Dtsch Med Wochenschr 2013; 138(45): 2289-2294
DOI: 10.1055/s-0033-1349585
Originalarbeit | Original article
Epidemiologie, Sozialmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gründe für die Nicht-Teilnahme am Mammographie-Screening – eine Querschnittsuntersuchung aus Schleswig-Holstein

Reasons for non-participation in mammography screening – a survey in Schleswig-Holstein, Germany
M. Schnoor
1   Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck
,
A. Hallof
2   Institut für Krebsepidemiologie e.V., Universität zu Lübeck
,
D. Hergert-Lüder
3   Zentrale Stelle Mammographie-Screening Schleswig-Holstein, Bad Segeberg
,
A. Katalinic
1   Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck
2   Institut für Krebsepidemiologie e.V., Universität zu Lübeck
,
A. Waldmann
1   Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

08 February 2013

17 April 2013

Publication Date:
25 October 2013 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: In Schleswig-Holstein wurde das bevölkerungsbezogene Mammographie-Screening-Programm 2007 eingeführt. Die europäische Leitlinie fordert als Qualitätsnachweis für die Effektivität des Programms eine Teilnahmerate von 70 %. Schleswig-Holstein gehört mit einer Teilnahmerate von 45 % im deutschlandweiten Vergleich zu den Bundesländern mit den geringsten Teilnahmeraten. Die Gründe dafür sind unbekannt.

Methodik: 20 000 Frauen im Alter von 50–69 Jahren, die nach der Einladung zum Mammographie-Screening nicht an diesem teilgenommen hatten, wurden mittels standardisiertem Fragebogen nach Gründen für ihre Nicht-Teilnahme sowie zu ihrem Wissen über das Programm befragt. Die Ergebnisdarstellung erfolgt anhand deskriptiver Statistik.

Ergebnisse: Für die Auswertung lagen 2591 Fragebögen vor (Rücklaufquote 14,8 %). Die Gründe für eine Nicht-Teilnahme am Mammographie-Screening sind vielfältig. Am häufigsten gaben die befragten Frauen medizinische Gründe an, oder die persönliche Einstellung führte zu einer Nicht-Teilnahme. Organisatorische Gründe waren eher nebensächlich. Zwei Drittel der Frauen sind erst durch das Einladungsschreiben auf das Mammographie-Screening aufmerksam geworden, 25 % der Befragten hatten mit ihrem Arzt darüber gesprochen.

Folgerung: Die niedrige Teilnahmerate am Mammographie-Screening in Schleswig-Holstein ist nicht auf organisatorische, sondern vielmehr auf medizinische Gründe und die persönliche Einstellung zurückzuführen. Möglicherweise liegt ein Informationsdefizit vor, dem durch eine intensivere Beratung durch den (Fach-) Arzt und durch eine weitere Verbreitung von schriftlichen Informationsmaterialen entgegen gesteuert werden könnte.

Abstract

Background: In 2007, an organized population-based mammography screening program in Schleswig-Holstein has been implemented. According the European guideline a participation rate of 70 % should be reached as a measurement of quality. In Schleswig-Holstein participation rate reached only 45 % and is one of the lowest rates in Germany. The reasons are unknown.

Method: To 20 000 women, aged 50–69, who did not participate in mammography screening after an invitation letter, a questionnaire was sent to assess reasons of non-participation and knowledge about the program. We calculated the proportion of women answering to given aspects in the questionnaire.

Results: The response rate was 14.8 % (n = 2591). Women reported multiple reasons for non-participation. Medical reasons and personal attitude were the most frequent ones. Organizational reasons were of minor importance. 75 % of women get primarily informed about the program by the invitation letter. 25 % of women talked with their practitioner about the program.

Conclusion: The low participation rate of mammography screening in Schleswig-Holstein is not based on worse organization but on medical reasons or personal attitudes of the women. It seems, that information about the program and benefits and harms of mammography screening has not reached the general population. So general practitioner or gynecologists should advice women more intensively. Leaflets and pamphlets should be more disseminated.