Rofo 2012; 184(9): 772
DOI: 10.1055/s-0032-1318869
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Thorax-CT beim kolorektalem Karzinom – Neben Lungenmetastasen auch andere Lungenbefunde erfasst

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Publication Date:
03 September 2012 (online)

Die aktuellen Leitlinien der britischen Fachgesellschaften ACGBI (Association of Coloproctology of Great Britain and Ireland) sowie der RCR (Royal College of Radiologists) empfehlen zum initialen Staging bei allen Patienten mit kolorektalem Karzinom (CRC) neben Abdomen- und Becken-CT auch die Durchführung eines Thorax-CT. A. S. McQueen und J. Scott untersuchten retrospektiv über 3 Jahre an Patienten mit CRC den Nutzen des Thorax-CT unter Berücksichtigung zusätzlicher Lungenbefunde wie Embolien, undefinierte Knoten oder Primärtumoren im Thoraxbereich, die mit konventionellen radiologischen Methoden nicht darstellbar sind.

Clin Radiol 2012; 67: 352–358

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CT eines ausgedehnten Rektumkarzinoms. Tumor (Pfeil) mit kleinen peritumoralen Lymphknoten (a). Dilatation des Colon ascendens und descendens (b, Pfeile). Laut den Autoren ist ein Thorax-CT als Bestandteil des CRC-Stagings empfehlenswert, da es weitere relevante Lungenbefunde aufdecken könne (Bild: Beer AJ, Wieder HA, Stollfuss JC. Radiologie up2date 2007; 7: 9–27).

Das CRC ist in Großbritannien mit einer Inzidenz von 38 500 Diagnosen im Jahr 2007 sehr verbreitet. Zum Diagnosezeitpunkt ist ein genaues radiologisches Staging erforderlich, um eine präzise Aussage über die Ausdehnung des Tumors zu erhalten und eine optimale Therapieplanung zu gewährleisten. Die Notwendigkeit eines Thorax-CT als Teil des initialen Staging-Protokolls wird aber auch kontrovers diskutiert, da es nicht nur die Strahlenbelastung, sondern auch die Untersuchungskosten erhöhe und durch unspezifische Lungenbefunde die Diagnostik erschwere.

Es konnten 568 Patienten mit gesichertem CRC retrospektiv erfasst werden (mittleres Alter: 71 Jahre, Männer und Frauen im Verhältnis 1,55 : 1). Bei 514 Patienten war im Zeitraum von 3 Jahren (2005–2007) im gleichen Institut auch das Thorax-CT Bestandteil des kompletten CT-Staging-Protokolls. Baseline-CT und Kontroll-CT des Thorax wurden auf die Inzidenz von Lungenmetastasen und auf das Vorkommen von zusätzlichen relevanten Lungenbefunden hin untersucht. Die durchschnittliche Anzahl der Kontroll-CTs von Thorax, Abdomen und Becken lag bei 2,43 (0–12) bei einer mittleren Verlaufsbeobachtung von 537,4 Tagen.

6% (31 von 514 Patienten) wiesen Lungenmetastasen auf, davon 0,8% isoliert. 68,7% (353 von 514 Patienten) zeigten keinen Hinweis auf das Vorliegen von Lungenmetastasen, während 25,3% (130 von 514 Patienten) undefinierte Lungenknoten aufwiesen. Die Knoten von 12 Patienten konnten im weiteren Verlauf als Metastasen diagnostiziert werden. Bei 3% (15 von 514 Patienten) wurden zusätzliche relevante Lungenbefunde (Embolie oder synchroner Primärtumor) entdeckt.

Fazit

Die Autoren empfehlen das Thorax-CT als Bestandteil des CRC-Staging, da es zusätzliche relevante Lungenbefunde mit Einfluss auf die weitere Therapieplanung aufdecken kann. Ferner kann die Baseline-Aufnahme zu Vergleichen mit späteren Aufnahmen herangezogen werden. Das Thorax-CT führte in dieser Studie zu einer Korrektur des TNM-Stadiums in weniger als 1% aller Patienten.

Maria Weiß, Berlin (Medizinjournalistin)