Dtsch Med Wochenschr 2013; 138(49): 2550-2553
DOI: 10.1055/s-0033-1349579
Prävention & Versorgungsforschung | Review article
Pharmakotherapie, Geriatrie, Schlafmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pharmakotherapie von Schlafstörungen bei älteren Menschen

Pharmacotherapy of sleep disorders in elderly patients
J. Schröder
1   Unabhängige Patientenberatung Deutschland, Kompetenzstelle Arzneimittel
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Publikationsverlauf

03. Juni 2013

08. Juli 2013

Publikationsdatum:
26. November 2013 (online)

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Zusammenfassung

Ältere Patienten leiden häufig unter Schlafstörungen. Die Beschwerden werden meist durch internistische, neurologische oder psychiatrische Krankheiten und Multimorbidität ausgelöst. Die Behandlung der Grunderkrankungen sollte daher im Vordergrund stehen. In der symptomatischen Behandlung von Schlafstörungen sind kognitiv-verhaltenstherapeutische Strategien etabliert. Eine medikamentöse Therapie sollte erst erfolgen, wenn nicht-medikamentöse Behandlungsoptionen ausgeschöpft worden sind. Die meisten Schlafmittel haben bei älteren Patienten ein ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis. Bei akuten, schweren Schlafstörungen ist die Verordnung von kurzwirksamen Benzodiazepinen und Benzodiazepin-Analoga in niedriger Dosis über einen kurzen Zeitraum vertretbar. Bei Patienten mit langanhaltenden Schlafstörungen und hohem Leidensdruck kann unter Berücksichtigung des Nebenwirkungspotenzials ein Therapieversuch mit sedierenden Antidepressiva in Erwägung gezogen werden. Aussagekräftige Studien zur aktuellen Versorgungssituation von älteren Patienten mit Schlafstörungen in Deutschland gibt es nicht. Sekundäranalysen von Verordnungsdaten gesetzlicher Krankenkassen deuten darauf hin, dass insbesondere Pflegeheimbewohner häufig Hypnotika einnehmen. Die Behandlung von Schlafstörungen älterer Menschen muss daher in der Praxis weiter optimiert werden.

Abstract

Elderly patients often suffer from sleep disturbances. Disorders are mostly caused by medical, neurological or psychiatric diseases and multimorbidity. The treatment of the underlying disease should therefore be prioritised. In the symptomatic treatment of insomnia cognitive-behavioural strategies are established. Drug therapy should be considered only if non-pharmacological treatments fail. Most hypnotics have a poor risk-benefit ratio in older patients. In acute severe sleep disturbances prescription of short-acting benzodiazepines and nonbenzodiazepine hypnotics in low doses over a short period of time is acceptable. In patients suffering from chronic insomnia a treatment with sedative antidepressants can be considered keeping in mind possible adverse effects. Studies analysing the current status of care for elderly insomnia patients in Germany are limited. Analyses of health insurance data suggest that especially nursing home patients often use hypnotics. The treatment of sleep disorders in elderly patients must therefore be optimized in practice.