Rofo 2012; 184(9): 770
DOI: 10.1055/s-0032-1318867
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Intraduktales Pankreaskarzinom – Spezifische MRT-Befunde helfen bei Abgrenzung von chronischer Pankreatitis

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Publication Date:
03 September 2012 (online)

Viele Studien haben den diagnostischen Beitrag der nicht invasiven Magnetresonanz-Cholangiopankreatikografie (MRCP) aufgezeigt. Insbesondere hofft man, mit der MRCP ein intraduktales Pankreaskarzinom besser von einer chronischen Pankreatitis (cP) abgrenzen zu können als mit der bisher üblichen ERCP (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikografie). Direkte Vergleichstudien in der MRT von intraduktalen Pankreaskarzinomen mit der cP liegen aber nach Kenntnis der Autoren noch nicht vor. J. H. Kim et al. untersuchten deshalb retrospektiv die MRT-Befunde beider Entitäten.

Eur J Radiol 2012; 81: 671–676

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56-jähriger Patient mit diffus infiltrierendem Pankreaskarzinom im Bereich der Leberpforte (a). Ausgangsbefund, MRT T1 nativ. Derselbe Befund nach 7-maliger TACP. Der vormalig tumorös veränderte Bereich kommt homogenisiert zur Darstellung (b). Bildmorphologisch ist kein Tumor mehr nachweisbar. 9-Monats-Follow-up (c) (Bild: Vogl TJ, Zangos S, Heller M et al. Fortschr Röntgenstr 2007; 179: 1181–1188).

Das intraduktale papilläre muköse Pankreaskarzinom (IPMN) ist ein seit 1982 zunehmend entdeckter seltener Tumor des Pankreas, der insbesondere durch zystische Erweiterung der betroffenen Pankreasgänge aufgrund proliferativer hypersekretorischer Schleimhautzellen gekennzeichnet ist. Die Diagnostik des IPMN stützt sich bis heute vorwiegend auf ERCP-Befunde, da hiermit auch die Schleimbildung im Pankreasgang dargestellt werden kann. Das gleiche klinische Erscheinungsbild mit rezidivierender Pankreatitis, Steatorrhoe und Ikterus hat aber nicht selten zur Fehldiagnose cP geführt. Fortschritte in der MRT ermöglichen inzwischen die Darstellung des Ausmaßes der Pankreasgang-Erweiterung und die Größe muraler Knoten sowie die Beurteilung der zystischen Läsion.

Fragestellung der Studie war, ob mit den spezifischen Befunden des nicht invasiven MRCP das IPMN ausreichend von der cP abgegrenzt werden kann. Eingeschlossen wurden 33 Patienten mit chirurgisch gesichertem IPMN und 41 Patienten mit cP, bei denen im Verlauf von 3 Jahren ein MRT durchgeführt wurde. Zwei erfahrene Radiologen analysierten retrospektiv morphologische Veränderungen des Pankreasgangs und des Parenchyms, die Zystenform, die Erweiterung des Hauptgallengangs und die Lymphadenopathie. Statistisch spezifische Befunde, die für ein Pankreaskarzinom sprechen, waren

  • eine Gangerweiterung ohne Strikturen (Spezifität = 95,1%, Sensitivität = 75,8%, p < 0,0001),

  • eine aufgeweitete Ampulle (Spezifität = 97,6%, Sensitivität = 30,3%, p < 0,0001),

  • ein Knoten im Gangbereich (Spezifität = 100%, Sensitivität = 15,2%, p < 0,0004),

  • eine traubenartige Zystenform (Spezifität = 97,6%, Sensitivität = 78,8%, p < 0,0001) und

  • Knoten innerhalb einer Zyste (Spezifität = 100%, Sensitivität = 24,2%, p < 0,0001).

Das Zusammentreffen von Gangerweiterung ohne Strikturen und einer traubenartigen Zystenform war unabhängig mit einem Pankreaskarzinom assoziiert.

Spezifische Befunde, die für eine cP sprechen, waren

  • eine Gangerweiterung mit Strikturen (Spezifität = 93,9%, Sensitivität = 95,1%, p < 0,0001),

  • ein Steinnachweis (Spezifität = 97,0%, Sensitivität = 56,1%, p < 0,0001) und

  • eine unilokuläre Zystenform (Spezifität = 93,9%, Sensitivität = 34,1%, p < 0,0004).

Die Gangerweiterung mit Strikturen war unabhängig assoziiert mit einer cP. Die Interobserver-Übereinstimmung war für alle Befunde gut bis exzellent (κ = 0,762–1,000).

Fazit

Die MRCP und die kontrastverstärkte MRT können nach Meinung der Autoren als effektive diagnostische Methoden zur Abgrenzung eines IPMN von einer cP mithilfe der oben beschriebenen spezifischen Befunde betrachtet werden.

Maria Weiß, Berlin (Medizinjournalistin)