Zusammenfassung
Maimonides beschreibt sein psychisches Gesundheitskonzept als Bewegungen der
Seele. Dieses hat zwei Pole, einen positiven und einen negativen. Die Seele des
Menschen steht in einer direkten Verbindung mit der Umwelt und umgekehrt. Schon
in seiner Zeit waren Luft und Wasser verschmutzt bzw. kontaminiert. Der große
Arzt war davon überzeugt, dass diese zunehmende Belastung der Natur nicht nur
den Körper, sondern auch die Seele des Menschen schädige. Er zeigt, dass Natur
und Körper das menschliche Denken formen und beeinflussen, und zwar über die
vier Seelenkräfte (spirits, pneumata): Körperpneuma, natürliches, vitales und
vor allem psychisches Pneuma. Letzteres ist in den Gehirnkammern angesiedelt. Es
ist das, was wir heute als Seele betrachten. Schlechte Umwelt und negative
Emotionen haben negative Wirkungen auf Körper und Seele. Wenn nicht beachtet,
bringen diese Wirkungen das physische und psychische Gleichgewicht
durcheinander. Es ist die Folge eines solchen Ungleichgewichts, dass Krankheiten
nicht vermieden werden können. Dieses Gleichgewicht zwischen Körper und Seele
ist nicht statisch, sondern dynamisch. Bei vielen Personen ist es Fluktuationen
unterworfen. Diese bewegen sich permanent zwischen den zwei Extremen der
Nikomachischen Ethik von Aristoteles. Da Maimonides diese strenge
Gegenseitigkeit zwischen Körper, Seele und Umwelt experimentell wahrnahm, wird
er von einigen Forschern als der Gründer der Psychosomatik betrachtet.
Maimonides war ein frommer Mann und vielfach baute er auch Erkenntnisse und
Befunde aus dem hebräischen Talmud und sogar aus dem Alten Testament ein. Aber
als ein früher Aufklärungsphilosoph wagte er oft von den Regeln des Talmuds
abzuweichen. Für ihn war die menschliche Ratio eine Wiederspiegelung der
göttlichen Ratio respektive des hebräischen Ruach. Somit schließen sich aus
Sicht von Maimonides religiöse jüdische Tradition und menschliche Ratio einander
nicht aus.
Abstract
Maimonides describes his psychic concept of health as movements of soul. It has
two poles, a positive and a negative one. Soul of man is in a direct connection
with environment and vice versa. Already in his time air and water were polluted
resp. contaminated. The great physician was convinced that this increasing
strain of nature not only damaged the body, but also the soul of man. He shows
that nature and body form and influence human thinking via the four spirits:
Body-, natural, vital, and especially psychic spirit. The latter is settled in
brain-chambers, it is what we today regard as soul. Bad environment and negative
emotions have negative effects on body and soul. If not minded, these effects
confuse physical and psychic balance. It’s a consequence of such a
disequilibrium that diseases can’t be avoided. This balance of body and soul is
not static, but dynamic. In most persons it is subject to fluctuations. These
are moving permanently between the two extremes of the Nicomachic ethics of
Aristotle. Since Maimonides experienced this strong mutuality between body, soul
and environment, he is regarded by several researchers as the founder of
psychosomatics. Maimonides was a religious man and in many cases he also built
in perceptions and findings from Jewish Talmud and even from Old Testament. But
as an early illuminated philosopher he often dared to deviate from the rules of
Talmud. For him human ratio was a reflection of divine ratio resp. Hebrew ruach.
Thus from the sight of Maimonides religious Jewish tradition and human ratio
don’t exclude one another.