Rofo 2012; 184(9): 777
DOI: 10.1055/s-0032-1318875
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Koronare CT-Angiografie – Sichere Entlassung ermöglicht

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Publication Date:
03 September 2012 (online)

Patienten, die mit Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom in die Notaufnahme kommen, werden (zu) häufig stationär aufgenommen, obwohl die Beschwerden in vielen Fällen keine kardiale Ursache haben. Ob die koronare CT-Angiografie (CCTA) eine sichere Möglichkeit bietet, klinisch relevante Verengungen der Koronararterien auszuschließen und dadurch unnötige Klinikaufenthalte zu vermeiden, haben nun H. I. Litt et al. untersucht.

N Engl J Med 2012; 366: 1393–1403

In die randomisierte, multizentrische Studie wurden 1370 Patienten (> 30 Jahre) mit niedrigem bis intermediärem koronaren Risiko (TIMI-Risiko-Score 0–2) aufgenommen. Alle waren aufgrund akuter Brustschmerzen mit dem Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom in der Notaufnahme vorstellig geworden.

Nach computergesteuerter Randomisierung wurden sie im Verhältnis 2 : 1 der CCTA-Gruppe (908 Patienten) oder der Standardbehandlung mit Stresstest und / oder Herzkatheteruntersuchung (462 Patienten) zugeteilt. Insgesamt waren 5 US-amerikanische Kliniken an der Studie beteiligt.

Primärer Endpunkt war die Sicherheit der CCTA, die anhand der Rate kardialer Ereignisse (Herzinfarkt, Herztod) innerhalb von 30 Tagen nach Auftreten erster Symptome bestimmt wurde. Als klinisch signifikante Koronarerkrankung galt eine Stenose der Koronararterien von 50% oder mehr.

640 der 908 Patienten aus der CCTA-Gruppe hatten einen negativen CCTA-Befund. Innerhalb dieses Patientenkollektivs trat innerhalb der ersten 30 Tage nach Klinikeinweisung bei keinem Patienten ein Herzinfarkt oder ein plötzlicher Herztod auf. Von den insgesamt 908 Patienten der CCTA-Gruppe hatten 10 (1%) einen Herzinfarkt; ein kardial bedingter Todesfall trat nicht auf.

Im Vergleich zur Standardtherapiegruppe war bei den Patienten der CCTA-Gruppe die Entlassungsrate aus der Klinik höher (49,6 vs. 22,7%), die Dauer des Klinikaufenthalts geringer (18 vs. 24,8 h; p < 0,001) und die Aufklärungsrate bei klinisch relevanter Koronarstenose höher (9,0 vs. 3,5%). Bezüglich invasiver Herzkatheteruntersuchungen und Revaskularisierungsraten ergab sich dagegen kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen.

Fazit

Die CCTA scheint bei vielen Patienten mit Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom eine sichere und frühzeitige Entlassung aus der Notaufnahme in die ambulante medizinische Betreuung zu ermöglichen, so die Autoren. Diese würden andernfalls stationär aufgenommen werden.

Dr. Barbara Weitz, München