktiv im Tagungskomitee mitwirkten. Darüber hinaus besteht seit Jahren ein wissenschaftlicher Austausch mit der Academy of Psychosomatic Medicine (www.apm.org), der wissenschaftlichen Gesellschaft der US-amerikanischen Psychiater mit der Subspezialisierung in Psychosomatic Medicine, bei der Wolfgang Söllner im International Committee mitwirkt.

  • Das DKPM ist Mitglied in der International Society of Behavioral Medicine (ISBM), welche 26 psychosomatisch / behaviorale nationale Fachgesellschaften vereinigt. Vertreter des DKPM wirken im Organisationskommittee der diesjährigen Tagung mit, die vom 29.8. – 1.9.2012 in Budapest stattfindet (www.selyesociety.hu).

  • Nach der World Conference of Psychosomatic Medicine in Seoul / Korea 2011, wird die nächste Konferenz 2013 in Lissabon 2013 stattfinden. Auch hier ist das DKPM im Advisory Board des Präsidiums des International College of Psychosomatic Medicine vertreten und hierdurch in der Lage, wesentliche Schwerpunkte dieses Kongresses mitzubestimmen.

Die nächsten anstehenden Aufgaben liegen zum einen in der Entwicklung europäischer Forschungsinitiativen, wie sie die Kollegen der EACLPP so erfolgreich in den letzten 15 Jahren durchgeführt haben [5] [6], zum anderen erhoffen wir uns intensive Diskussionen und einen fruchtbaren Austausch – besonders auch mit den Kollegen aus Osteuropa – über die Entwicklung und Implementierung integrativer psychosomatischer klinischer Modelle [7]. Schließlich glauben wir, dass auch unsere Patienten und die Gesundheitssysteme der einzelnen europäischen Länder von der weiteren internationalen Öffnung und Vernetzung profitieren werden.

 
  • Literatur

  • 1 Herzog T, Creed F, Huyse FJ et al. Psychosomatic medicine in the general hospital. In: Katona C, Montgomery S, Sensky T, eds. Psychiatry in Europe: directions and developments. London: Gaskell; 2004: 143-151
  • 2 Orth-Gomér K, Albus C, Bages N et al. Psychosocial considerations in the European guidelines for prevention of cardiovascular diseases in clinical practice: Third Joint Task Force. Int J Behav Med 2005; 12: 132-141
  • 3 Söllner W, Creed F & EACLPP Workgroup on Training in C-L. European guidelines for training in consultation-liaison psychiatry and psychosomatics: report of the EACLPP Workgroup on Training in Consultation-Liaison Psychiatry and Psychosomatics. J Psychosom Res 2007; 62: 501-509
  • 4 Biancone L, Michetti P, Travis S et al. for the European Crohn's and Colitis Organisation (ECCO). European evidence-based Consensus on the management of ulcerative colitis: Special situations. J Crohn Colitis 2008; 2: 63-92
  • 5 Huyse FJ, Herzog T, Lobo A et al. European consultation-liaison psychiatric services: the ECLW collaborative study. Acta Psychiatr Scand 2000; 101: 360-367
  • 6 de Jonge P, Huyse FJ, Slaets JPJ et al. Operationalisation of biopsychosocial case complexity in general health care: the INTERMED project. Austr NZ J Psychiatry 2005; 39: 795-799
  • 7 Deter HC. Towards a new strategy to implement psychosomatic knowledge in medical practice. Biopsychosoc Med 2008; 14: 1