Multiple Antibiotikaresistenzen nehmen sowohl in Krankenhäusern und Pflegeheimen als
auch bei ambulant erworbenen schweren Infektionen weltweit zu. Der Methicillin-resistente
Staphylococcus aureus (MRSA), einer der häufigsten multiresistenten Keime bei komplizierten
Haut- und Weichteilgewebeinfektionen, hat in Südeuropa bereits Resistenzraten von
über 60 % und stellt auch in Deutschland mit einem derzeit stagnierenden Anteil von
etwa 20 % ein gewichtiges Problem dar. Das begrenzte therapeutische Arsenal wird seit
Anfang Oktober 2012 durch Ceftarolin (Zinforo®) erweitert, dem ersten EU-weit verfügbaren
parenteralen Cephalosporin mit ausgeprägter MRSA-Wirksamkeit bei gleichzeitig Cephalosporin-typischer
guter Verträglichkeit.
Multiple Resistenzprobleme
Multiple Resistenzprobleme
"Nach wie vor ist MRSA der wichtigste nosokomiale grampositive Infektionserreger",
betonte Prof. Michael Kresken aus Rheinbach. Ursache der Resistenz gegen bisher verfügbare
Betalactame oder Cephalosporine ist die bakterielle Produktion eines veränderten Penicillinbindeproteins
(PBP2a), dessen Aktivität durch die Standardtherapie nicht mehr gehemmt wird.
Resistenzprobleme bereiten sowohl nosokomiale als auch zunehmend ambulant erworbene
Infektionen mit MRSA und Pneumokokken, so Dr. Béatrice Grabein vom Klinikum der Universität
München. Jährlich etwa 130 000 Infektionen in Kliniken gehen allein auf das Konto
des, erstmals vor etwa 10 Jahren auch gegen das Reserve-Antibiotikum Vancomycin resistent
gewordenen S. aureus. Als eindeutig wirksam haben sich hierbei mit Linezolid, Daptomycin,
Tigecyclin und Vancomycin lediglich 4 Antibiotika erwiesen. Allerdings habe "jede
dieser Substanzen ihre Ecken und Kanten und man muss damit umgehen können", betonte
Grabein. Mit Ceftarolin werde diese Palette erstmals durch ein Cephalosporin der Gruppe
5 mit hoher in-vitro-Wirksamkeit gegen die typischen Erreger von komplizierten Haut-
und Weichteilgewebe-Infektionen (cSSTI) sowie von ambulant erworbenen Pneumonien (CAP)
ergänzt.
Hohe Affinität für Penicillin-Bindeproteine
Hohe Affinität für Penicillin-Bindeproteine
Mit einer hohen Affinität zum PBP2x hemmt Ceftarolin unter anderem die Zellwandsynthese
von MRSA und Penicillin-unempfindlichen Streptococcus pneumoniae (PNSP). Dank seiner
Wirkung sowohl gegen grampositive Erreger wie (methicillinresistente) S. aureus, Streptokokken,
Pneumokokken, Hämophilus und Moraxella catarrhalis als auch gegen viele Enterobacteriaceae
eignet es sich auch zur kalkulierten Therapie ohne Erregernachweis bei CAP und cSSTI,
so Grabein. Lediglich multiresistente gramnegative Enterobakterien, die ESBL (Extended
Spectrum Beta Lactamase) oder Carbapenemase bilden, werden nicht erfasst. Es wurden
keine Fälle von MRSA verursachter CAP in die Studien eingeschlossen. Daher kann Ceftarolin
hierbei nicht eingesetzt werden.
Erfolgsentscheidend für die Behandlung MRSA-bedingter cSSTI ist nach Ansicht des Chirurgen
PD Dr. Christian Eckmann vom Klinikum Peine eine möglichst individuelle Therapie.
Oft ist die chirurgische Intervention entweder gar nicht (Bsp. Phlegmone, Erysipel)
oder nicht sofort (Wundinfektionen, Perianalabszesse, diabetischer Fuß) erforderlich.
Zudem gelte es, für jeden Patienten die richtige antibiotische Strategie zu finden,
da eine Modifikation der Erstlinientherapie bei cSSTI, die in der retrospektiven empirischen
Kohortenstudie REACH [
1
] bei 62,7 % auftraten, die Klinikverweildauer und die Komplikationsraten deutlich
steigerten.
Wirksam gegen komplizierte Haut- und Weichteilinfektionen
Wirksam gegen komplizierte Haut- und Weichteilinfektionen
Für Ceftarolin belegen die zulassungsrelevanten Studien CANVAS I [
2
] und II [
3
] zur Behandlung von Patienten mit cSSTI (auch Patienten mit MRSA-Infektionen eingeschlossen)
eine vergleichbar gute Wirksamkeit und Verträglichkeit wie für Vancomycin. Die klinische
Heilungsrate lag bei über 90 %, die Therapie-Abbruchrate aufgrund von Nebenwirkungen
nur bei etwa 4 %.
Bei CAP schnitt das neue Cephalosporin der Gruppe 5 in den Zulassungsstudien FOCUS
I [
4
] und II [
5
] mit Heilungsraten von 82,6 % tendenziell sogar besser ab als Ceftriaxon (76,6 %).
Sinnvoll scheint diese zusätzliche Option nach Ansicht von Eckmann vor allem bei schweren
Infektionen im Haut- und Weichteilgewebe mit erhöhter Wahrscheinlichkeit einer MRSA-Beteiligung
wie chronischen Wunden, Dekubitalulzera oder bei Pflegeheimpatienten, auch ergänzend
zum chirurgischen Debridement.
Welche Patienten ein hohes MRSA-Risiko haben
Welche Patienten ein hohes MRSA-Risiko haben
Ebenfalls ein Argument für eine kalkulierte Therapie mit Ceftarolin sei eine bekannte
Kolonisation mit MRSA, ergänzte Prof. Eckhard Müller vom Klinikum Herne. "Wer einmal
MRSA hat, bei dem kommt er in der Hälfte der Fälle wieder", so Müller. Ein zwei- bis
dreifach erhöhtes MRSA-Risiko trügen auch Dialysepatienten wegen häufigem Kontakt
zu künstlichen Oberflächen, meist bestehender Multimorbidität sowie oft rezidivierender
Antibiotikatherapie. Ebenfalls besonders gefährdet seien Patienten mit einem Klinikaufenthalt
in den vergangenen 12 Monaten.
Auch bei Diabetikern eigne sich – aufgrund ihres allgemeinen Risikoprofils mit oft
eingeschränkter Nierenfunktion - das neue Cephalosporin, zumal hier Glykopeptidantibiotika
wegen ihrer Nephrotoxizität nicht infrage kommen, so Müller weiter. Vermehrt Staphylokokken-Infektionen
fänden sich überdies bei Patienten mit frischen Schlaganfällen oder Schädel-Hirn-Traumen,
erinnerte der Kliniker. Nicht zuletzt sei Ceftarolin auch immer dann eine gute Wahl,
"wenn ich nicht von einem monobakteriellen grampositiven Spektrum ausgehe, sondern
gleichzeitig eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür habe, dass gramnegative Erreger mit
beteiligt sind", resümierte Müller.
Dr. Andreas Häckel, Frankfurt
Quelle: Launch-Pressekonferenz "Unmet Medical Need in der Antibiotika-Therapie: Neues
Cephalosporin Zinforo™ wirksam gegen MRSA", 11. Oktober 2012, im Rahmen der 23. Jahrestagung
der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e. V. (PEG) in Dresden.
Veranstalter: AstraZeneca GmbH, Wedel.
Der Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der AstraZeneca GmbH.