Zusammenfassung
Hintergrund: Das kolorektale Karzinom (KRK) ist der zweithäufigste maligne Tumor in Deutschland.
Der Stellenwert von Vorsorgekoloskopien einschließlich gleichzeitiger Polypektomie
hinsichtlich der Inzidenzsenkung des KRK ist klar belegt und wurde daher in den Leitlinien
der DGVS verankert. Das Wissen über die Inhalte dieser Leitlinie und die Befolgung
der Empfehlungen variieren bei Ärzten stark.
Methode: In einer Längsschnittstudie mit einem Prä-Post-Design wurde die Umsetzung der Leitlinienempfehlungen
zur Nachsorge nach Koloskopie mit Polypektomie bei Assistenzärzten des Universitätsklinikums
Jena untersucht. Ziel war die Verbesserung der Leitlinienkonformität durch Implementierung
verschiedener auf Schulungsprogrammen basierenden Interventionsmaßnahmen. Diese wurde
anhand der in den stationären Entlassungsbriefen gegebenen Empfehlungen bez. des Koloskopiekontrollintervalls
nach Polypektomie aus dem Kolon beurteilt. Zur Evaluation des Erfolgs der Implementierungsmaßnahmen
wurden die formulierten Empfehlungen vor (n = 111) und nach Durchführung der Implementierungsmaßnahmen
(n = 85) verglichen. Außerdem wurden die möglichen Faktoren, die Einfluss auf das
Empfehlungsverhalten der Assistenzärzte haben, analysiert.
Ergebnisse: Vor den Implementierungsmaßnahmen entsprachen insgesamt 47 % der in Entlassungsbriefen
formulierten Empfehlungen der Leitlinie. Danach konnte eine nicht signifikante Zunahme
auf 53 % registriert werden. Die oberärztliche Korrektur der Entlassungsbriefe führte
zu einer weiteren Verbesserung auf 69 %. Sowohl der Ausbildungsstand der Assistenzärzte
als auch deren Klinikzugehörigkeit hatten keinen Einfluss auf die Empfehlungsqualität.
Der histologische Befund, insbesondere die Angabe, ob der Polyp vollständig oder unvollständig
abgetragen wurde, beeinflusste die Güte der ausgesprochenen Empfehlungen. Die Polypengröße,
aber nicht deren Zahl, hatte einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Qualität
der Empfehlungen.
Schlussfolgerung: Insgesamt war die Adhärenz zur Leitlinie niedrig. Mögliche Ursachen für eine unzureichende
Verbesserung der Adhärenz könnten der nicht ausreichend interaktive oder der fehlende
repetitive Charakter der Maßnahmen zur Verbesserung der Leitlinienkonformität sein.
Da der histologische Befund einen Einfluss auf die Empfehlungen bezüglich des Nachsorgeintervalls
hatte, sind interdisziplinäre Weiterbildungen zur Verbesserung der leitliniengerechten
Versorgung zu implementieren.
Abstract
Background: Colorectal cancer (CRC) is the second most common malignancy in Germany. Screening
colonoscopies with polypectomy have been demonstrated to reduce the incidence of CRC.
Detailed recommendations on scheduling screening and follow-up colonoscopies have
therefore been included into national guidelines. Knowledge about CRC guidelines and
adherence to guideline recommendations varies greatly among physicians.
Methods: We combined different implementation strategies (training courses, case discussion,
handouts, wall charts) to improve adherence of recommendations for scheduling follow-up
colonoscopy. To assess adherence, written recommendations given at discharge after
inpatient treatment for polypectomy were analysed before (n = 111) and after (n = 83)
the implementation of the above-mentioned implementation measures. Additional factors
possibly influencing the recommendations of physicians were collected (histology,
polyp size).
Results: The adherence to the CRC guideline before implementation of the above-mentioned measures
was moderate. After intervention, there was a non-significant increase from 47 % to
53 %. Senior physician review and editing of the discharge summaries improved guideline
adherence of recommendations to 69 %. Neither the education level of residents nor
their affiliation to a certain department had an impact on the quality of the recommendations.
Histology and in particular information on the resection status of the polyps in the
pathology report (complete versus incomplete resection) had an influence of the recommended
schedule. Furthermore, size of the polyps, but not the number, had a statistically
significant influence on the quality of the recommendations.
Conclusions: The inadequate improvement of guideline adherence can possibly be explained by the
insufficient interactive and repetitive character of interventions. As the histology
reports seem to have an influence on the recommendations in regards to the interval
to the next colonoscopy, interdisciplinary teaching is necessary to improve guideline
concurrent care.
Schlüsselwörter kolorektales Karzinom - Leitlinie - Adhärenz
Key words colorectal cancer - guidelines - adherence