Abb. 1 Auszug aus der Veröffentlichung von Hansmann (1886). Eine Fraktur wird mit einer
kurzen Platte gehalten. Die Schrauben sind darin stabil verankert.Abb. 2 Pohlʼsche Laschenschraube für den proximalen Femur (1940). Die sternförmige Klinge
hält den spongiösen Femurkopf. Diese sternförmige Klinge ist mit der Lasche, d. h.
Platte, in einem bestimmten Winkel winkelstabil verbunden.Abb. 3 Klingenplatte (1959). Die (hoffentlich) allen bekannte Kondylenplatte ist ein Beispiel
für die große Familie der Winkelplatten (95°, 110°, 130°, gerade, gekröpft).Abb. 4 DHS (1980). Die DHS verwirklicht das Prinzip winkelstabile Stabilisierung wie eine
125°- bis 135 °-Kondylenplatte (siehe [Abb. 3]). Der Hüftkopf selbst wird mit einer großvolumigen Schraube gefasst. Als weitere
Komponente ist hinzugefügt, dass diese Schraube im immer gleichen Winkel, d. h. winkelstabil,
nach peripher rutschen kann. So wird einer Last, nämlich dem Körpergewicht, dynamisch
nachgegeben, bis die Frakturzonen so aufeinander stehen, dass sie bei der Frakturstabilisierung
helfen. In diesem Fall gewinnt man durch Nachgeben Kraft.Abb. 5 DCS (1985). Die winkelstabile Fixation ist mit einer großvolumigen Schraube wie bei
der DHS verwirklicht. Auch diese Schraube kann in dem allerdings 90°-Schenkel rutschen.
In dieser Richtung wirkt keine Kraft, sodass diese im Grunde genommen keine dynamische
Schraube ist. Der Vorteil ist, dass sie wie eine Kondylenplatte wirkt, aber in 2 Schritten
implantiert werden kann: Zunächst Setzen der DCS-Schraube in der Oberschenkelkondyle
und im 2. Schritt Aufsetzen und Platzieren der Platte. Dieses Zusammensetzen hat dazu
geführt, dass die DCS am Beginn der minimalinvasiven Osteosynthese Anwendung gefunden
hat, weil man nur die kurze Hülse der Platte auf die Schraube heben musste.Abb. 6 Shuli (1985). Bei den Shuli handelt es sich um eine Unterlegscheibe mit Gewinde,
welche genau in ein DCP-Loch von unten, d. h. von Kortikalisseite, eingepasst werden
kann. Dadurch erreicht man mit jeder konventionellen DCP-Platte und konventionellen
Schraube eine winkelstabile Schraube. Leider hat diese „winkelstabile Konterscheiben-Schrauben-Technik“
ein Schattendasein geführt. In geeigneter Konstellation kann diese aber heute noch
gute Dienste leisten. Der Autor unterlässt eine Diskussion, warum diese winkelstabile
Unterlegscheibe womöglich zu kompliziert in der Anwendung war – obwohl sie es gar
nicht ist!Abb. 7 Druckplattenfixateur (1987). Von Wolters und Gerngross wurde eine Platte entwickelt,
die folgendermaßen funktioniert: Eine weitgehend konventionelle Platte wurde mit konventionellen
Schrauben bestückt. Die Schraubenköpfe ragen etwas über die Oberfläche hinaus. Gegen
diesen herausstehenden Teil der Schraube wird eine Platte gepresst, welche Einmuldungen
hat, die genau negativ den Plattenkopf abbilden. Diese Platte wird dann gegen die
Grundplatte verschraubt. Ein kleiner Spalt erlaubt es, dass dieses Heranpressen den
Schraubenkopf in sein Bett auf der Grundplatte presst und von oben ebenfalls gegengehalten
wird, sodass eine in einem bestimmten Winkel mögliche Polyaxialität winkelstabil blockiert
wird. Anwendung hat dies z. B. als winkelstabiler Fixateur interne an der Wirbelsäule
gefunden (Druckplattenfixateur). Aber im Einzelfall war auch eine Positionierung am
Schaftknochen möglich. Dieses Prinzip hat dann später bei der winkelstabilen Platte
mit aufschraubbarem Deckel Anwendung und weite Verbreitung gefunden (siehe [Abb. 14]) (NCB-System).Abb. 8 Kugelkopfschraube/Platte (1988). In den späten 80er-Jahren hat sich der Gedanke bei
Entwicklern und Ärzten durchgesetzt, dass winkelstabile Schrauben ein großer Vorteil
sein könnten. Auch die Polyaxialität war als Vorteil erkannt worden. Dies fand Ausdruck
in einem Prototyp: eine Platte hatte in ihren Löchern eine spreizbare Kugel, in welche
eine Schraube mit konischem Kopf eingetaucht ist. Das Eintauchen der Schraube hat
die Kugel dann verpresst. Dadurch ist bzw. wäre eine winkelstabile polyaxiale Schrauben-Platten-Konstruktion
entstanden. Diese Konstruktion ist nicht marktreif geworden, weil sie bereits aus
damaliger Sicht für den Markt zu teuer geworden wäre.Abb. 9 Winkelstabile Halswirbelsäulenplatte (1989). Die auch heute noch vielfach genutzte
ventrale HWS-Platte funktioniert ein wenig nach demselben Prinzip wie bei [Abb. 8]. In die HWS-Platte wird eine Schraube eingebracht, deren Kopf in 4 Segmente geteilt
ist. Die Schraube kann in einem geringen Winkel polyaxial eingebracht werden. Bei
der endgültigen Position wird dann in das Zentrum des viergeteilten Kopfes eine Madenschraube
eingedreht, welche wiederum diesen viergeteilten Kopf nach außen gegen die Wand der
Platte presst.Abb. 10 THORP-Prinzip (1990). Die Wirbelsäulenoperateure (s. o. HWS-Platte) und die gesichtschirurgischen
Operateure waren in dieser Zeit wohl etwas konsequenter. Für den mund-kiefer-gesichtschirurgischen
Bereich gab und gibt es eine lange winkelstabile Platte, die nach dem ähnlichen Prinzip
arbeitet. Ein viergeteilter Schraubenkopf wird nach endgültiger Positionierung durch
eine zentrale Madenschraube nach außen gegen die Wand der Platte expandiert, sodass
eine stabile Blockade entsteht.Abb. 11 PCFix (1992). Beim PCFix wurde die Winkelstabilität durch einen konischen Kopf in
einem identisch konischen Loch in der Platte erreicht. Die Stabilisierung ist mit
einem Konusverschluss aus Chemie- und Apothekenflaschen bekannt. Auch die Werkzeuge
in Werkzeugmaschinen wurden und werden mit solchen Koni gehalten (dort ein uraltes
Prinzip). Die PCFix-Platte hatte dann noch eine andere Besonderheit. Sie hat den Kontakt
zum so wertvollen Periost des Knochens auf nur noch Punktkontakte reduziert. Diese
Platte wurde für das 3,5-mm-System ausgelegt. Fehlender Enthusiasmus am Markt und
dann die Entwicklung des etwas toleranteren gewindetragenden Verriegelungsschraubensystems
haben dann die Anwendung auslaufen lassen.Abb. 12 LISS/LCP (1992). Prinzip des gewindetragenden, winkelstabilen Schraubenlochs ist:
Ein konisches Gewinde in der Platte wird mit einem ebenso konischen Schraubenkopf
besetzt. Im Grunde genommen könnte man hier eine unendlich feste Stabilisierung erreichen,
allerdings dann auch ein Verklemmen, Blockieren oder Kaltverschweißen. Deshalb müssen
diese Schrauben mit einem Drehmomentbegrenzer eingebracht werden. Eine Anmerkung nebenbei:
Im Grunde genommen hat jede technische Schraube ein bestmögliches Andrehmoment. Zu
viel und zu wenig sind von Schaden. Anwendung hat dieses LCP-Prinzip zunächst in der
LISS-Platte gefunden. Es wird Folgendes erreicht: Die Stabilisierung ist winkelstabil.
Für Kondylen, Tibiakopf und proximalen Femur entspricht die Haltewirkung den Kondylenplatten.
Sie ist anatomisch vorgeformt. Sie muss und darf nicht auf den Knochen aufgepresst
werden. Dadurch wird das Periost geschont und sie kann minimalinvasiv eingeschoben
werden, weil der exakte Knochenkontakt auf der gesamten Strecke nicht angepasst werden
muss. Minimalinvasive Osteosynthesen (ein anderes Thema) haben ihren Siegeszug mit
diesen winkelstabilen Platten angetreten. Beispiel der Anwendung finden Sie in den
anderen Artikeln dieses Heftes.Abb. 13 LITOS-System (1994), von Wolters entwickelt und eingeführt. Eine gewindetragende
Schraube trifft auf ein Plattenloch in einer Platte mit geringfügig weicherer Legierung
als die Schraube. Das Schraubenloch hat noch kein Gewinde. Beim Vordrehen der Schraube
mit etwas härterem Titan drängt sich (nicht schneiden) das Gewinde von selbst ein.
Eine Lippe am Anfang des Loches erleichtert dieses Einlaufen. Das Schraubenloch erlaubt
einen polyaxialen Winkel. Sehr dünne Platten waren damit möglich. Dies war und ist
z. B. ein Vorteil am distalen Radius oder am Kalkaneus. Im Laufe der Jahre hat dieses
System dann weitere Verbesserungen erfahren.Abb. 14 NCP-System (1996) von Zimmer. Das Druckplattensystem von Wolters hat später Serienreife
für lange Platten erreicht. Jedes Plattenloch hat ein Bett um den Schraubenkopf aufzunehmen.
Gleichzeitig hat das Plattenloch ein zusätzliches Innengewinde. Ein Deckel mit entsprechendem
Außengewinde kann so aufgeschraubt werden, dass der Schraubenkopf gegen den Untergrund
und der Deckel gegen die Außenwölbung der Schraube gepresst wird. Beides führt dazu,
dass die Schraube in der Platte winkelstabil blockiert ist. Verschiedene Winkel sind
möglich, d. h. Polyaxialität ist gegeben. Der Vorteil ist, die Platte kann offen oder
eingeschoben eingebracht werden. Es können konventionelle Schrauben verwendet werden.
Diese können dann je nach Wunsch des Operateurs blockiert werden.Abb. 15 Combihole-Prinzip (2002) von Frigg und Wagner. Es wurde ein Kombinationsloch entwickelt:
2 Löcher liegen so nah beieinander, dass sie sich teilweise überdecken und in der
Silhouette eine 8 (Acht) bilden. Jedes Loch hat ungefähr ⅔ seines Umfangs. Das mittlere
Drittel überdeckt sich jeweils. Ein Loch ist nun wie ein DCP-Prinzip aufgebaut, das
andere wie ein LCP-Prinzip. Zwei Drittel des Umfangs des jeweiligen Plattenlochdesigns
reichen aus, um die Eigenschaften voll zu erhalten. So ist es möglich, in dieses Kombinationsloch
(Combihole) entweder eine konventionelle Schraube (nach dem dynamischen DC-Prinzip
oder neutral) oder eine winkelstabile Schraube einzubringen.Abb. 16 Polyaxiale Lösungen für Gewindekopfschrauben (2008). Neben den schon genannten Lösungen
für Polyaxialität kann auch die über einen Gewindekopf verriegelte Schraube polyaxial
ausgelegt werden: Hierzu wird das Gewinde kleeblattförmig unterbrochen. Der Gewindekopf
der Schraube wird etwas modifiziert. Der Konus zeigt eine leichte Rundung statt eines
geraden Konus. Auf diese Weise ist es möglich, den gewindetragenden Schraubenkopf
genau 90° in das Gewinde einzubringen oder man kann den Schraubenkopf kippen. Dann
läuft das Gewinde des Schraubenkopfs in dem Kleeblattgewinde um 1, 2 oder 3 „Stockwerke“
tiefer oder höher versetzt. So können Winkel in einem Kreis von ± 15°, also insgesamt
30°, erreicht werden.Abb. 17 Dynamische Kopfverriegelungsschrauben – DLS (2011/12). Winkelstabile Platten-/Schraubensysteme
sind besonders „unter“ der Platte rigide. Dies trifft auch für konventionelle Platten
zu, wenn die Schrauben ihre Aufgabe erfüllen und es zu einem stabilen Anpressen der
Platte an den Knochen kommt. Die Frakturheilung wünscht im Grunde genommen eine physiologische
elastische Stabilität. Dies kann auch dadurch erreicht werden, dass eine etwas längere
Schwingstrecke eingehalten wird und die frakturnahen Schrauben nicht besetzt werden.
Bei den Platten handelt es sich dann aber immer noch um eine Schwing- bzw. Kippbewegung.
Ein neuer Schritt zur auch unter der Platte elastischen Stabilität mit winkelstabilen
Schrauben kann auf zweierlei Weise erreicht werden: 1. Die Schraube hält nur in der
Gegenkortikalis und in der zugewandten Kortikalis kann sie schwingen (auf englisch:
far-cortex-stabilisation). Diese Art von Verschraubung verzichtet aber auf die Haltekraft
der zugewandten Kortikalis. Wir wissen, dass Schrauben in nur einer Kortikalis schlecht
stabilisiert sind, da allein von den Hebelkräften die Arbeitslänge fehlt. Bei dieser
Lösung ist es nur eine Kortikalisstärke. Bei Schrauben in 2 Kortikales ist die Arbeitslänge
so lang wie der Knochen dick ist, also ungefähr das Zehnfache. 2. Die technisch konsequentere
Lösung ist eine Schraube, in welche die dynamische Federung eingebaut ist. Dies ist
bei der dynamischen Verriegelungsschraube (DLS) dadurch erreicht, dass in einem Zylinder,
welcher das Außengewinde trägt, der kopfverriegelte Schraubenkopf über einen Stift
in der Außengewindehülse verankert ist (siehe Kapitel DLS).Abb. 18 Winkelstabiler Fixateur interne von dorsal (a), winkelstabiles System von ventral (b).Abb. 19 DFN und ETN. Auch Marknägel können winkelstabil verriegelt sein (1980). Hierbei ist
es so, dass die insertionsnächste Verriegelungsschraube oder eine Spiralklinge durch
eine zentral eingebrachte Madenschraube blockiert wird (DFN, ETN, proximalste Schraube
und UHN). Oder die Nägel (dann aber teuer und speziell angefertigt) tragen ein Gewinde
(problematisch, dass der Gewindegang genau getroffen wird und mit dem Gewinde in der
Kortikalis korreliert) oder es werden Kunststoffringe eingebaut. Eine konsequente
technische Lösung ist in [Abb. 20] dargestellt.Abb. 20 ASLS winkelstabile Verriegelung von Marknägeln mit Angular Stable Locking System
(2009). Es können konventionelle Nägel verwendet werden. Die Schraube trägt eine Kunststoffhülse,
welche über einen ansteigenden Durchmesser der Verriegelungsschraube im Nagel zentripedal
expandiert und somit wie ein „Fischerdübel“ die Schraube im Nagel winkelstabil belastbar
hält. Wie bei einem Dübel muss dazu die zugewandte Kortikalis so weit aufgebohrt werden,
dass der Dübel durchpasst. Die ASLS-Schrauben haben dann unter dem Kopf ein größeres
Gewinde, welches genau in dieses größere zugewandte Loch hineingeschraubt wird. Somit
hält diese Verriegelungsschraube 1. in beiden Kortikales und 2. winkelstabil im Nagel.
Abb. 1 Auszug aus der Veröffentlichung von Hansmann (1886). Eine Fraktur wird mit einer
kurzen Platte gehalten. Die Schrauben sind darin stabil verankert.Abb. 2 Pohlʼsche Laschenschraube für den proximalen Femur (1940). Die sternförmige Klinge
hält den spongiösen Femurkopf. Diese sternförmige Klinge ist mit der Lasche, d. h.
Platte, in einem bestimmten Winkel winkelstabil verbunden.Abb. 3 Klingenplatte (1959). Die (hoffentlich) allen bekannte Kondylenplatte ist ein Beispiel
für die große Familie der Winkelplatten (95°, 110°, 130°, gerade, gekröpft).Abb. 4 DHS (1980). Die DHS verwirklicht das Prinzip winkelstabile Stabilisierung wie eine
125°- bis 135 °-Kondylenplatte (siehe [Abb. 3]). Der Hüftkopf selbst wird mit einer großvolumigen Schraube gefasst. Als weitere
Komponente ist hinzugefügt, dass diese Schraube im immer gleichen Winkel, d. h. winkelstabil,
nach peripher rutschen kann. So wird einer Last, nämlich dem Körpergewicht, dynamisch
nachgegeben, bis die Frakturzonen so aufeinander stehen, dass sie bei der Frakturstabilisierung
helfen. In diesem Fall gewinnt man durch Nachgeben Kraft.Abb. 5 DCS (1985). Die winkelstabile Fixation ist mit einer großvolumigen Schraube wie bei
der DHS verwirklicht. Auch diese Schraube kann in dem allerdings 90°-Schenkel rutschen.
In dieser Richtung wirkt keine Kraft, sodass diese im Grunde genommen keine dynamische
Schraube ist. Der Vorteil ist, dass sie wie eine Kondylenplatte wirkt, aber in 2 Schritten
implantiert werden kann: Zunächst Setzen der DCS-Schraube in der Oberschenkelkondyle
und im 2. Schritt Aufsetzen und Platzieren der Platte. Dieses Zusammensetzen hat dazu
geführt, dass die DCS am Beginn der minimalinvasiven Osteosynthese Anwendung gefunden
hat, weil man nur die kurze Hülse der Platte auf die Schraube heben musste.Abb. 6 Shuli (1985). Bei den Shuli handelt es sich um eine Unterlegscheibe mit Gewinde,
welche genau in ein DCP-Loch von unten, d. h. von Kortikalisseite, eingepasst werden
kann. Dadurch erreicht man mit jeder konventionellen DCP-Platte und konventionellen
Schraube eine winkelstabile Schraube. Leider hat diese „winkelstabile Konterscheiben-Schrauben-Technik“
ein Schattendasein geführt. In geeigneter Konstellation kann diese aber heute noch
gute Dienste leisten. Der Autor unterlässt eine Diskussion, warum diese winkelstabile
Unterlegscheibe womöglich zu kompliziert in der Anwendung war – obwohl sie es gar
nicht ist!Abb. 7 Druckplattenfixateur (1987). Von Wolters und Gerngross wurde eine Platte entwickelt,
die folgendermaßen funktioniert: Eine weitgehend konventionelle Platte wurde mit konventionellen
Schrauben bestückt. Die Schraubenköpfe ragen etwas über die Oberfläche hinaus. Gegen
diesen herausstehenden Teil der Schraube wird eine Platte gepresst, welche Einmuldungen
hat, die genau negativ den Plattenkopf abbilden. Diese Platte wird dann gegen die
Grundplatte verschraubt. Ein kleiner Spalt erlaubt es, dass dieses Heranpressen den
Schraubenkopf in sein Bett auf der Grundplatte presst und von oben ebenfalls gegengehalten
wird, sodass eine in einem bestimmten Winkel mögliche Polyaxialität winkelstabil blockiert
wird. Anwendung hat dies z. B. als winkelstabiler Fixateur interne an der Wirbelsäule
gefunden (Druckplattenfixateur). Aber im Einzelfall war auch eine Positionierung am
Schaftknochen möglich. Dieses Prinzip hat dann später bei der winkelstabilen Platte
mit aufschraubbarem Deckel Anwendung und weite Verbreitung gefunden (siehe [Abb. 14]) (NCB-System).Abb. 8 Kugelkopfschraube/Platte (1988). In den späten 80er-Jahren hat sich der Gedanke bei
Entwicklern und Ärzten durchgesetzt, dass winkelstabile Schrauben ein großer Vorteil
sein könnten. Auch die Polyaxialität war als Vorteil erkannt worden. Dies fand Ausdruck
in einem Prototyp: eine Platte hatte in ihren Löchern eine spreizbare Kugel, in welche
eine Schraube mit konischem Kopf eingetaucht ist. Das Eintauchen der Schraube hat
die Kugel dann verpresst. Dadurch ist bzw. wäre eine winkelstabile polyaxiale Schrauben-Platten-Konstruktion
entstanden. Diese Konstruktion ist nicht marktreif geworden, weil sie bereits aus
damaliger Sicht für den Markt zu teuer geworden wäre.Abb. 9 Winkelstabile Halswirbelsäulenplatte (1989). Die auch heute noch vielfach genutzte
ventrale HWS-Platte funktioniert ein wenig nach demselben Prinzip wie bei [Abb. 8]. In die HWS-Platte wird eine Schraube eingebracht, deren Kopf in 4 Segmente geteilt
ist. Die Schraube kann in einem geringen Winkel polyaxial eingebracht werden. Bei
der endgültigen Position wird dann in das Zentrum des viergeteilten Kopfes eine Madenschraube
eingedreht, welche wiederum diesen viergeteilten Kopf nach außen gegen die Wand der
Platte presst.Abb. 10 THORP-Prinzip (1990). Die Wirbelsäulenoperateure (s. o. HWS-Platte) und die gesichtschirurgischen
Operateure waren in dieser Zeit wohl etwas konsequenter. Für den mund-kiefer-gesichtschirurgischen
Bereich gab und gibt es eine lange winkelstabile Platte, die nach dem ähnlichen Prinzip
arbeitet. Ein viergeteilter Schraubenkopf wird nach endgültiger Positionierung durch
eine zentrale Madenschraube nach außen gegen die Wand der Platte expandiert, sodass
eine stabile Blockade entsteht.Abb. 11 PCFix (1992). Beim PCFix wurde die Winkelstabilität durch einen konischen Kopf in
einem identisch konischen Loch in der Platte erreicht. Die Stabilisierung ist mit
einem Konusverschluss aus Chemie- und Apothekenflaschen bekannt. Auch die Werkzeuge
in Werkzeugmaschinen wurden und werden mit solchen Koni gehalten (dort ein uraltes
Prinzip). Die PCFix-Platte hatte dann noch eine andere Besonderheit. Sie hat den Kontakt
zum so wertvollen Periost des Knochens auf nur noch Punktkontakte reduziert. Diese
Platte wurde für das 3,5-mm-System ausgelegt. Fehlender Enthusiasmus am Markt und
dann die Entwicklung des etwas toleranteren gewindetragenden Verriegelungsschraubensystems
haben dann die Anwendung auslaufen lassen.Abb. 12 LISS/LCP (1992). Prinzip des gewindetragenden, winkelstabilen Schraubenlochs ist:
Ein konisches Gewinde in der Platte wird mit einem ebenso konischen Schraubenkopf
besetzt. Im Grunde genommen könnte man hier eine unendlich feste Stabilisierung erreichen,
allerdings dann auch ein Verklemmen, Blockieren oder Kaltverschweißen. Deshalb müssen
diese Schrauben mit einem Drehmomentbegrenzer eingebracht werden. Eine Anmerkung nebenbei:
Im Grunde genommen hat jede technische Schraube ein bestmögliches Andrehmoment. Zu
viel und zu wenig sind von Schaden. Anwendung hat dieses LCP-Prinzip zunächst in der
LISS-Platte gefunden. Es wird Folgendes erreicht: Die Stabilisierung ist winkelstabil.
Für Kondylen, Tibiakopf und proximalen Femur entspricht die Haltewirkung den Kondylenplatten.
Sie ist anatomisch vorgeformt. Sie muss und darf nicht auf den Knochen aufgepresst
werden. Dadurch wird das Periost geschont und sie kann minimalinvasiv eingeschoben
werden, weil der exakte Knochenkontakt auf der gesamten Strecke nicht angepasst werden
muss. Minimalinvasive Osteosynthesen (ein anderes Thema) haben ihren Siegeszug mit
diesen winkelstabilen Platten angetreten. Beispiel der Anwendung finden Sie in den
anderen Artikeln dieses Heftes.Abb. 13 LITOS-System (1994), von Wolters entwickelt und eingeführt. Eine gewindetragende
Schraube trifft auf ein Plattenloch in einer Platte mit geringfügig weicherer Legierung
als die Schraube. Das Schraubenloch hat noch kein Gewinde. Beim Vordrehen der Schraube
mit etwas härterem Titan drängt sich (nicht schneiden) das Gewinde von selbst ein.
Eine Lippe am Anfang des Loches erleichtert dieses Einlaufen. Das Schraubenloch erlaubt
einen polyaxialen Winkel. Sehr dünne Platten waren damit möglich. Dies war und ist
z. B. ein Vorteil am distalen Radius oder am Kalkaneus. Im Laufe der Jahre hat dieses
System dann weitere Verbesserungen erfahren.Abb. 14 NCP-System (1996) von Zimmer. Das Druckplattensystem von Wolters hat später Serienreife
für lange Platten erreicht. Jedes Plattenloch hat ein Bett um den Schraubenkopf aufzunehmen.
Gleichzeitig hat das Plattenloch ein zusätzliches Innengewinde. Ein Deckel mit entsprechendem
Außengewinde kann so aufgeschraubt werden, dass der Schraubenkopf gegen den Untergrund
und der Deckel gegen die Außenwölbung der Schraube gepresst wird. Beides führt dazu,
dass die Schraube in der Platte winkelstabil blockiert ist. Verschiedene Winkel sind
möglich, d. h. Polyaxialität ist gegeben. Der Vorteil ist, die Platte kann offen oder
eingeschoben eingebracht werden. Es können konventionelle Schrauben verwendet werden.
Diese können dann je nach Wunsch des Operateurs blockiert werden.Abb. 15 Combihole-Prinzip (2002) von Frigg und Wagner. Es wurde ein Kombinationsloch entwickelt:
2 Löcher liegen so nah beieinander, dass sie sich teilweise überdecken und in der
Silhouette eine 8 (Acht) bilden. Jedes Loch hat ungefähr ⅔ seines Umfangs. Das mittlere
Drittel überdeckt sich jeweils. Ein Loch ist nun wie ein DCP-Prinzip aufgebaut, das
andere wie ein LCP-Prinzip. Zwei Drittel des Umfangs des jeweiligen Plattenlochdesigns
reichen aus, um die Eigenschaften voll zu erhalten. So ist es möglich, in dieses Kombinationsloch
(Combihole) entweder eine konventionelle Schraube (nach dem dynamischen DC-Prinzip
oder neutral) oder eine winkelstabile Schraube einzubringen.Abb. 16 Polyaxiale Lösungen für Gewindekopfschrauben (2008). Neben den schon genannten Lösungen
für Polyaxialität kann auch die über einen Gewindekopf verriegelte Schraube polyaxial
ausgelegt werden: Hierzu wird das Gewinde kleeblattförmig unterbrochen. Der Gewindekopf
der Schraube wird etwas modifiziert. Der Konus zeigt eine leichte Rundung statt eines
geraden Konus. Auf diese Weise ist es möglich, den gewindetragenden Schraubenkopf
genau 90° in das Gewinde einzubringen oder man kann den Schraubenkopf kippen. Dann
läuft das Gewinde des Schraubenkopfs in dem Kleeblattgewinde um 1, 2 oder 3 „Stockwerke“
tiefer oder höher versetzt. So können Winkel in einem Kreis von ± 15°, also insgesamt
30°, erreicht werden.Abb. 17 Dynamische Kopfverriegelungsschrauben – DLS (2011/12). Winkelstabile Platten-/Schraubensysteme
sind besonders „unter“ der Platte rigide. Dies trifft auch für konventionelle Platten
zu, wenn die Schrauben ihre Aufgabe erfüllen und es zu einem stabilen Anpressen der
Platte an den Knochen kommt. Die Frakturheilung wünscht im Grunde genommen eine physiologische
elastische Stabilität. Dies kann auch dadurch erreicht werden, dass eine etwas längere
Schwingstrecke eingehalten wird und die frakturnahen Schrauben nicht besetzt werden.
Bei den Platten handelt es sich dann aber immer noch um eine Schwing- bzw. Kippbewegung.
Ein neuer Schritt zur auch unter der Platte elastischen Stabilität mit winkelstabilen
Schrauben kann auf zweierlei Weise erreicht werden: 1. Die Schraube hält nur in der
Gegenkortikalis und in der zugewandten Kortikalis kann sie schwingen (auf englisch:
far-cortex-stabilisation). Diese Art von Verschraubung verzichtet aber auf die Haltekraft
der zugewandten Kortikalis. Wir wissen, dass Schrauben in nur einer Kortikalis schlecht
stabilisiert sind, da allein von den Hebelkräften die Arbeitslänge fehlt. Bei dieser
Lösung ist es nur eine Kortikalisstärke. Bei Schrauben in 2 Kortikales ist die Arbeitslänge
so lang wie der Knochen dick ist, also ungefähr das Zehnfache. 2. Die technisch konsequentere
Lösung ist eine Schraube, in welche die dynamische Federung eingebaut ist. Dies ist
bei der dynamischen Verriegelungsschraube (DLS) dadurch erreicht, dass in einem Zylinder,
welcher das Außengewinde trägt, der kopfverriegelte Schraubenkopf über einen Stift
in der Außengewindehülse verankert ist (siehe Kapitel DLS).Abb. 18 Winkelstabiler Fixateur interne von dorsal (a), winkelstabiles System von ventral (b).Abb. 19 DFN und ETN. Auch Marknägel können winkelstabil verriegelt sein (1980). Hierbei ist
es so, dass die insertionsnächste Verriegelungsschraube oder eine Spiralklinge durch
eine zentral eingebrachte Madenschraube blockiert wird (DFN, ETN, proximalste Schraube
und UHN). Oder die Nägel (dann aber teuer und speziell angefertigt) tragen ein Gewinde
(problematisch, dass der Gewindegang genau getroffen wird und mit dem Gewinde in der
Kortikalis korreliert) oder es werden Kunststoffringe eingebaut. Eine konsequente
technische Lösung ist in [Abb. 20] dargestellt.Abb. 20 ASLS winkelstabile Verriegelung von Marknägeln mit Angular Stable Locking System
(2009). Es können konventionelle Nägel verwendet werden. Die Schraube trägt eine Kunststoffhülse,
welche über einen ansteigenden Durchmesser der Verriegelungsschraube im Nagel zentripedal
expandiert und somit wie ein „Fischerdübel“ die Schraube im Nagel winkelstabil belastbar
hält. Wie bei einem Dübel muss dazu die zugewandte Kortikalis so weit aufgebohrt werden,
dass der Dübel durchpasst. Die ASLS-Schrauben haben dann unter dem Kopf ein größeres
Gewinde, welches genau in dieses größere zugewandte Loch hineingeschraubt wird. Somit
hält diese Verriegelungsschraube 1. in beiden Kortikales und 2. winkelstabil im Nagel.