Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48(1): 1
DOI: 10.1055/s-0032-1333070
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Patientensicherheit in der Anästhesiologie: Umsetzung der Deklaration von Helsinki

Hinnerk Wulf
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Publication Date:
30 January 2013 (online)

Die Sicherheit der uns anvertrauten Patienten ist für Anästhesisten und Intensivmediziner oberstes Ziel. Wir verstehen uns als „Anwalt des Patienten“ in der perioperativen Medizin. Diese Schlüsselrolle der Anästhesiologie bei der Verbesserung der Patientensicherheit kommt auch in der Deklara zur Patientensicherheit zum Ausdruck, die auf dem Europäischen Anästhesie 2010 in Helsinki unterzeichnet wurde [1].

Eine wichtige Komponente zur Verbesserung der ist die Ausbildung. Hier gilt es auch künftig, die von unserer Fachgesellschaft vorbildlich begonnene Initiative gerade auch im Simulatortraining fortzuentwickeln. Dabei dürfen wir nicht die Augen davor verschließen, dass viele Probleme im Zusammenhang mit Patientensicherheit und Behandlungsfehlern aus Kommunikationsfehlern resultieren, d. h. in der Regel aus Fehlern in der Zusammen mit anderen Fachdisziplinen und Berufsgruppen. Diesbezüglich kann man die Bedeutung relativ simpler wie der WHO-Checkliste gar nicht hoch genug einschätzen. Sie kann immerhin gewährleisten, dass vor Hautschnitt ein standardisierter Dialog zwischen Operateur, Anästhesist und Pflegekräften stattfindet. Darüber hinaus sollten auch Fehlermeldesysteme eingesetzt werden, um das Lernen aus (Beinahe-) Fehlern anderer zu ermöglichen (CIRS- bzw. PASOS-System des BDA und der DGAI) [2].

Minimalstandards für die Sicherheit in Opera und Aufwachräumen dienen ebenfalls der Gewährleistung der Patientensicherheit. Dabei geht es neben der erforderlichen technisch-apparativen Ausstattung insbesondere darum, den Personalschlüssel im ärztlichen wie pflegerischen Bereich in Zeiten ökonomischer Restrik so zu verteidigen, dass die Patienten nicht gefährdet wird. Vor diesem Hintergrund ist es beispielsweise ein Unding, dass Weiterbildungsassistenten im Personalschlüssel der Kliniken voll angerechnet werden, obwohl mind. 1 Jahr der 5-jährigen Mindest für Anleitung und super ätigkeit im Sinne der Patientensicherheit vorgesehen sein muss. Hier ist ganz offenkundig, dass der erhöhte ökonomische Druck derzeit die Hauptgefahr für die Patientensicherheit darstellt.

Darüber hinaus verlangt die Helsinki-Deklaration Handlungsanweisungen für die folgenden Themen, um die wichtigsten Gefährdungsquellen zu kontrollieren:

  • Überprüfung von Geräten und Medikamenten

  • präoperative Untersuchung und Vorbereitung

  • Aufkleber zur Kennzeichnung von Spritzen

  • schwierige bzw. misslungene / unmögliche Intubation

  • maligne Hyperthermie

  • Anaphylaxie

  • Intoxikation durch Lokalanästhetika

  • massive Blutungen

  • Infektionskontrolle / Hygiene

  • postoperative Überwachung, inkl. Schmerz

Die Deklaration lässt dabei offen, wie die Handlungsanweisungen inhaltlich zu gestalten sind. Mit der in diesem Heft beginnenden Artikelserie zur Helsinki-Deklaration möchten wir den AINS-Lesern Hilfestellung geben, eigene Handlungs aufzustellen. Für jedes Thema wird in Kürze der Hintergrund dargestellt und eine konkrete Handlungsanweisung (SOP) als Muster zur Verfügung gestellt. Diese Muster sind ausdrücklich dafür gedacht, sie für den eigenen Tätigkeitsbereich zu modifizieren und den örtlichen Gegebenheiten anzupassen. Eröffnet wird die mit der SOP zur Lokalanästhetika-Toxizität.

Ich bin sicher, dass wir alle damit zur Patientensicherheit beitragen - wie es unsere Pflicht ist als Anästhesisten und Anwälte unserer Patienten!

Ihr

Hinnerk Wulf

Herausgeber

T. Hachenberg, Magdeburg

W. Koppert, Hannover

C. Krier, Stuttgart

G. Marx, Aachen

N. Roewer, Würzburg

J. Scholz, Kiel

C. Spies, Berlin

H. Van Aken, Münster

H. Wulf, Marburg

K. Zacharowski, Frankfurt/Main

Experten-Panel

B. Bein, Kiel

E. Biermann, Nürnberg

J. Biscoping, Karlsruhe

B. Böttiger, Köln

H. Bürkle, Freiburg

B. Dirks, Ulm

V. von Dossow, München

L. Eberhart, Marburg

U. Ebmeyer, Magdeburg

M. Fischer, Göppingen

G. Geldner, Ludwigsburg

W. Gogarten, München

J. Graf, Frankfurt/Main

S. Grond, Detmold

U. Kaisers, Leipzig

C. Kill, Marburg

U. Klein, Nordhausen

S. Kozek-Langenecker, Wien

P. Kranke, Würzburg

L. Lampl, Ulm

J. Martin, Göppingen

A. Meißner, Soest

J. Pfeff erkorn, Stuttgart

M. Schäfer, Berlin

T. Schnider, St. Gallen

T. Schürholz, Aachen

U. Schwemmer, Neumarkt

T. Standl, Solingen

F. Stüber, Bern

R. Sümpelmann, Hannover

M. Tramèr, Genf

K. Ulsenheimer, München

T. Volk, Homburg/Saar

A. Walther, Stuttgart

F. Wappler, Köln

E. Weis, Nürnberg

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