Z Gastroenterol 2012; 50(8): 743-744
DOI: 10.1055/s-0032-1313067
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prof. Dr. Peter Layer

Kongresspräsident der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten 2012 Prof. Dr. Peter LayerCongress President of the German Society of Digestive and Metabolic Diseases 2012
M. M. Lerch
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Publication Date:
15 August 2012 (online)

Es ist eine Freude und eine Ehre, einen langjährigen Weggefährten, Prof. Dr. Peter Layer, als Kongresspräsidenten der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten vorstellen zu dürfen. Peter Layer wurde am 28.10.1951 in Brombach bei Heidelberg im Odenwald geboren. Er besuchte die Schulen in Eberbach am Neckar, Graben bei Karlsruhe und Baden-Baden und legte in Mosbach sein Abitur ab. Seine frühen Neigungen deuteten zunächst nicht auf eine Laufbahn in der Medizin, sondern eher in der Musik oder in den Naturwissenschaften. Als Abiturient hatte er bereits den Baden-Württembergischen Mathematikpreis gewonnen. Ab 1971 studierte Peter Layer dann Humanmedizin an der Universität Tübingen, während er gleichzeitig an Klavier und Gitarre in einer Studentenband musizierte. Peter Layer unterbrach sein Studium in Tübingen für ein Auslandsjahr an der Edinburgh University in Schottland von 1974 – 1975 und legte 1976 in Tübingen sein Staatsexamen ab. 1977 erfolgte dann das Amerikanische Staatsexamen und nach einer Medizinalassistentenzeit am Universitätsklinikum Essen 1979 die Approbation. Seine Promotion 1980 in Essen mit dem Thema „Untersuchungen zum Einfluss der akuten und chronischen Hypercalciämie auf die Pankreassekretion wurde nicht nur mit „summa cum laude“ abgeschlossen, sondern auch mit dem „Ismar-Boas-Preis“ der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten ausgezeichnet.

Die klinische Weiterbildung in der Klinik von Professor Harald Goebell ab 1979 unterbrach Peter Layer, um mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 1983 – 1985 als Fellow der Gastroenterology Unit an der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, zu arbeiten. Diese Zeit in der Arbeitsgruppe von Gene DiMagno war nicht nur wissenschaftlich außerordentlich erfolgreich, sondern hat auch seine Schwerpunktbildung in der Pankreasforschung und der gastrointestinalen Physiologie weiter vertieft. Daneben spielte Peter Layer als passionierter Fußballer auch in der offiziellen Liga von Minnesota für die Mayo Clinic. Dem Fußball als Aktivsport ist er auch heute noch treu geblieben und steht regelmäßig gegen die Mannschaft der Chirurgie am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg im Sturm der Inneren Medizin. Zurück in Essen absolvierte Peter Layer 1987 die Facharztprüfung für Innere Medizin, 1988 die Habilitation und venia legendi an der Universität Essen und 1991 die Facharztprüfung für Gastroenterologie.

Seit 1993 ist er Professor. Seit 1988 Oberarzt des Zentrums für Innere Medizin des Universitätsklinikums Essen erhielt Peter Layer 1995 den Ruf auf eine C3-Professur an der Universität Bonn (die einzige Stelle, um die wir uns jemals gemeinsam beworben haben) und lehnte diesen ab, um 1996 die Stelle des Ärztlichen Direktors der Medizinischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg anzutreten. Dieses Krankenhaus wurde 1839 vom Onkel Heinrich Heines, Salomon Heine, gegründet und hat Peter Layer in den letzten 16 Jahren nicht nur ein exzellentes klinisches Umfeld, sondern auch ausgezeichnete Forschungsmöglichkeiten geboten, wie sie sich in Deutschland außerhalb von klassischen Universitätsklinika kaum finden lassen, und wie sie auch die Möglichkeiten einiger Universitätsklinika übertreffen. Am Israelitischen Krankenhaus ist es Peter Layer gelungen, nicht nur einen über Deutschland hinaus sichtbaren Schwerpunkt für funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen und Pankreaserkrankungen zu etablieren, sondern auch einen höchst erfolgreichen Schwerpunkt für gastrointestinale Physiologie zu etablieren. Dies drückt sich nicht nur in durchschnittlich 12 – 15 Publikationen aus, die aus seiner Arbeitsgruppe am Israelitischen Krankenhaus jedes Jahr entstehen, sondern auch in den Meilensteinen der Gastroenterologie, an denen Peter Layer maßgeblich beteiligt war. Wenige deutsche Gastroenterologen können von sich behaupten, so grundlegende Arbeiten zum Verständnis der Physiologie des Pankreas und des Gastrointestinaltrakts beigetragen zu haben wie unser Kongresspräsident.

Als erstes Thema sind hier die Interaktionen zwischen extrazellulärem Calcium und exokriner Pankreasfunktion sowie die Aufklärung der Mechanismen der pankreatischen Calciumsekretion zu nennen. Ein ganz neues Forschungsfeld war dann die Interaktion zwischen der Pankreassekretion und der gastrointestinalen Motilität, die Erstbeschreibung des Transits und physiologischen Aktivitätsverlust von Pankreasenzymen im Darmlumen sowie die Effekte der gezielten Hemmung spezifischer Enzyme. Eine weitere wichtige Entdeckung von Peter Layer war die physiologische Malabsorption einzelner Nährstoffe und die Erstbeschreibung der „Ileumbremse“ (ileal brake) der Pankreassekretion und der koordinierten motorischen Funktion des Gastrointestinaltrakts. Diese hier genannten Arbeiten alleine haben sich in 8 Publikationen in der Zeitschrift „Gastroenterology“ wiedergefunden.

Für die Klinik von großer Bedeutung war Peter Layers Langzeitstudie zum natürlichen Verlauf der chronischen Pankreatitis und die Unterscheidung zwischen einer frühen (early onset) und einer späten Altersform der idiopathischen Pankreatitis. Hierbei stehen die genetischen Ursachen dieser Differenzierung heute kurz vor der Aufklärung. Ohne die grundlegende Studie von Peter Layer, die 1994 in Gastroenterology publiziert wurde, wäre diese Differenzierung aber nicht möglich gewesen.

Einen wirklichen Paradigmenwechsel hat Peter Layer mit zwei 2005 und 2006 durchgeführten Studien zur Behandlung der infizierten Pankreasnekrose bei akuter Pankreatitis eingeleitet. Bis dahin galt die chirurgische Auffassung als Dogma, das möglichst alle Pankreasnekrosen, insbesondere aber infizierte Pankreasnekrosen offen chirurgisch behandelt werden müssen. Der damit verbundenen sehr hohen Mortalität von bis zu 50 % wurde damals wenig Beachtung geschenkt. Den grundlegenden Arbeiten der Arbeitsgruppe um Peter Layer ist die Einsicht zu verdanken, dass auch im Falle von infizierten Pankreasnekrosen ein konservatives Management angemessen sein kann. Dies legte die Grundlage zum heute etablierten „Step up Approach“ der Behandlung von Pankreasnekrosen, die immer einen möglichst wenig invasives Behandlungskonzept an den Anfang der Therapie stellt und vor etwa einem Jahr im New England Journal of Medicine publiziert wurde. Nicht überraschend wurden die ca. 360 Publikationen von Peter Layer inzwischen über 4000-mal zitiert, wobei alleine seine 5 wichtigsten Paper über 100 Zitate verbuchen können. Einzigartig in der deutschen Forschungslandschaft ist sein Schwerpunkt der Interaktion zwischen funktionellen Störungen des Gastrointestinaltrakts, der Regulation der gastrointestinalen Motilität und der Funktion der Bauchspeicheldrüse.

Für unsere Fachgesellschaft hat er nicht nur maßgeblich verschiedene Leitlinien gestaltet und die gerade erschienene S3-Leitlinie zum Reizdarmsyndrom koordiniert, sondern unserer Gesellschaft auch seit 2000 als Schatzmeister gedient. Seinem klugen und umsichtigen Sachverstand als Schatzmeister ist die heute hervorragende wirtschaftliche Situation der DGVS und die Mitgliederzahl von inzwischen nahezu 5000 zu verdanken. Bei vielen praktisch tätigen Gastroenterologen ist Peter Layer darüber hinaus als Mitorganisator und Referent des jährlichen Gastro Updates bekannt.

Mit Peter Layer hat die Mitgliederversammlung nicht nur einen gestandenen Kliniker, sondern auch einen überragenden Wissenschaftler zu ihrem Kongresspräsidenten 2012 gewählt. Insbesondere bei einer Einbindung des Nachwuchses und der Originalbeiträge in freien Vortragssitzungen wird er dieses Jahr in Hamburg ganz neue Akzente für die Kongressgestaltung etablieren.

Zum Ende dieser Kurzbiografie unseres Kongresspräsidenten Peter Layer möchte ich auch einen persönlichen Aspekt unserer langjährigen Freundschaft nicht unerwähnt lassen: Uns beide verbindet ein tiefes Interesse an Geschichte und an historischen Zusammenhängen, und wir tauschen uns regelmäßig über die zuletzt gelesenen und als spannend empfundenen Bücher aus. Seine mindestens einmal jährlichen Buchtipps haben auf meiner Seite regelmäßig großartige Leseerlebnisse zur Folge gehabt und werden von mir im Regelfall nur sehr unzureichend und nicht immer angemessen erwidert. Dem Hamburger Kongress sehe ich nicht nur aus diesem Grund mit großer Freude entgegen.

Markus M. Lerch

Präsident der DGVS

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P. Layer, Israelitisches Krankenhaus Hamburg