DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2014; 12(1): 1
DOI: 10.1055/s-0033-1351091
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Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
24 January 2014 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

Dein Fuß
Ist krumm und schräg
Die Zehen sind zu lang, die Nägel verhornt
Der Knöchel sitzt zu hoch, die Ferse steht über
Er ist platt, und dennoch liebe ich ihn,
Deinen Fuß.

Johannes Fröhlich

So sieht er leider oft aus, der Fuß unserer Patienten, den wir zur Behandlung in die Hand nehmen. Hoffentlich lieben wir ihn und sehen die Gesundheit in ihm, seine Stärke, und nicht nur die Summe der Dysfunktionen und Beschwerden.

Wir haben zu diesem Thema eine Reihe inspirierender Artikel zusammengetragen, allen voran ein historisches Fundstück, einen Vortrag von Sutherlands langjähriger Schülerin und Wegbegleiterin Anne Wales. Sie und ihr Mann Chester Handy waren eng mit dem Ehepaar Sutherland befreundet, sie verbrachten viel Zeit miteinander. Annes Erinnerungsvermögen war beachtlich; noch viele Jahre nach Sutherlands Tod konnte sie seine Gedankengänge wortwörtlich wiedergeben. Von den anderen Schülern Sutherlands wurde sie daher besonders als Biografin geachtet. Gut im Zusammenhang dazu liest sich der Artikel von Zenna Zwierzchowska, eine Schülerin von Anne, die regelmäßig in Deutschland Sutherlands Annäherung an den Körper (BLT) unterrichtet.

Bei jedem Schritt bewegen wir unsere Füße, zwei hochkomplexe Gebilde, mithilfe einer komplizierten Architektur. Sie tragen uns am Tag durchschnittlich 1 km, auch wenn die Autorin Judith Weisz empfiehlt, dass es lieber 10 km sein sollten. So lange die Füße das klaglos tun, werden sie vielfach ignoriert. Wenn jedoch – z. B. durch Fehlstellungen bedingt – die Gewölbe ihre Wirkung als Stoßdämpfer verloren haben, kommt es häufig es zu Beschwerden in Fuß und Sprunggelenken. Gerade bei älteren Menschen leidet ungefähr jeder vierte daran! Auch veränderte Zehenstellungen, Gelenkentzündungen, verkürzte Muskulatur und Probleme als Resultat des restlichen Haltungsapparats finden wir in der Praxis.

Günter Steinfurt erinnert uns daran, dass etwa 98 % aller Menschen in unserem zivilisatorischen Umfeld mit gesunden Füßen zur Welt kommen und nur noch 40 % von ihnen gesunde Füße haben, wenn sie erwachsen sind. Was passiert da in der Zwischenzeit, und was können wir als Osteopathinnen dagegen tun? Unser Körper ist eine Einheit; Fußprobleme hängen daher mit dem gesamten Körpermuster zusammen.

Die Fallgeschichte unseres amerikanischen Kollegen Charles Beck, der den Gesamtstrain seines Patienten durch eine vorübergehende Veränderung der faszialen Belastung mithilfe von speziellen Einlagen auflöst, ist ein interessantes Beispiel dafür. Die Artikel von Judith Weisz geben ebenso viele Anregungen in diese Richtung.

Und was kann ich tun? Mit dem Patienteninfoblatt „Gymnastik für gesunde Füße“, das Bernd Englisch für uns zusammengestellt hat, können wir besser auf diese Frage der Patienten eingehen.

Last but not least gibt es ein Interview mit Alison Brown, die durch großen persönlichen Einsatz daran beteiligt war, dass das Postgraduierte unterrichtende Sutherland Cranial College of Osteopathy seit 1998 in Deutschland Kurse gibt und die Landschaft der Osteopathie hier in Deutschland entscheidend mitgeprägt hat.

Viel Spaß beim Lesen!

Eva Möckel