Notfallmedizin up2date 2014; 9(4): 355-374
DOI: 10.1055/s-0033-1358063
Rettungsdienst
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychische Belastungen und Bewältigungsstrategien in der präklinischen Notfallversorgung

Harald Karutz
,
Verena Blank-Gorki
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. Januar 2015 (online)

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Kernaussagen

Zusammenfassende Regeln für den Umgang mit Belastungen (nach [4]):

  • Informieren Sie sich über Hilfsangebote für Helfer, die Ihnen vor Ort zur Verfügung stehen. Erkundigen Sie sich danach, an welche Anbieter von Nachsorgemaßnahmen Sie sich bei Bedarf wenden können und wie diese erreichbar sind.

  • Achten Sie auf eine gesunde Ernährung und eine bewusste Freizeitgestaltung. Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte. Gehen Sie einem Hobby nach, mit dem Sie sich ablenken und entspannen können.

  • Nehmen Sie regelmäßig an Fortbildungen teil, halten Sie sich fachlich permanent auf dem Laufenden!

  • Bereiten Sie sich schon auf der Anfahrt zu einem Einsatz mental vor. Gehen Sie die voraussichtlich notwendigen Maßnahmen noch einmal gedanklich durch. Sprechen Sie Aufgaben mit Ihren Kollegen ab. Gehen Sie mit einer positiven Grundeinstellung an den Einsatz heran.

  • Wenn Sie in einem Einsatz starke Betroffenheit verspüren, konzentrieren Sie sich auf die Durchführung einzelner Maßnahmen. Atmen Sie einige Male tief ein und aus. Geben Sie sich selbst kurze, positiv formulierte Anweisungen wie z. B. „Ich bleibe ruhig, ich schaffe das!“ Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie Ihre Arbeit in einem Einsatz nicht weiter verrichten können, bitten Sie Ihre Kollegen um Unterstützung und lassen Sie sich ablösen.

  • Nutzen Sie nach einem Einsatz Rituale, die Ihnen verdeutlichen, dass das Ereignis abgeschlossen ist. Trinken Sie z. B. eine Tasse Tee oder Kaffee. Gönnen Sie sich auf jeden Fall eine kurze Pause.

  • Wenn Sie nach Einsätzen kurzfristige Reaktionen wie innere Unruhe, Erschöpfung oder Schlafstörungen feststellen, so ist dies nicht ungewöhnlich. Sie brauchen deshalb nicht beunruhigt zu sein. Viele Helfer reagieren ähnlich. Diese Symptome legen sich in der Regel nach einigen Tagen von selbst.

  • Sprechen Sie mit Kollegen oder anderen vertrauten Menschen über Ihre Einsätze. Hören Sie Ihren Kollegen zu, wenn diese von Einsätzen berichten. Thematisieren Sie psychologische Aspekte Ihrer Arbeit. Dass die Verschwiegenheitspflicht im Sinne des § 203 StGB dabei zu beachten ist, versteht sich von selbst.

  • Nach besonders belastenden Einsätzen können zusätzliche Nachsorgemaßnahmen wie z. B. eine Nachbesprechung oder Supervision hilfreich sein. Wenn Sie möchten, nehmen Sie daran teil.

  • Wenn Sie allgemeine Fragen zum Umgang mit Belastungen oder den Eindruck haben, dass Sie weitere Hilfe benötigen, wenden Sie sich an die vor Ort zuständigen Personen.