Exzessiver Medienkonsum – Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern
Exzessiver Medienkonsum – Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern
Fünf- bis Sechsjährige verhalten sich oft auffällig, wenn sie länger als drei Stunden
pro Tag vor dem Fernseher sitzen. Dies zeigt ein Datensatz des zweiten bayrischen
GME-Surveys, den ein Forschungsteam um die Medizinerin Anja Boneberger und den Kinderarzt
Prof. Dr. Rüdiger von Kries an der Ludwig-Maximilians-Universität München auswertete.
Die Erhebung fand in ländlichen und städtischen Regionen statt. Dazu füllten die Eltern
von 5.155 Fünf- und Sechsjährigen einen Fragebogen über den täglichen Medienkonsum
ihres Kindes aus. Außerdem schätzten sie mit dem Strengths and Difficulties Questionnaire
(SDQ) ein, wie sich ihr Kind im Alltag verhält, mit Gefühlen umgeht und soziale Kontakte
pflegt.
Den Ergebnissen zufolge neigen Jungen stärker als Mädchen dazu, problematische Verhaltensweisen
zu entwickeln und Medien exzessiv zu konsumieren. Mädchen verhalten sich vor allem
dann auffällig, wenn sie länger als drei Stunden pro Tag vor dem Bildschirm verbringen.
Sie zeigen dann deutlichere Verhaltensauffälligkeiten als Jungen mit demselben Medienkonsum.
Die Forscher empfehlen, Eltern von gefährdeten Vorschulkindern frühzeitig zu beraten
und in Präventionsangebote einzubeziehen. Sie lassen aber offen, wie diese Angebote
inhaltlich und organisatorisch aussehen könnten.
akb
Gesundheitswesen 2011; 73: 280-285
Fernsehkonsum – Mehr als zwei Stunden wirken sich negativ aus
Fernsehkonsum – Mehr als zwei Stunden wirken sich negativ aus
Eine Langzeitstudie an der kanadischen Université de Montréal hat ergeben, dass sich
Fernsehen nachhaltig negativ auf Kinder auswirkt. An der Studie nahmen 1.314 Kinder
teil, die zwischen zweieinhalb und viereinhalb Jahre alt waren. Diejenigen, die täglich
mehr als zwei Stunden fernsahen, beteiligten sich später als Zehnjährige weniger am
Unterricht, hinkten ihren Mitschülern vor allem in Mathematik hinterher, wurden häufiger
gehänselt, angegriffen oder zurückgewiesen, gestalteten ihr Wochenende weniger aktiv,
trieben weniger Sport, naschten mehr und brachten mehr Kilos auf die Waage.
GS
Arch Pediatr Adolesc Med 2010; 164: 425-431
Occupational Science – Handlungswissen für Ergotherapeuten
Occupational Science – Handlungswissen für Ergotherapeuten
Eine Tasse Kaffee kochen, arbeiten gehen oder Wäsche waschen: Mit solchen alltäglichen
Handlungen beschäftigt sich nicht nur die Ergotherapie, sondern auch die Occupational
Science. Beide Disziplinen können voneinander profitieren, wie ein Artikel der beiden
Ergotherapeutinnen Clare Hocking und Valerie Wright-St Clair von der AUT University
in Neuseeland zeigt.
Occupational Science gilt als Wissenschaft, die sich mit Form, Funktion und Kontext
von Handlungen auseinandersetzt. Mit ihrer Hilfe untersucht man, wie und warum sich
Menschen betätigen. So wissen wir, dass Handlungserfahrungen die Identität eines Menschen
beeinflussen und sich auf zukünftige Entscheidungen auswirken. Solche Erkenntnisse
unterstützen Ergotherapeuten, ihr Vorgehen zu begründen und gegenüber anderen Disziplinen
abzugrenzen. Aus Sicht der Forscherinnen spielt die Occupational Science sogar eine
führende Rolle, wenn es darum geht, neue Ideen und Perspektiven in die ergotherapeutische
Praxis einzubringen. So haben Forschungen zur Occupational Deprivation zum Beispiel
die Ergotherapeutin Grace O'Sullivan dazu angeregt, ein Aktivitätsprogramm für demenziell
erkrankte Menschen zu entwickeln. Und das Konstrukt der Occupational Justice veranlasste
zwei Ergotherapieschulen in Neuseeland, ihren Studenten Praxiserfahrungen mit sozial
benachteiligten Gruppen wie obdachlosen Frauen zu ermöglichen. Umgekehrt liefert die
Ergotherapie wichtige Fragen aus der Praxis und inspiriert so neue Forschungsprojekte.
Obwohl beide Disziplinen eng miteinander verknüpft sind, beschäftigen sich Ergotherapeuten
nur selten gezielt mit Occupational Science. Daher zeigen die beiden Forscherinnen
verschiedene Möglichkeiten auf, diese handlungsbezogene Wissenschaft näher kennenzulernen.
Ergotherapeuten können sich zum Beispiel in Fachbüchern oder Zeitschriften wie dem
Journal of Occupational Science über aktuelle Forschungsprojekte und Entwicklungen
informieren. Neben dem Selbststudium steht ihnen auch die Internationale Gesellschaft
für Occupational Science (ISOS) offen, die im Internet unter www.isoccsci.org zu finden ist. Diese versteht sich als Netzwerk für Handlungsforschung und zeigt
auf, welche Bedeutung das Handeln besitzt - für die individuelle Gesundheit und für
gesellschaftliche Entwicklungen.
fk
NZJOT 2011; 58: 29-35
Betriebliche Gesundheitsförderung – Pflegekräfte körperlich und psychisch fit halten
Betriebliche Gesundheitsförderung – Pflegekräfte körperlich und psychisch fit halten
Die Pflege älterer Menschen kann Körper und Psyche stark belasten. Betriebliche Gesundheitsförderung
unterstützt Pflegekräfte darin, ihre physische und psychische Gesundheit zu erhalten
und zu verbessern. Dies zeigt eine systematische Übersichtsarbeit der Public-Health-Wissenschaftlerin
Dr. Barbara Buchberger und ihrer Kollegen an der Universität Duisburg-Essen.
Die Forscher werteten elf Interventionsstudien und zwei Reviews aus. Die Studien verliefen
über einen Zeitraum von 4 bis 24 Monaten, während die Teilnehmerzahlen zwischen 20
und 345 variierten. Eine große Bandbreite der angewandten Therapien zielte darauf
ab, den psychischen Gesundheitszustand der Pflegekräfte zu verbessern: von der Vermittlung
konkreter Bewältigungsstrategien über Stressmanagement bis hin zu Formen der Supervision.
Zur Verbesserung der körperlichen Gesundheit kamen praktische Übungen wie Koordinations-,
Kraftoder Dehnübungen sowie Hilfsmitteltraining zum Einsatz.
Die ausgewerteten Studien zeigen, dass sich die betriebliche Gesundheitsförderung
positiv auf die psychische und physische Gesundheit von Pflegekräften auswirkt. Psychosoziale
Interventionen helfen ihnen dabei, Stress oder Arbeitsbelastungen besser zu bewältigen
und sich effektiver mit Kollegen auszutauschen. Vielversprechend erscheint auch eine
Kombination aus körperlichen Übungen, ergonomischen Techniken und Hilfsmitteltraining.
Diese wirkt muskuloskeletalen Beschwerden entgegen, die im Pflegealltag häufig auftreten.
Die Studien beziehen nur kleine Teilnehmerzahlen ein und weisen einige methodische
Mängel auf. Aus Sicht der Forscher besteht daher ein großer Bedarf, qualitativ hochwertige
Forschungsprojekte mit größeren Stichproben anzuschließen.
fk
GMS Health Technol Assess 2011; doi: 10.3205/hta000097