Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2012; 47(6): 410-417
DOI: 10.1055/s-0032-1316483
Fachwissen
Anästhesiologie & Intensivmedizin Topthema: Rationaler Einsatz von Blutprodukten
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Rationaler Einsatz von Blutprodukten – Die wichtigsten Regeln für den transfundierenden Arzt

Practical guidelines for blood transfusions in Germany
Patrick Lauscher
,
Valbona Mirakaj
,
Peter Rosenberger
,
Jens Meier
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Publication History

Publication Date:
28 June 2012 (online)

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Zusammenfassung

Die Anwendungssicherheit von Blut- und Plasmakomponenten konnte in den letzten Jahrzehnten enorm gesteigert werden. Darüber hinaus ist der Umgang mit Blut und Blutprodukten seit einigen Jahren in den Querschnittsleitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten der Bundesärztekammer festgelegt. Diese liegen bereits in der 4. Revision vor und werden laufend an den aktuellen Stand der Wissenschaft angepasst. Ziel des vorliegenden Artikels ist es, den Inhalt der Querschnittsleitlinien in Bezug auf Indikationen zur Transfusion (physiologische und Hb-gebundene Transfusionstrigger), der Auswahl des Erythrozytenkonzentrats und der häufigsten Nebenwirkungen zusammenzufassen.

Abstract

During the last decades drug safety of blood- and plasma products have been raised significantly. Moreover, since 2008 the usage of blood- and plasma products was determined in a clinical practice guideline for blood- and plasma products by the Bundesärztekammer. This document underlays a current update and exists in it's actual 4. revision. Aim oft the manuscript presented is to summarize the content of these clinical practice guidelines concerning the most important points like indications for transfusion (physiological and hb-bound transfusion triggers), the right choice of red blood cell concentrate, and the most common side effects.

Kernaussagen

  • Die Indikation zur Transfusion von Erythrozytenkonzentraten wird höchst unterschiedlich gestellt.

  • Die Rahmenbedingungen zur Transfusion werden durch die Querschnittsleitlinien der Bundesärztekammer vorgegeben.

  • In der Bundesrepublik Deutschland werden 4 unterschiedliche Sorten EKs hergestellt. Am häufigsten werden sog. leukozytendepletierte EKs verwendet.

  • EKs müssen bei +4 ± 2 °C gelagert werden. Je länger EKs gelagert werden, desto mehr Nebenwirkungen sind zu erwarten. Hieraus ergibt sich aber im Regelfall keine generelle Empfehlung zur Gabe lediglich frischer EKs.

  • Physiologische Transfusionstrigger sind Hb-abhängige Indikatoren einer kardiovaskulären Dekompensation.

  • Unter 10 g/dl ist das Auftreten sog. physiologischer Transfusionstrigger gleichzusetzen mit einer Indikation zur Transfusion. Unter 8 g/dl soll darüber hinaus auch transfundiert werden, wenn kardiovaskuläre Risikofaktoren vorliegen. Unter 6 g/dl sollte in jedem Fall transfundiert werden.

  • Der universale Erythrozytenspender hat die Blutgruppe 0, der universale Plasmaspender hat die Blutgruppe AB.

  • Die Nebenwirkungen einer Transfusion sind dokumentationspflichtig und müssen abhängig vom jeweiligen Schweregrad auch unterschiedlichen Stellen gemeldet werden.

Ergänzendes Material