Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2013; 57(4): 220
DOI: 10.1055/s-0033-1357589
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© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Nachruf Bernd von der Lieth

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Publication Date:
18 December 2013 (online)

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Abb. 1: Bernd von der Lieth, † 20.10.2013.

Selten wird in der Homöopathie der Rolle der Verleger gedacht; selten jedoch ist die Entwicklung der Homöopathie über mehrere Dekaden so eng mit dem Namen einer einzelnen Verlegerpersönlichkeit verknüpft wie die der deutschsprachigen Homöopathie der letzten 30 Jahre mit dem Hamburger Verleger Bernd von der Lieth.

Von Beginn seiner Verlagstätigkeit in den späten 1970er-Jahren an sah er seine Aufgabe darin, die vergessenen Schätze der Homöopathie des 19. Jahrhunderts verfügbar zu machen‚ und setzte dadurch einen Kontrapunkt zum herrschenden, von der Kent-Tradition geprägten Zeitgeist. Auf diese Weise hat Bernd von der Lieth maßgeblichen Anteil an der heutigen Vielfalt der fallanalytischen Methoden innerhalb der Homöopathie.

Ein erster diesbezüglicher Meilenstein war die Herausgabe des 80 Jahre lang in Deutschland nur noch vereinzelt in Bibliotheken greifbaren Therapeutischen Taschenbuchs von Clemens von Bönninghausen, ohne dessen Herausgabe die seit den 1980er-Jahren zu beobachtende Renaissance der Bönninghausen-Methode vermutlich so nicht stattgefunden hätte.

Ähnlich wegweisend war das Wirken Bernd von der Lieths im Bereich der Boger-Homöopathie: In einer Zeit, in der sich die Homöopathie zunehmend der Möglichkeiten der PC-gestützten Repertorisation in Gestalt immer umfangreicherer Nachtragsrepertorien Kent’scher Prägung zu bedienen begann, hatte er 2001 den Mut, unter hohem finanziellen Risiko die antiquiert scheinende General Analysis Lochkartei von C. M. Boger neu aufzulegen − und hatte so maßgeblichen Anteil an der rasanten Verbreitung dieses Konzepts der Fallanalyse.

Auch das in den letzten Jahren allmählich zunehmende Interesse an G. H. G. Jahr wäre ohne die von der Lieth’sche Herausgabe von Werken wie Handbuch der Haupt-Anzeigen, Klinische Anweisungen oder Therapeutischer Leitfaden undenkbar.

Wie im Inhaltlichen, legte er auch in der Gestaltung seiner Bücher Wert auf höchste Qualität und setzte in Punkto Haltbarkeit Maßstäbe auf dem homöopathischen Buchmarkt.

Als Mensch imponierte er durch seine Bescheidenheit, seine Hilfsbereitschaft und seinen Humor.

Bernd von der Lieth ist am 20.10.2013 verstorben; mit ihm verliert die deutschsprachige Homöopathie eine herausragende Persönlichkeit.

Der Verlag Ahlbrecht, an den er seinen Verlagsbestand im Herbst 2011 übergab, führt die von Bernd von der Lieth herausgegebenen Titel in der „Edition von der Lieth“ weiter.

Peter Minder