Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48(5): 346-350
DOI: 10.1055/s-0033-1347159
Fachwissen
Anästhesiologie & Intensivmedizin Topthema: Point-of-Care-Testing
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Point-of-Care-Testing – Aktuelle Studien zum Stellenwert der Point-of-Care-Gerinnungsdiagnostik im perioperativen Bereich

Perioperative point-of-care coagulation testing – recently published studies
Elisabeth H Adam
,
Patrick Meybohm
,
Kai Zacharowski
,
Christian F Weber
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Publication Date:
11 June 2013 (online)

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Zusammenfassung

Es existieren vielfältige Point-of-Care-Methoden (Point-of-Care=POC),die in allen Phasen der perioperativen Patientenversorgung eingesetzt werden können. Aggregometrische Verfahren werden einerseits zum präoperativen Screening von Thrombozytopathien eingesetzt, können andererseits aber auch die Effizienz von Thrombozytenaggregationshemmern abbilden. Die Ergebnisse aktueller Studien zum Stellenwert der POC-Diagnostik werden derzeit kontrovers diskutiert. Aktuelle prospektiv randomisierte Studien an koagulopathischen Patienten konnten aber zeigen, dass durch den Algorithmus-basierten Einsatz viskoelastischer und aggregometrischer POC-Verfahren die Transfusionsrate allogener Blutprodukte reduziert werden konnte. Die Daten der Studien deuten ferner darauf hin, dass durch den Einsatz von POC-Verfahren einerseits das klinische Ergebnis verbessert und andererseits primäre und sekundäre Kosten für die Hämotherapie reduziert werden können.

Abstract

Point-of-care (POC) devices are increasingly being used at the bedside in perioperative patient management of hemostatic function. Aggregometric methods can be utilized in preoperative screening of thrombocytopathia and are qualified to describe the efficacy of antiplatelet therapy. Published data about the value of point-of-care diagnostic gives partially conflicting results.

Current prospective randomized studies indicate that implementation of hemostatic treatment algorithms based on viscoelastic and aggregometric POC-analysis may reduce transfusion rate of allogenic blood products, improve clinical outcome and reduce cost of hemostatic treatment.

Kernaussagen

  • Die Point-of-Care-Diagnostik (POC-Diagnostik) erzielt im Vergleich zur konventionellen Laboranalyse schneller zur Verfügung stehende Messergebnisse mit einem größeren diagnostischen Spektrum.

  • Kein POC-Verfahren ermöglicht die Analyse der gesamten Hämostase. Um multifaktoriell bedingte Koagulopathien zu erfassen, müssen ggf. die verschiedenen POC-Methoden miteinander kombiniert werden.

  • Die Anwendung POC-basierter Hämotherapie reduziert die Transfusionsrate allogener Blutprodukte.

  • Die Kosten für allogene Blutprodukte sinken mit Einführung von POC-Gerinnungsdiagnostik, während die Kosten für Gerinnungsfaktorkonzentrate steigen.

  • Die Effizienz antiaggregatorischer Medikation lässt sich anhand von POC-Analysen beurteilen.

  • Mithilfe der präoperativ analysierten ex vivo Thrombozytenfunktion kann das periinterventionellen Blutungsrisiko abgeschätzt werden.

  • Im Rahmen der schweren Sepsis scheint die Analyse der Collagen-induzierten Plättchenaktivierung mit dem Multiplate-System im Gegensatz zu konventionellen Biomarkern eine Differenzierung zwischen einer postoperativen Inflammation und einer „echten“ Sepsis zu erlauben.

Ergänzendes Material