Frauenheilkunde up2date 2013; 7(2): 139-166
DOI: 10.1055/s-0032-1325006
Gynäkologische Spezialgebiete und Methoden
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perioperative Schmerztherapie in der Frauenheilkunde

S. Heinrich
,
K. Weller
,
N. Grießinger
,
J. Schmidt
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Publication Date:
13 May 2013 (online)

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Kernaussagen

Eine adäquate perioperative Schmerztherapie ist neben der ethischen Verpflichtung dem Patienten gegenüber notwendig, um operativ oder interventionell erreichte Behandlungsfortschritte zu ermöglichen und zu sichern. So kann die perioperative Schmerztherapie die Inzidenz von kardialen, pulmonalen und thrombembolischen Komplikationen reduzieren, da ein schmerzfreier Patient infolge eines verringerten Sympathikotonus einen geringeren myokardialen Sauerstoffverbrauch aufweist. Weiterhin kann der Patient problemlos abhusten und ist schneller mobilisierbar.

Zur perioperativen Schmerztherapie stehen in Abhängigkeit von der Operation und dem operativen Zugang verschiedene Verfahren und medikamentöse Therapien zur Verfügung, die ggf. auch kombiniert werden können. Neben Verfahren der Lokalanästhesie und Regionalanästhesie können zur medikamentösen Schmerztherapie neben Nichtopioidanalgetika und Opioiden zusätzlich verschiedene Koanalgetika eingesetzt werden. Mit der patientenkontrollierten Periduralanästhesie und der patientenkontrollierten intravenösen Analgesie existieren 2 Verfahren, bei denen der Patient die Schmerztherapie in vorgegebenen Grenzen selber steuern kann. Zusätzlich stehen noch nichtmedikamentöse Therapien, wie die lokale Kältetherapie, die Akupunktur, Entspannungsverfahren und die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) zur Verfügung.

Generell sollte schon bei der Aufklärung zur Operation und Narkose bei dem Patienten eine Schmerzanamnese erhoben werden und die perioperative Schmerztherapie besprochen werden. So kann die Therapie an den Patienten und seine Begleiterkrankungen und eventuelle Allergien angepasst werden. Postoperativ sollten im Rahmen von Visiten regelmäßig die Schmerzwerte mittels NRS erhoben werden. Bei der medikamentösen Schmerztherapie empfiehlt sich ein Vorgehen anhand eines Stufenmodells im Sinne einer balancierten Analgesie, d. h. der Kombination von Opioiden und Nichtopioidanalgetika. Nichtopioidanalgetika können in Kombination mit Opioiden nicht nur den Opioidverbrauch senken, sondern bewirken zusätzlich auch geringere Schmerzwerte und eine geringere Inzidenz von opioidbedingten Nebenwirkungen. Zur Prophylaxe von therapiebedingten Nebenwirkungen ist bei Applikation von tNSAR die Komedikation mit einem Protonenpumpeninhibitor und bei der Applikation von stark wirksamen Opioiden die Komedikation mit Laxanzien obligat.

Sofern patientenkontrollierte Verfahren wie PCEA und PCIA angewendet werden sollen, ist ein rund um die Uhr erreichbarer Schmerzrufdienst unerlässlich. Dieses Schmerzteam visitiert die Patienten täglich und berät die Pflegekräfte und Ärzte auf der chirurgischen Normalstation bei der Durchführung der weiteren analgetischen Therapie.