Rofo 2012; 184(6): 496
DOI: 10.1055/s-0032-1315419
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Beurteilung der Anastomose nach Proktektomie – Leckagen und Abszesse sicher erkennen mittels CT-Kolonografie

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Publication Date:
01 June 2012 (online)

Auch ein temporäres Ileostoma empfinden viele Patienten als sehr belastend, sodass man heute einen möglichst frühzeitigen Verschluss des künstlichen Darmausganges anstrebt. Hervé Gouya aus Paris und seine Arbeitsgruppe untersuchten, welchen Beitrag die antegrade CT-Kolonografie im Vergleich zur Standard-Fluoroskopie zur Beurteilung der unteren Anastomose nach Proktektomie leisten kann.

AJR Am J Roentgenol 2012; 198: 98–105

35-jährige Patientin mit starken Schmerzen im Becken. T2w-Sequenz sagittal (a) und transversal (b), fettsupprimierte T 1w-Sequenz transversal (c). Es liegt eine diffuse Adenomyosis uteri mit deutlicher signalarmer Auftreibung der Uterushinterwand (* in a und b), eine Beteiligung der hinteren Fornix, des Douglas‘schen Raumes (Pfeil) und der Rektumvorderwand (gekrümmter Pfeil in a und b) vor. Die Ovarien sind medialisiert („kissing ovaries”) und weisen eingeblutete Zysten („Schokoladenzysten) auf, die sich in der fettsupprimierten T1-Wichtung signalhyperintens darstellen (dicke Pfeile in b und c), (Bild: Krüger K, Behrendt K, Balzer M et al. Fortschr Röntgenstr 2011; 183: 423–431).

Ein temporäres Ileostoma wird nach operativen Eingriffen im Bereich des Rektums zum Schutz der frischen Anastomose eingesetzt. Verzichtet man darauf, ist das Risiko für eine Anastomosen-Leckage und damit für eine Peritonitis erhöht. Auf der anderen Seite stellt das Ileostoma eine psychische und körperliche Beeinträchtigung dar und vermindert die Lebensqualität. Ein früher Verschluss (am 8. Tag nach dem Eingriff) könnte hier einen Kompromiss darstellen, erfordert aber eine sichere Beurteilung der Anastomosenfunktion und möglicher Kontraindikationen.

An der Studie nahmen 195 Patientinnen teil, bei denen wegen einer rektalen infiltrierenden Endometriose eine Proktektomie mit Anlage eines temporären Ileostomas vorgenommen wurde und primär nichts gegen eine frühe Rückverlegung des Stomas sprach. Am 8. Tag nach dem Eingriff wurde entweder eine antegrade Standard-Fluoroskopie (n = 77) oder eine CT-Kolonografie (n = 118) durchgeführt und im Nachhinein der negative und positive prädiktive Wert anhand von klinischem Verlauf, Bildgebung und chirurgischen oder interventionellen Eingriffen beurteilt.

Bei 17 Patientinnen fand man bei diesen Untersuchungen eine Kontraindikation für den frühen Ileostoma-Verschluss (7 Fälle mit Anastomosen-Leckage, 3 Fälle mit einem Beckenabszess, 3 Fälle mit Anastomose-Leckage und Beckenabszess, 3 Fälle einer Infektion der oberen Harnwege, 1 Läsion der Harnröhre). Die Behandlung wurde um 9 Wochen verschoben. Der negative und positive prädiktive Wert der CT-Kolonografie in Bezug auf eine Anastomosen-Leckage lag jeweils bei 100% – bei der Fluoroskopie lagen die Werte bei 98,6 und 100%. Ähnliche Werte wurden für beide Methoden in Bezug auf den Nachweis von Abszessen erreicht (je 100% für die CT-Kolonografie, 97,3 und 100% für die Fluoroskopie). Die effektiven Strahlendosen betrugen für die CT-Kolonografie 4,98–20,5 mSv und für die Standard-Flouroskopie 8–25,7 mSv.

Fazit

Mit der antegraden CT-Kolonografie lassen sich Komplikationen nach Proktektomien und temporärem Ileostoma, wie Anastomosen-Leckagen und Abszessen, mit hoher Genauigkeit diagnostizieren. Somit könnte diese Methode nach Meinung der Autoren in Zukunft dazu beitragen, Patienten zu selektieren, bei denen schon 8 Tage nach dem Eingriff ein Verschluss des Ileostomas komplikationslos möglich ist.

Maria Weiß, Berlin (Medizinjournalistin)

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