Laryngorhinootologie 2014; 93(04): 231-236
DOI: 10.1055/s-0033-1355374
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frühkindliches Schlucken

Infantile Swallowing
D. Kühn
1   Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
S. Miller
1   Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
C. Schwemmle
1   Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
M. Jungheim
1   Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
M. Ptok
1   Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. März 2014 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund:

Mit der steigenden Zahl an Frühgeburten [1] und den voranschreitenden Möglichkeiten der Neonatalmedizin steigt die Inzidenz frühkindlicher Schluckstörungen. Kenntnisse über die Entwicklungsabläufe und anatomischen Zusammenhänge der prä- und postnatalen Schluckfunktionen sind grundlegend für die Diagnostik und Behandlung von frühkindlichen Schluckstörungen.

Methodik:

Übersichtsarbeit nach selektiver Literaturrecherche in PubMed.

Ergebnisse:

Während der embryonalen und ­fetalen Entwicklung wird das ungeborene Kind durch Reifungsprozesse der oropharyngealen Strukturen, der Saug- und Schluckfunktionen auf die spätere (postnatale) Nahrungsaufnahme vorbereitet. Die Kenntnis über die einzelnen Entwicklungsstufen ist grundlegend, um die Fähigkeit der Nahrungsaufnahme bei Frühgeborenen beurteilen zu können. Aufgrund der anatomischen Unterschiede der oralen und pharyngealen Strukturen von Säuglingen, Kleinkindern und Erwachsenen ist ein direkter Vergleich des Schluckvorgangs nicht möglich. Die Komplexität der verschiedenen Entwicklungsabläufe und die Reifung neurologisch getriggerter Koordinationsprozesse sind zu jedem Zeitpunkt der prä- und postnatalen Phase störanfällig. Ihre Beeinflussung kann häufig zu durchaus schwerwiegenden Störungen des Schluckvorgangs führen, die insbesondere bei Frühgeborenen nicht ungewöhnlich sind. Eine differenzierte Diagnostik sowie die frühzeitige Intervention durch Saug- und Schluck­initiierung können einen Übergang von der künstlichen Ernährung zur oralen Nahrungsaufnahme beschleunigen und die Entwicklung einer Fütterstörung vermeiden.

Abstract

Infantile Swallowing

Background:

Increasing numbers of preterm infants [1] and ever-improving potentials in neonatal medicine will lead to a rising incidence in infantile feeding problems. Profound knowledge regarding the development and anatomy of pre- and postnatal swallowing functions is essential for the assessment and therapy of infantile feeding and swallowing problems.

Method:

For this systematic review a selective literature research in PubMed has been carried out.

Results:

Oropharyngeal structures and oral-motor skills for sucking and swallowing develop during embryonic and foetal stages and enable postnatal oral feeding. Knowledge of pre- and postnatal developmental stages of oral-motor development and swallowing serves as a base for the assessment of preterm infants’ abilities and tolerance for feeding. A direct comparison of the swallowing process between infants, children and adults is not possible due to different anatomical characteristics. Developmental processes and neurologically triggered coordination procedures of early feeding skills are complex and very susceptible to faults. Disruption can cause severe disorders of swallowing coordination. Feeding problems are a common problem in preterm infants. Differentiated assessments on the basis of these results and early intervention facilitating oral-motor skills can accelerate the transition from tube to oral feeding and prevent further feeding issues.