Z Gastroenterol 2013; 51(12): 1452
DOI: 10.1055/s-0033-1362122
Der bng informiert
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial – Positionen für 2014

Franz Josef Heil
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 December 2013 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Die Koalitionsverhandlungen in Berlin dürften abgeschlossen sein. Ich kenne das Ergebnis zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Artikel schreibe, noch nicht. Aber ganz egal, welche Schwerpunkte der neue Gesundheitsminister (oder wurde es eine Ministerin?) setzt, gibt es grundsätzliche Positionen, die für uns niedergelassene Fachärzte wichtig sind:

■ Die Sorge um die sinkende Zahl der Hausärzte ist berechtigt. Wir Fachärzte erleben schon jetzt, welche Konsequenzen der Hausarztmangel auf unsere Arbeit hat: Wir müssen zunehmend die Versorgung der Bevölkerung übernehmen. Wenn es der Hausarzt nicht mehr schafft: Wer, wenn nicht die Internisten, können die Versorgung chronisch kranker Menschen sicherstellen? Aber wir fachärztlichen Internisten, die laut KBV-Beschluss keine „Grundversorgung“ machen dürfen, können und werden die Langzeitbehandlung von Patienten nicht ohne Änderung unserer Rolle im KV-System und der Honorarstruktur übernehmen.

■ Bei aller Wertschätzung des „Landarztes“ – offensichtlich Lieblingskind der Gesellschaft – dürfen weder KVen noch Politik die Fachärzte vergessen. Vor allem durch die niedergelassenen Fachärzte wird die internationale Spitzenstellung der Medizin in Deutschland mit kurzen Wartezeiten und flächendeckendem Zugang zur Hochleistungsmedizin gewährleistet. Das gilt für die Gastroenterologie als weitgehend ambulantes Fach ganz besonders. Das deutsche System der niedergelassenen Fachärzte in eigenen Praxen ist einmalig und muss gefördert werden. Dazu brauchen wir vor allem eine Befreiung von Budgets und Regressen, einen Abbau der Bürokratie, Gestaltungsfreiheit über die Sektorengrenzen hinweg und die Finanzierung der ärztlichen Weiterbildung in den Praxen.

■ Voraussetzung für das funktionierende System der ambulanten ärztlichen Versorgung ist die Freiberuflichkeit der niedergelassenen Ärzte. Viele Regelungen im Bereich der GKV und enge Budgets sind eine schwere Belastung für unsere Praxen. Freiberuflichkeit auf der Ausgabenseite, aber Sozialismus auf der Einnahmenseite passen nicht zu einander! Ein System von Ambulatorien oder klinikeigenen bzw. konzerngeführten MVZ mit angestellten Ärzten ist keine sinnvolle Alternative und kann und darf nicht die Perspektive für die Zukunft sein. Ich höre aber in der Gesundheitspolitik gar keine, in der Wirtschaftspolitik nur wenige Bekenntnisse, dass die Freiberuflichkeit als Wert überhaupt wahrgenommen, geschweige denn gefördert wird.

■ Die niedergelassenen Ärzte sichern, genauso wie die Krankenhäuser, dass es in Deutschland keine 2-Klassen-Medizin gibt: Egal wie jemand krankenversichert ist, er wird vom selben Arzt in derselben Praxis und in der Regel mit den gleichen Methoden und Medikamenten behandelt. Ideologisch begründet, scheint der Trend zur sozialistischen Einheitsmedizin mit Abschaffung der PKV oder Einführung einer einheitlichen Gebührenordnung kaum mehr aufzuhalten sein. Sozialismus und Gleichmacherei verbessern aber nicht die Behandlung der Patienten, im Gegenteil!

■ Unsere Praxen sind tolle Arbeitsplätze. Das bedeutet für die niedergelassenen Ärzte zwar eine große Arbeitsbelastung, aber auch eine Arbeit mit einer hohen beruflichen Zufriedenheit und in aller Regel mit finanzieller Sicherheit. Wir müssen dafür sorgen, dass die Arbeit in der Praxis den Ärzten / Ärztinnen und ihren Mitarbeitern/-innen heute und in Zukunft Freude macht, zum Nutzen der Patienten! Nur dann wird die nachwachsende Ärztegeneration den Weg in die Praxis gehen wollen.

Bei Diskussionen und Verhandlungen über gesundheits- und honorarpolitische Einzelfragen dürfen wir Grundsätzliches nicht aus den Augen verlieren. Wir Ärzte sollten nicht untätig warten, bis die Vorstellungen und Pläne der Politik für die nächsten Jahre umgesetzt werden, sondern wir müssen uns aktiv an der politischen Diskussion beteiligen. Das ist Aufgabe und Herausforderung für unseren Berufsverband, aber auch Aufruf an jeden von uns Ärzten und Ärztinnen.


#