Journal Club Schmerzmedizin 2013; 2(2): 106-11
DOI: 10.1055/s-0033-1349246
Leitlinien in der Praxis
DTK
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nationale Versorgungsleitlinie Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter – Betrachtet unter schmerzmedizinischen Gesichtspunkten

Antje Giede-Jeppe
,
Christian Maihöfner
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Juli 2013 (online)

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Die diabetische Neuropathie ist einer der häufigsten ätiologischen Faktoren für einen peripheren neuropatischen Schmerz. Jeder Schmerzmediziner sollte daher wesentliche Aspekte der Diagnostik und Therapie einer diabetischen Neuropathie kennen. Der folgende Text fasst die im April 2012 erschienene Nationale Versorgungsleitlinie Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter zusammen. Herausgeber dieser Leitlinie sind maßgeblich die Bundesärztekammer (BÄK) als Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ärztekammern, die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) sowie zahlreiche weitere Fachgesellschaften.

Kernaussagen

  • Das Screening auf eine diabetische Polyneuropathie soll eine Diabetes- und schmerzspezifische Anamnese mit klinischer sowie umfassender neurologischer Untersuchung umfassen. Bei pathologischen Befunden muss man die Untersuchungen entsprechend der betroffenen Organsysteme weiter spezifizieren.

  • Die symptomatische Therapie sollte neben einer Reduktion der Schmerzen eine Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität zum Ziel haben.

  • Medikamentös können trizyklische Antidepressiva sowie Serotonin-Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren (SNRI) nach Ausschluss von Kontraindikationen verabreicht werden. Zudem kann man Antikonvulsiva wie Pregabalin und Gabapentin einsetzen. Auch Metamizol kann zeitlich begrenzt verabreicht werden.

  • Nicht indiziert sind Psychopharmaka ohne analgetische Potenz sowie Kombinationspräparate mit Koffein, Bezodiazepinen (Abhängigkeit) oder Muskelrelaxanzien. Auch Substanzen mit renalem oder kardiovaskulärem Risikoprofil (NSAID, Coxibe) sind nicht als Dauertherapie geeignet.

  • Bei Therapieresistenz oder Kontraindikationen für andere Analgetika können Opioide auch als Analgetikum der 1. Wahl bei sehr starken Schmerzen verabreicht werden. Nicht indiziert ist das parallele Verabreichen von Stufe II und III Opioid-Analgetika.

  • Ein multimodales Konzept unter Supervision eines Schmerzmediziners ist sinnvoll. Die Berücksichtigung psychosozialer Faktoren ist ein wichtiger Aspekt der Therapie – v. a. depressive Störungen sollte der Arzt gezielt ansprechen und frühzeitig behandeln.