Z Gastroenterol 2014; 52(5): 515
DOI: 10.1055/s-0033-1362490
Mitteilungen des BVGD
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Nationales Register „Stuhltransplantation“ bei rezidivierender C. diff.-Infektion

Stefan Hagel
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Publication Date:
19 May 2014 (online)

Clostridium difficile ist in etwa 10–20 % die Ursache der Antibiotika-assoziierten Diarrhoen und die Hauptursache für Antibiotika-assoziierte Colitis (50–75 %) und pseudomembranöse Colitis (mehr als 90 %) in Krankenhäusern. Die Inzidenz von symptomatischen Clostridium difficile Infektionen hat im Verlauf der letzten 20 Jahre zugenommen. In Deutschland verdoppelte sich die Inzidenz in den Jahren 2002 bis 2006 von 1,7–3,8 auf 14,8 Fälle pro 100 000 stationärer Patienten. Ein großes Problem bei der Therapie ist die hohe Rate an Therapieversagen (z. B. Metronidazol 22 %, Vancomycin 14 %) und eine hohe Rezidivrate (Metronidazol 27 %, Vancomycin 24 %) (Vardakas et al. 2012). Im angloamerikanischen Raum wird seit einigen Jahren die Stuhltransplantation zur Wiederherstellung der Darmflora bei Versagen der konventionellen antibiotischen Therapie oder Rezidiven mit sehr gutem Ansprechen (z. T. > 90 %) eingesetzt. Berichte über erfolgreiche Stuhltransplantationen bei therapierefraktärer C. difficile-assoziierter Kolitis haben auch in Deutschland in den vergangenen Monaten, sowohl in der Fachliteratur, als auch in der Laienpresse deutlich zugenommen. Wie viele Stuhltransplantationen insgesamt bereits in Deutschland durchgeführt worden sind, ist jedoch nicht bekannt. Um dieser Frage nachzugehen wurde Anfang März gemeinsam mit der DGVS eine Umfrage unter mehr als 700 gastroenterologischen Abteilungen in Deutschland durchgeführt. Hierzu wurde vorher ein positives Ethikvotum der Ethikkommission des Universitätsklinikums Jena eingeholt, um u. a. den Datenschutzaspekten gerecht zu werden. Bereits innerhalb der ersten Woche haben mehr als 300 der angeschriebenen Personen geantwortet. Eine Zwischenauswertung zeigt, dass die Stuhltransplantation ein bisher in Deutschland wenig standardisiertes Verfahren ist. In 21 verschiedenen gastroenterologischen Kliniken und Abteilungen in Deutschland wurden bisher Stuhltransplantationen bei rezidivierender C. diff. Infektion durchgeführt. Rund 85 % der Abteilungen, in denen bisher das Verfahren noch nicht etabliert ist, würden dieses jedoch prinzipiell in Ihrer Klinik durchführen. Viele der Abteilungsleiter gaben jedoch an, dass sie aufgrund fehlender Langzeitdaten und unklarem regulatorischen Status eine solche Therapie bei Ihnen aktuell (noch) nicht durchführen würden. Aktuell ist das Verfahren beim PEI / BfArM im Gespräch einer strengeren Regulation zu unterwerfen. Gleichzeitig gibt es keine Regelung für die Finanzierung der mit dem Verfahren verbundenen zusätzlichen Kosten (u. a. Spenderscreening), welche in der meist angesteuerten DRG G67B (Gastroenteritis mit komplexer Diagnose) nicht abgedeckt sind.

Um genaue Daten zur klinischen Wirksamkeit und langfristigen Sicherheit zu erhalten, die als Ausgangspunkt für eine Diskussion mit dem PEI / BfArM und den Kostenträgern genutzt werden können, wird zur Zeit eine nationale, Internet-basierte Datenbank eingerichtet, in der Patientencharakteristika, Details zur Durchführung der Transplantation sowie das Ergebnis in pseudonymisierter Form erfasst werden (S. Hagel (Jena), A. Stallmach (Jena), C. Lübbert (Leipzig), M. Lerch (Greifswald), A. Lohse (Hamburg)). Ein längerfristiges Follow-up der Patienten ist ebenso geplant. Details hierzu werden in Kürze über die DGVS bekannt gegeben. Wir möchten Sie aber schon jetzt ganz herzlich bitten, uns hierbei weiter zu unterstützen und alle Patienten, bei denen eine Stuhltransplantation durchgeführt wurde, zu dokumentieren. Für Rückfragen oder der Absicht noch nicht erfasste Patienten in die aktuelle Umfrage einzuschließen, steht Stefan Hagel (stefan.hagel@med.uni-jena.de) zur Verfügung. Das langfristige Ziel fokussiert auf die Klärung der Indikationen, der notwendigen Spenderuntersuchungen, dem Verfahren, aber auch der Dokumentation der Langzeitergebnisse und einer adäquater Kostenerstattung unter DRG Bedingungen.