Aktuelle Dermatologie 2014; 40(01/02): 15-16
DOI: 10.1055/s-0033-1344579
Eine Klinik im Blickpunkt
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geschichte der Genfer Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten

History of the Dermatologic Clinic of Geneva
M. Harms
Abteilung für Dermatologie und Venerologie, Universitätsklinikum Genf
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Korrespondenzadresse

Dr. Monika Harms
Oberärztin
Abteilung für Dermatologie und Venerologie
Universitätsklinikum Genf
4 Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4
1211 Genève 14
Schweiz   

Publication History

Publication Date:
15 August 2013 (online)

 

Zusammenfassung

Historischer Überblick der Genfer Klinik, die 1885 gegründet wurde. Aufzählung der sechs Professoren, die die Klinik leiteten, Schwerpunkt der Tätigkeiten.


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Abstract

Overview of the history of the clinic of Geneva which was founded in 1885. Enumeration of the six heads, principal activities.


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In Genf wurde die medizinische Fakultät 1876 als erste in der Schweiz gegründet. Die Institution des dermatologischen Lehrstuhls erfolgte 13 Jahre später, also 1889. Bis heute hatten sechs Professoren diesen Lehrstuhl inne: Hugues Oltramare 1889 – 1926, Charles Du Bois 1926 – 1946 ([Abb. 1]), Werner Jadassohn 1946 – 1968 ([Abb. 2]), Paul Laugier 1968 – 1981 ([Abb. 3]), Jean Hilaire Saurat 1982 – 2009 ([Abb. 4]) und Wolff-Henning Boehncke 2012.

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Abb. 1 Charles Du Bois, nominiert 1926.
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Abb. 2 Werner Jadassohn, nominiert 1946.
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Abb. 3 Paul Laugier, nominiert 1968.
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Abb. 4 Jean Hilaire Saurat, nominiert 1982.

Noch im 19. Jahrhundert also wurde die Notwendigkeit erkannt, dass die Dermatologie ein wichtiges Teilgebiet der modernen Medizin darstellt. Die erste dermatologische Abteilung wurde zwar im Jahre 1885 gegründet, aber es dauerte noch einige Jahre (bis 1900), bis Hugues Oltramare die Funktion als Ordinarius übernehmen konnte. Er stammte aus einer alten Genfer Pastorenfamilie und studierte Medizin in Paris. Das Hauptaugenmerk seiner Tätigkeit bestand in der Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, für die es zu diesem Zeitpunkt noch keine effiziente Behandlung gab. Die Publikationen behandeln demgemäß hauptsächlich dieses Thema, wie z. B. Nebenwirkungen von Arsen, Salvarsan oder syphilitische Reinfektionen. Oltramare lud am 24. April 1913 seine Kollegen aus der übrigen Schweiz nach Genf ein und sie konstituierten die Schweizer Gesellschaft für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Das hundertjährige Bestehen wird heuer anlässlich der Jahresversammlung in Montreux gefeiert [1].

Schon voll im 20. Jahrhundert übernahm sein Schüler Charles Du Bois 1926 den Lehrstuhl, den er bis 1946 innehatte. Noch immer nahmen die Geschlechtskrankheiten einen großen Platz ein, aber sein Interesse betraf auch die Kanzerologie und damit verbunden die Strahlentherapie. So wird etwa von einer erfolgreichen Behandlung einer Mycosis fungoides mit Röntgenstrahlen berichtet. Auch Urethritiden wurde eine solche Behandlung zuteil.

Im schon weit fortgeschrittenen 20. Jahrhundert, 1946, erfolgte die Ernennung von Werner Jadassohn, der die Klinik bis 1968 leitete. Er wurde in Bern geboren und war der Sohn von Josef Jadassohn, seinerseits Ordinarius in Bern und Breslau, bekannt durch die Herausgabe des 24-bändigen Handbuches der Haut- und Geschlechtskrankheiten, erschienen bei Springer zwischen 1927 – 1936. Seine Spezialgebiete waren die Immunologie, Idiosynkrasie und Allergie. Bekannt sind seine Forschungen über das experimentelle Ekzem an den Brustwarzen des Meerschweinchens, die er zusammen mit Nicole Hunziker ausführte. 1967 übernahm er die Präsidentschaft des internationalen Kongresses der Dermatolgie in München.

Weitere 13 Jahre des Jahrhunderts, von 1968 bis 1981, war Paul Laugier an der Spitze des Departements. Mit ihm war wieder die frankophone Leitung der Klinik an der Reihe. Laugier studierte in Straßburg und richtete die dermatologische Abteilung in Besançon ein. Der Titel seiner Antrittsvorlesung lautete „La place de la Dermatolgie dans la médecine moderne“. Während seiner Klinikführung konnte die Dermatologie 1977 in das neue moderne Spitalsgebäude übersiedeln. Die Vorlesung fand zweimal wöchentlich 45 Minuten statt. Laugier war Histopathologe und entwickelte diese Sparte in seiner Klinik, in der bald auch ein Elektronenmikroskop eingesetzt wurde. Er übernahm zahlreiche Präsidentschaften von frankophonen und schweizer Kongressen, insbesondere 1973 den Kongress der französichen Dermatologie mit dem Thema „Vasuculitis, toxidermals“ [2].

Mit 39 Jahren übernahm Jean-Hilaire Saurat 1982 die Genfer Klinik, die er bis 2009, also 27 Jahre und somit ins nächste Jahrhundert, leitete. Er studierte Medizin in Paris und die Dermatologie im Spital St. Louis unter Duperrat und Degos. Im Spital Necker Enfants Malades kreierte er die dermatologische Abteilung. Es war ihm ein besonderes Anliegen, die Forschungsabteilung voranzutreiben. Seine Hauptinteressen waren die Retinoide, die pharmakologische Biologie und die Immunologie. In diesen und anderen Bereichen arbeiteten viele Mitarbeiter wie Yves Merot, Georges Siegenthaler, Coni Hauser, Martin Röcken, Lars French, Luca Borradori, Philippe Bernard, Olivier Sorg und Gürkan Kaya. Frau Liliane Didierjean, Biologin, die aus Paris mit Saurat mitgekommen war, war im Labor eine wesentliche Stütze.

Es wurden eine Reihe von Spezialkonsultationen eingerichtet: atopische Dermatitis, Akne, dermatologische Pädiatrie, Vulvaregion, Trichologie und Dermatoskopie mit melanotischen Läsionen. Die Chirurgie entwickelte sich zu einem Schwerpunkt mit Mohs-Technik. Saurat richtete ebenfalls eine Tagesklinik ein, wo aufwendige dermatologische Behandlungen an ambulanten Patienten angeboten wurden.

Neun Mitarbeiter erhielten die Privatdozentur (in der zeitlichen Reihenfolge: Harms, Hauser, French, Borradori, Salomon, Piguet, Kaja, Lübbe, Braun), und zwei, Lars French und Luca Borradori, erhielten die Professur in Zürich und Bern.

Von großer Bedeutung war die Übernahme der Behandlung des ukrainischen Präsidenten Yushchenko, der an einer Dioxinvergiftung litt. Nicht nur erhielt dieser Patient eine effiziente Behandlung, sondern es konnten auch wissenschaftliche Erkenntnisse zu dieser Vergiftung ausgewertet werden.

Saurat ist seit 1986 Chefredakteur von Dermatologica, die er dann 1990 bei Karger in Dermatology umbenannte. Seine Publikationsliste liegt nahe bei Tausend.

Saurat brachte zusammen mit Laugier, Grosshans und Lachpelle 1989 das Lehrbuch „Dermatologie et maladies sexuellement transmissibles“ bei Masson heraus, welches das Standardlehrbuch in französischer Sprache wurde. Innerhalb von 22 Jahren erfolgten vier neue Editionen, von denen die letzte vollkommen neu überarbeitet ist.

Nach einer Interimperiode von drei Jahren übernahm 2012 Wolff-Henning Boehncke die Leitung der Klinik.


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Interessenkonflikt

Die Autorin gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

  • Literatur

  • 1 Laugier P, Saurat JH. La Dermatologie à Genève. In: Wallach D, Tilles G. ed. La Dermatologie en France. Paris: Editions Privat; 2002
  • 2 Laugier P, Hunziker N, Harms M. La Clinique de Dermatologie de Genève. In: Frenk E. Dermatologie und Venerologie in der Schweiz. Neuchâtel: Editions Alphil; 2004

Korrespondenzadresse

Dr. Monika Harms
Oberärztin
Abteilung für Dermatologie und Venerologie
Universitätsklinikum Genf
4 Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4
1211 Genève 14
Schweiz   

  • Literatur

  • 1 Laugier P, Saurat JH. La Dermatologie à Genève. In: Wallach D, Tilles G. ed. La Dermatologie en France. Paris: Editions Privat; 2002
  • 2 Laugier P, Hunziker N, Harms M. La Clinique de Dermatologie de Genève. In: Frenk E. Dermatologie und Venerologie in der Schweiz. Neuchâtel: Editions Alphil; 2004

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Abb. 1 Charles Du Bois, nominiert 1926.
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Abb. 2 Werner Jadassohn, nominiert 1946.
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Abb. 3 Paul Laugier, nominiert 1968.
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Abb. 4 Jean Hilaire Saurat, nominiert 1982.