ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2013; 122(03): 112-113
DOI: 10.1055/s-0033-1341304
Colloquium
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mini-Dental-Implantate – Untersuchungen zum klinischen Einsatz

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Thomas Landrock
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82229 Seefeld

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Publication Date:
12 March 2013 (online)

 

    Auch in 2013 werden wieder Monat für Monat an wechselnden Standorten in ganz Deutschland 3M-ESPE-Seminare zum Thema MDI Mini-Dental-Implantate (Abb. [ 1 ]) durchgeführt. Die Terminübersicht ist über http://www.3MESPE.de/Veranstaltungen verfügbar. Bei den Kursleitern handelt es sich durchweg um ausgewiesene Experten wie z. B. PD Dr. Thorsten Mundt, der sich nicht nur auf praktischer, sondern auch auf wissenschaftlicher Ebene mit den Mini-Dental-Implantaten auseinandersetzt. Einen Überblick über die Ergebnisse seiner aktuellen Studie sowie von weiteren aussagekräftigen Untersuchungen bietet dieser Beitrag.

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    Abb. 1 MDI Mini-Dental-Implantate.

    Studie zur Praxistauglichkeit

    Untersucht wurde die Praxistauglichkeit der Implantate, für die neben der Erfolgsrate auch die Steigerung der Lebensqualität der Patienten und Informationen zur Instandhaltung der Prothesen maßgeblich sind. Berücksichtigt wurden beide Kiefer. Die Grundlage der retrospektiven Studie bildeten Auswertungen eines unabhängigen Zahnarztes, der über 130 Patienten in 9 Praxen, die über das gesamte Bundesgebiet verteilt liegen, nach einer Verweildauer der MDI von bis zu 5 Jahren untersuchte. Zudem wurde ein von den Patienten ausgefüllter Fragebogen ausgewertet, um die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität zu analysieren. Die Implantate wurden nach dem empfohlenen Protokoll und in der vorgeschriebenen Anzahl – mindestens 4 Implantate im Unter- und 6 im Oberkiefer – inseriert.

    Die Ergebnisse waren insgesamt positiv: Obwohl die Mini-Implantate entweder sofort mit einer weichbleibenden Unterfütterung versorgt (vorrangig im Oberkiefer) oder sogar mit der Matrize sofortbelastet wurden (häufig im Unterkiefer), sind die Überlebensraten mit denen konventioneller Implantate vergleichbar. Die Unterschiede zwischen Ober- und Unterkiefer hinsichtlich der Verlustzahlen waren zu vernachlässigen. Zudem berichten die Patienten von einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität.


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    Studie zur Steigerung der Lebensqualität

    Bereits im Oktober 2012, während des ICOI (International Congress of Oral Implantologists) in Florida, präsentierten Prof. Dr. Shahrokh Esfandiari, Patricia Oliveira und Prof. Dr. Jocelyne Feine die Ergebnisse einer Pilotstudie der McGill-Universität in Montreal, Kanada. Untersucht wurden die Steigerungen in der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität zahnloser Patienten, deren Unterkiefer-Totalprothesen mit 4 MDI Mini-Dental-Implantaten stabilisiert wurden. Hierfür füllten die 10 teilnehmenden Patienten sowohl vor als auch 6 Monate nach Implantation einen OHIP-20E-Fragebogen aus. Die Ergebnisse zeigen, dass die Lebensqualität der Patienten erheblich gesteigert wurde (Abb. [ 2 ]). Und aufgrund des minimal-invasiven Insertionsprotokolls waren die Patienten nicht nur mit dem Endergebnis, sondern mit dem Gesamtverlauf sehr zufrieden. Die Erfolgsrate lag mit 92,5 % im üblichen Bereich.

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    Abb. 2 Es wurde eine signifikante Steigerung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität nach Implantation der Mini-Implantate beobachtet.

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    Studie zur Patientenzufriedenheit

    In Kürze werden die 2-Jahresdaten einer Studie erwartet, die Dr. Miodrag Scepanovic von der Zahnmedizinischen Fakultät der Universität Belgrad gemeinsam mit Prof. Dr. Aleksandar Todorovic und Prof. Dr. Aleksa Markovic im Jahr 2008 initiiert hat. Es wurden die Veränderungen der Lebensqualität, der Kauleistung und des Komforts der Patienten evaluiert. 30 Patienten mit zahnlosem Unterkiefer nahmen an der Studie teil. Nach dem chirurgischen Eingriff wurde die bestehende Prothese so modifiziert, dass sie auf die Implantate gesetzt werden konnte.

    Die Zufriedenheit und Lebensqualität der Patienten wurde durch die Mini-Implantate gesteigert (Abb. [ 3 ]). Die Primärstabilität erwies sich als sehr gut. Die Sekundärstabilität nahm, wie von konventionellen Implantaten bekannt, zunächst ab; nach einem Zeitraum von 6 Monaten wurde jedoch eine Zunahme verzeichnet. Der höchste gemessene Abbau periimplantären Knochens lag nach einem Jahr bei 0,64 mm, die Weichgewebeheilung wurde als gut bewertet. Die Erfolgsrate betrug 98,3 %.

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    Abb. 3 Einfluss der zur Stabilisierung eingesetzten Implantate auf die Lebensqualität (Befragung nach OHIP-Methodik).

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    Studie zur Bewährung im klinischen Einsatz

    Für 2013 werden zudem die Ergebnisse einer Studie von PD Dr. Dr. Norbert Enkling und Dr. Andreas Worni von der Klinik für Zahnärztliche Prothetik der Universität Bern, Schweiz, erwartet, die Anfang 2011 initiiert und in diesem Jahr abgeschlossen wird. Ziel war es, herauszufinden, wie sich die Mini-Implantate im klinischen Einsatz bewähren. Zudem wurde das Verschleißverhalten der Kugelköpfe und Matrizen untersucht sowie Datenmaterial zum periimplantären Knochenabbau und der Patientenzufriedenheit erhoben.

    Im Rahmen der prospektiven, kontrollierten klinischen Studie wurden 20 Patienten zur Prothesenfixierung im Unterkiefer jeweils 4 Mini-Implantate inseriert. Bislang versagte keines der Implantate und es zeichnet sich ab, dass die Implantate vor allem bei Patienten mit anamnestischer Vorbelastung und mit anatomisch ungünstigen Kieferverhältnissen sinnvoll sind. Die Patienten sind i. d. R. mit dem Behandlungsablauf und -ergebnis sehr zufrieden, da der Prothesenhalt und somit die Kaufunktion erheblich verbessert wurde. Außerdem wurde aufgrund des meist minimal-invasiven Vorgehens über sehr geringe postoperative Beschwerden berichtet.


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    Empfehlung

    PD Dr. Thorsten Mundt: "Das erforderliche Know-how bei der Verwendung von Mini-Implantaten darf keinesfalls unterschätzt werden: Sie sollten ausschließlich von implantologisch erfahrenen Anwendern inseriert werden. Mehrere Schulungen sind notwendig, um den Umgang mit den durchmesserreduzierten Implantaten vollständig zu beherrschen und deren Eignung für einen bestimmten Patienten selbst einschätzen zu können. Korrekt eingesetzt stellen sie jedoch eine äußerst sinnvolle Ergänzung zum konventionellen Implantatportfolio dar."


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    Thomas Landrock
    ESPE Platz
    82229 Seefeld


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    Abb. 1 MDI Mini-Dental-Implantate.
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    Abb. 2 Es wurde eine signifikante Steigerung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität nach Implantation der Mini-Implantate beobachtet.
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    Abb. 3 Einfluss der zur Stabilisierung eingesetzten Implantate auf die Lebensqualität (Befragung nach OHIP-Methodik).